Schopfheim Mit dem Verweis auf Missverständnisse und einem Machtwort aus dem Rathaus wollen sich die Gegner der geplanten Umwandlung des Schopfheimer Freibads in ein Naturbad nicht ruhigstellen lassen: Die Interessengemeinschaft (IG) Sport- und Familienbad Schopfheim hält an ihrer Überzeugung fest, dass das Bad in technischer Weise – also herkömmlich wie bisher auch – saniert werden soll. Das unterstreichen mehrere Mitglieder der IG in Zuschriften. Es sollen nun Gespräche mit Gemeinderäten folgen, um diese zur Abkehr von dem gefassten Grundsatzbeschluss pro Naturbad zu bringen und so die Wende zu schaffen. Außerdem soll – auch entgegen den Wünschen aus dem Rathaus – das angekündigte Bürgerbegehren weiterverfolgt werden.

„Eigentlich hätte alles ganz einfach laufen können“, schreibt IG-Vertreterin Maria Brokatzky in einer Stellungnahme. „Man startet eine Bürgerbeteiligung. Was wollen die Nutzer und Bürger? Man arbeitet ein Anforderungskonzept aus, holt unterschiedliche Konzeptangebote ein, Machbarkeitsstudie, Vergabeverfahren – fertig. Leider ist unsere Geschichte in Schopfheim eine andere. Man stellt alle Beteiligten vor vollendete Tatsachen, spaltet Bürger und Vereine.“ Die IG habe inzwischen zwei Gespräche mit der Rathausspitze geführt – bekannterweise kamen die beiden Seiten sich nicht näher. „Wir kommen auf keinen Nenner“, hatte auch Bürgermeister Dirk Harscher beim Pressetermin in der vergangenen Woche betont und noch einmal die städtische Sicht – und die von großen Teilen des Gemeinderats – untermauert, am Naturbad festzuhalten.

Man sei „mit großer Verwunderung und Unverständnis“ aus diesen Gesprächen im Rathaus gegangen, heißt es nun seitens der Interessengemeinschaft. Kritik äußern deren Mitglieder vor allem an der Herangehensweise der Stadt. „Wenn es um komplexe Projekte wie den Bau eines Schwimmbads geht, ticken Kommunen offenbar ganz anders als Industrie und Mittelstand“, schreibt Brokatzky, „während in der Wirtschaft technische Risiken im Vorfeld durch unabhängige Analysen, Vergleiche und Alternativen bewertet werden, setzt die Stadt bei diesem Millionenprojekt offenbar auf ein einziges Prinzip: Vertrauen und Hoffnung.“ Es habe keine vertiefte technische Prüfung gegeben, ebenso keine offene Diskussion oder eine „kritische Betrachtung mehrerer Expertisen“. Fragen zu Technik, Baugrundrisiken und Hygiene seien unbeantwortet geblieben. „Begründung: Unsere Fragen kämen zu früh“, so die IG-Sprecherin.

Man habe sich seitens der Interessengemeinschaft in die Materie eingearbeitet und erwarte Antworten auf technische Fragen, etwa zur Wasserqualität, zur Filtertechnik oder zur Beschaffenheit des Bodens „in einem Gebiet, in dem benachbarte Häuser in sogenannten weißen Wannen errichtet werden müssen“, weil „drückendes Grundwasser oder hohe Feuchtebelastung zu erwarten sind“. Hier seien Risiken nicht ausreichend berücksichtigt und mögliche zusätzliche Kosten verschwiegen worden.

Rund 6000 technische Bäder

Bürgermeister Harscher hatte im Pressegespräch vergangenen Freitag von „bundesweit 200 Naturbädern, Tendenz steigend“ gesprochen und dies als Beleg für die Sinnhaftigkeit des Vorhabens gesehen. Das sieht die IG anders: „Dabei gibt es in Deutschland rund 6000 technische Bäder, aber nur etwa 200 Naturbäder, eine Tendenz, die darauf hindeutet, dass sich technische Bäder über Jahrzehnte hinweg bewährt haben“, heißt es in der Stellungnahme, und: „Sie bieten eine verlässlich kontrollierbare Wasserqualität, klare gesetzliche Rahmenbedingungen und eine stabile Betriebsweise, die weitgehend unabhängig von äußeren Einflüssen wie Witterung, Klima, Grundwasserverhältnissen oder Verschmutzungseinträgen funktionieren.“ Auch Hans-Ulrich Rammelt und Susanne Teipel, Mitglieder im Kernteam der IG, melden sich in Zuschriften zu Wort. „Unsere Recherchen über andere Bäder haben Schließungen an Hitzetagen, Wassertrübungen und Filterüberlastungen bei zu viel Badenden ergeben“, schreibt Rammelt. Im Naturbad in Riehen dürften, so Rammelt, „an heißen Tagen nur Anwohner rein“. Susanne Teipel ärgert sich: „Kein Sachargument wurde angehört, geschweige denn überprüft. Aus der Luft werden Dinge behauptet, die nicht der Realität entsprechen, wie Wassertemperatur, Sicherheit, Hygiene und Baukosten.“ Es sei eben kein „Missverständnis“, wenn sich Bürger kundig machten, um Bürgermeister und Verantwortliche mit sachlicher Argumentation zu überzeugen, dass ein Naturbad der falsche Weg sei.

Die IG möchte zwei parallele Wege gehen, um das Naturbad doch noch zu verhindern: „Einerseits bleiben wir immer gesprächsbereit und suchen auch den Dialog zu Gemeinderäten“, erklärt Maria Brokatzky. Man sehe hier eine Chance, das Gremium noch mit Argumenten umzustimmen. Dass dies einige Arbeit bedeuten dürfte, hatte Bürgermeister Harscher noch betont: Die Mehrheit pro Naturbad war im entsprechenden Beschluss im Juli mit 15  Ja- und fünf Nein-Stimmen schon sehr deutlich.

Andererseits treibt die IG weiter die Vorbereitungen für einen Bürgerentscheid voran. Derzeit, so Brokatzky, liegen die Unterlagen – etwa die genaue Fragestellung und der Kostendeckungsvorschlag der IG – zur Prüfung im Rathaus. Wenn es von dort grünes Licht gibt, werden Unterschriften gesammelt. Um das Quorum zu erreichen, sind rund 1200 Autogramme von Einwohnern nötig. Bis zum 13. Oktober muss das Begehren aufgegleist sein, dann verstreicht die Frist von drei Monaten seit dem Gemeinderats-Grundsatzbeschluss. Im Rathaus, so hatte Bürgermeister Harscher gesagt, sieht man dieses Bürgerbegehren „sportlich“.