Rolf Reißmann

Eigentlich sollte es schon vor einigen Wochen eine Einweihungsfeier geben, doch auch in Dossenbach musste manch‘ vorgesehener Anlass verschoben werden. Am Donnerstagvormittag aber trafen sich nun Gestalter und Förderer des Herwegh-Themenweges. Gemeinde und Nationalpark Südschwarzwald hatten sich zusammengetan, um mit einer neue Gestaltung den Hügel hinter dem Bürgersaal zu einem attraktiven touristischen Ziel auszubauen.

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Im Ortsteil weiß wohl jeder über das Gefecht im Jahr 1848 Bescheid, doch da dieses Ereignis ein wesentlicher Teil der demokratischen Revolution war, hat es überregionale Bedeutung. Obwohl die Ziele der damaligen bürgerlichen Revolution in der Bevölkerung weiten Zuspruch fanden, stand der Erfolg vieler Aktionen dennoch in Frage, weil die Anführer oftmals unkoordiniert handelten. Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat, fixiert in einer demokratischen Verfassung, waren die Ziele der Revolution. Freie Wahlen gehörten ebenso dazu wie Politik im Interesse des Volkes.

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Leider wurden die Revolutionäre selbst zu Gejagten. Eine letzte Formation mit etwa 630 Kämpfern begab sich von Kembs am Rhein aus durch das Wiesental, über die Hohe Möhr bis nach Dossenbach. Übermüdet und abgeschlagen trafen sie hier auf eine Kompanie württembergischer Soldaten. Die gut ausgerüsteten und ausgeruhten Infanteristen waren der Legion Herwegh deutlich überlegen.

Reiner und Elsbeth Bolanz stifteten eine Bank am neuen Themenweg, für Ortsvorsteher Arndt Schönauer (rechts) eine ideale Ergänzung.
Reiner und Elsbeth Bolanz stifteten eine Bank am neuen Themenweg, für Ortsvorsteher Arndt Schönauer (rechts) eine ideale Ergänzung. | Bild: Rolf Reißmann

Den ersten Angriff der Militärs konnten die Revolutionäre noch zurückschlagen, doch nach deren Neuformation fehlte ihnen die Kraft zur entscheidenden Gegenwehr. Sogar das Schießpulver war nach tagelangem Marsch nass und nicht mehr gebrauchsfähig. 30 Kämpfer fielen, die Mehrzahl wurde gefangengenommen. Nur wenigen gelang die Flucht, darunter Emma und Georg Herwegh.

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Siebold empfindet den Weg als eine günstige Form, um historisches Wissen zu vermitteln. „Einmal wird damit unser Respekt vor den Kämpfern deutlich, anderseits können wir darstellen, dass auch große Ereignisse der Geschichte vielfach mitten unter der Bevölkerung abliefen.“ Das Gefecht bei Dossenbach sei ein trauriges Ereignis, gewissermaßen das Ende der bürgerlichen Revolution, gewesen. Der Themenweg sei Ort der Erinnerung und des Gedenkens und der Veranschaulichung des Wertes der Demokratie.

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Regina Melch von der Verwaltung des Nationalparks Südschwarzwald sieht den Weg als deutliche Bereicherung Dossenbachs für den Tourismus. „Dieser kulturell-historische Themenweg wird ganz bestimmt die Aufmerksamkeit vieler Besucher der Region, aber auch von Einwohnern benachbarter Orte für Dossenbach und die Gemeinde Schwörstadt insgesamt fördern“, sagte sie bei der Einweihung.

Ortsvorsteher Arndt Schönauer berichtete, dass seit Fertigstellung des Weges schon zahlreiche Besucher hier entlanggegangen seien. Bürgermeisterin Christine Trautwein-Domschat sieht eine enge Verbindung zum literarischen Radwanderweg „Von Hebel zu Scheffel“, der ebenfalls Schwörstadt berührt. Ein weiterer Anziehungspunkt werde auch die Merklin-Orgel in der Dossenbacher Kirche sein, wenn deren Restaurierung abgeschlossen ist. Vor allem aber sei es gelungen, mit der abwechslungsreichen Gestaltung der Informationstafeln alle Generationen anzusprechen, findet Trautwein-Domschat. So könne der Weg durchaus dazu dienen, Kindern und Jugendlichen den jahrhundertelangen Kampf um die heutigen demokratischen Werte nahe zu bringen.