Schopfheim Es ist 18 Uhr. Im Vereinsheim der Schopfheimer Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) herrscht reges Treiben. DLRG-Rettungsschwimmer ziehen sich um und machen sich bereit für das Training. Das Vereinsheim befindet sich auf dem Gelände des Freibads im Schopfheimer Oberfeld. Schwimmbad und DLRG gehören ideell ohnehin untrennbar zusammen – in Schopfheim ist das auch räumlich sichtbar. Die DLRG übernimmt Badeaufsichten, bietet Schwimmkurse an und bildet Rettungsschwimmer aus.

So gesehen verwundert es schon, dass die DLRG nicht im Vorfeld in die Überlegungen miteinbezogen wurde, was aus dem Freibad werden soll. Auch die DLRG erfuhr laut der Aussage ihres Vorsitzenden wie die übrige Öffentlichkeit erst rund zehn Tage vor der Gemeinderatssitzung, dass am 14. Juli der Richtungsentscheid in Sachen Sanierung des Bads im Gemeinderat anstand. In dieser Sitzung entschied sich der Gemeinderat für die Variante Umwandlung in ein Naturbad. Nicht wenige Menschen sind allerdings sowohl mit dem Beschluss als auch mit dem Ablauf der Sitzung und der Information der Öffentlichkeit höchst unzufrieden. Davon zeugt eine Flut an Leserbriefen und Social-Media-Beiträgen.

Die DLRG allerdings sieht die Sache differenziert. Weil einerseits DLRG-Mitglieder seit vergangener Woche quasi rund um die Uhr angesprochen werden, andererseits die DLRG ihren Standpunkt gerade wegen der Welle an Äußerungen klar machen will, lud der Vorstand jetzt zum Pressegespräch ein. Die Kernbotschaft wurde in einer Stellungnahme zusammengefasst und lautet: „Die DLRG begrüßt die Entscheidung des Gemeinderats, das Freibad im Oberfeld zu sanieren und als Naturbad weiterzuführen“ – allerdings unter der Bedingung, „dass Ausbildung, Sicherheit und Vereinsnutzung weiterhin gewährleistet bleiben“.

Klare Anforderungen

Damit all das, was der DLRG wichtig ist, bei der jetzt erst anlaufenden konkreten Sanierungsplanung berücksichtigt wird, hat die DLRG für die Stadt und den Gemeinderat ein Anforderungspapier erstellt. Demnach braucht es unbedingt genügend 50-Meter-Bahnen mit 1,80 Metern Wassertiefe für Rettungsschwimmprüfungen sowie einen mindestens drei Meter tiefen Bereich für Tieftauchprüfungen. Weitere Kriterien sind ausreichende Sichttiefe und Wasserqualität, eine gute Einsehbarkeit aller Wasserbecken für die Badeaufsicht, eine beheizte Kleinschwimmhalle für Wassergewöhnungs- und Anfängerschwimmkurse, außerdem Barrierefreiheit sowie Lager- und Schulungsräume und Zugänge für das Rettungspersonal.

Besonders wichtig ist der DLRG laut der Stellungnahme zudem „eine offene Kommunikation“ mit der Stadtverwaltung. Da sie in die Vorüberlegungen nicht einbezogen war, „erwarten wir, aktiv in die Planung und Ausschreibung eingebunden zu werden. Wir stehen bereit, mit unserer Expertise zur Umsetzung eines zukunftsfähigen Naturbades beizutragen“. Diese Bereitschaft beteuern denn auch im Gespräch mit dieser Zeitung nochmals Jürgen Vetter (Vorsitzender), Thorsten Springmann (Ausbildungsreferent) und Bernhard Springmann (Vorstandsmitglied und früherer Tiefbauamtsleiter der Stadt).

Vetter betont: „Ein Naturbad kann eine tolle Lösung sein – wenn es funktioniert.“ Das sieht auch Bernhard Springmann so: „Es gibt genug positive Beispiele. Man muss sich nicht nur an negativen orientieren, wie es manche Gegner machen.“ Thorsten Springmann stellt klar: Unter der Voraussetzung, dass nur sieben Millionen Euro zur Verfügung stehen, sei das Naturbad auf jeden Fall die bessere Variante.

„Die Variante mit einer Sanierung als Chlorbad wäre gar nicht gegangen.“ Er hat sich mit den beiden Studien auseinandergesetzt. Drei 50-Meter-Bahnen wären um die Hälfte gekürzt, die Wasserfläche um 500 Quadratmeter reduziert worden. Und es wäre kein Geld für die Sanierung der für die Anfänger- und Wassergewöhnungskurse wichtigen Kleinschwimmhalle mit dem Warmwasserbecken da gewesen – „das alles wäre für uns ein komplettes K.-o.-Kriterium gewesen. Uns ist es wichtig, dass wir weiter ein Schwimmbad in Schopfheim haben, in dem Kinder schwimmen lernen können und an dem unsere Jugend und Kinder auch in zehn oder 20 Jahren noch Freude haben.“

Jürgen Vetter betont, dass sich Bedenken entkräften lassen können – mit solider Planung. Etwa die Befürchtung, dass das Wasser zu kalt sei. „Es gibt Naturbäder, die vorgewärmtes Wasser nutzen.“ Ideale Temperaturen zwischen 22 und 24 Grad seien durchaus zu gewährleisten. Oder die Sorge vor Veralgung: „Das kann man wiederum mit der Zufuhr von kaltem Wasser regulieren.“ Im Prinzip, so Vetter, „gibt es für jedes Problem eine technische Lösung.“ Überhaupt wäre eine „sachliche, konstruktive Diskussion“ im Sinne der DLRG.

Die Kritik und die teils falschen Vorstellungen, die kursieren, etwa dass das Bad zum Badetümpel wird, bereiten Bernhard Springmann Sorge – und wecken bei ihm Erinnerungen an die Jahre 2005/2006, als er zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Christof Nitz die visionäre Idee eines interkommunalen Ganzjahresbads von Schopfheim, Maulburg und Wehr in Gündenhausen entwickelte – die aber nach Unterschriftensammlungen von Gegnern in der Versenkung verschwand. „Wenn so was jetzt wieder passiert, könnte es sein, dass wir am Ende gar nichts bekommen.“