Schopfheim – Das Wisent-Gehege galt als Zugpferd des Gersbacher Rinderlehr-/Erlebnispfades. Nachdem Herdenbesitzer Jürgen Pflüger allerdings seine Tiere Anfang 2023 in neue Gehegepächter-Hände gegeben hatte, starben fünf der sieben Tiere an Parasitenbefall und Unterernährung – aus diesem Grund läuft schon seit vergangenem Spätherbst ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen. Dieses läuft immer noch. Wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage mitteilt, müssten „derzeit noch Anhörungsrechte gewahrt werden, bevor eine abschließende Entscheidung getroffen wird“.

Der Gemeinderat nahm diesen Vorfall zum Anlass, um im November 2023 zu beschließen, die Kosten für das Gehege einzusparen. Unter anderem, weil an für sich eine neue Umzäunung vonnöten ist. Es geht aber auch um Futter- und Tierarztkosten. Eigentlich zielte der Beschluss auf ein baldiges Aus für das Gehege ab. Allerdings hatte zwischenzeitlich eine Freiburger Firma, die sich mit Kuhmilchzellen beschäftigt, Interesse an der Übernahme des Geheges und der beiden Tiere signalisiert, die überlebt hatten: der Bulle Bubi, mittlerweile 13 Jahre alt, und die 22-jährige Kuh Kressy. Die beiden Wisente hatten sich, kaum waren sie zurück in der Obhut von Jürgen Pflüger, schnell wieder erholt. Mittlerweile geht es ihnen prächtig. „Das bestätigt auch der Tierarzt“, berichtet Jürgen Pflüger auf Nachfrage.

Jüngst fand ein Gespräch zwischen Stadtverwaltung und Tiereigentümer Jürgen Pflüger statt, um eine Entscheidung über die Zukunft der Tiere zu treffen. Ein Abschuss der Tiere war und ist für Jürgen Pflüger keine Option – „das kommt für mich nicht infrage“, betont er ausdrücklich. Allerdings sind Bemühungen, die Wisente woanders unterzubringen, bis dato gescheitert. Pflüger und die Stadtverwaltung haben deshalb jetzt vereinbart, dass die Wisente bis zum Herbst weiter im Gehege bleiben können und vom Jürgen Pflüger versorgt werden. Bis dahin wollen sowohl die Verwaltung wie auch Jürgen Pflüger nochmals eine Liste möglicher Abnehmer kontaktieren, um die Tiere anderweitig unterzubringen. Bekanntlich steht allerdings auch das Angebot eines Gersbachers im Raum, zusätzliche Kühe zu kaufen, falls das Gehege doch weiterbetrieben werden soll. Von diesem Szenario ist aber in der Vorlage keine Rede.

Die Tiere vorerst im Gehege zu belassen, sei – auch wenn es zwingend notwendig ist, den Zaun auszubessern – die beste Lösung, schreibt die Stadtverwaltung in der Vorlage. Auch, weil das Weibchen möglicherweise trächtig ist. „Das ist nicht hundertprozentig sicher“, stellt Pflüger auf Nachfrage klar, „das lässt sich bei Wisenten schlecht feststellen. Sie sind leichtgebärend, sie bekommen keine großen Euter wie ein Hausrind. Wenn diese kurz vor dem Kalben sind, haben sie eine große Ausbuchtung. Bei den Wisenten ist das nicht so.“ Möglich wäre es aber, dass sie trächtig sei, so Pflüger. Ihr Alter (22) sei – auch wenn die Lebenserwartung der Tiere bei um die 25 Jahre liegt – kein Hindernis.

Die Kosten für den vorläufigen weiteren Verbleib bis Herbst im Gersbacher Gehege seien überschaubar. Im Moment müsse nicht die komplette Umzäunung neu gemacht werden. Vielmehr reiche es aus, die Stangen, die kaputt seien – „etwa zehn Stück“ –, zu reparieren. Auch sei bis Herbst für Futter gesorgt. „Ansonsten steht nur noch einmal Entwurmen an.“ Übrigens gehe es nicht nur den beiden Tieren prima – auch das Gelände sei in gutem Zustand. Das Bild eines von Parasiten befallenen Geländes, das im Herbst 2023 gezeichnet wurde, „war ziemlich überzogen“.