Herr Pfarrer Jan, um welche Probleme handelt es sich, mit denen die Kirche zu kämpfen hat, und die keinen Aufschub dulden?
Der Erzdiözese werden im Jahr 2030 nur noch etwa 230 Priester zur Verfügung stehen. Jetzt sollen etwa 40 Pfarreien gebildet werden, in denen 40 Priester Leitungspositionen übernehmen sollen. Die übrigen 180 bis 190 Priester werden sich auf die Kernaufgaben, wie die Verkündigung und Feier der Sakramente konzentrieren können. Deshalb ist es ratsam, früh genug eine funktionierende Struktur zu entwerfen und umzusetzen.
Was bedeutet das für die Gläubigen vor Ort?
Dort wo sich Christen versammeln werden, wird es immer Gottesdienste geben, beispielsweise Wortgottesdienste, die von Laien geführt werden können, oder Rosenkränze und Andachten. Es muss nicht immer und überall eine Eucharistie gefeiert werden. Nicht alles muss ein Priester machen. Die Frage wird sein, ob es genügend Menschen geben wird, die bereit sind, diese Gottesdienste zu leiten. Deswegen beginnen wir schon jetzt, diese Menschen zu suchen und zu schulen. Je mehr sich bereit erklären, diese Aufgaben zu übernehmen, desto besser.
Sollte die Kirche nicht bestrebt sein, mehr Aspiranten für das Priesteramt zu gewinnen, wie es jüngst bei einer Informationsveranstaltung zu den anstehenden Veränderungen geäußert wurde?
Wenn nur wenige dazu bereit sind, können wir machen, was wir wollen. Auch die Stellen der Pastoral- und Gemeindereferenten sind nur zu zwei Drittel besetzt. Selbst die evangelische Kirche, obwohl sie liberaler ist und die Pfarrer heiraten dürfen, hat Nachwuchssorgen. Mit diesen Realitäten muss man entsprechend umgehen und Strukturen schaffen, in denen die Verkündigung weiterhin möglich wird.
Wie wird die Umstrukturierung hier in der Region aussehen?
Von den drei Varianten, die unlängst vorgestellt wurden, bevorzugen der Dekan und viele Pfarrer im Dekanat die erste Variante, wobei eine neue Pfarrei entstehen könnte, die mit den Grenzen des jetzigen Dekanats übereinstimmt. Sie wäre die naheliegendste Variante, da würde sich vermutlich nicht viel verändern – lediglich der Name. Wie es definitiv aussehen wird, weiß noch keiner. So viel ist sicher, die Grenzen der jetzigen Pfarreien verschwinden. Die zukünftige Pfarrei wird dann nicht gleichzusetzen sein mit den heutigen Pfarreien. Bei der Variante eins wird die Verwaltung eher in Waldshut sein, bei den beiden anderen Varianten in Waldshut und in Bad Säckingen. Die Entscheidung, welche Variante gewählt wird, beeinflusst die pastoralen Aufgaben wenig. Die Gläubigen sollen weiterhin vor Ort die Anlaufpunkte haben, wie das Pfarrbüro und die Seelsorge. Die Gemeinde vor Ort mit dem Gemeindeteam wird der Kirche vor Ort das Gesicht geben.
Ist es überhaupt möglich, eine so große Fläche zu verwalten, ohne dass der Kontakt zu den Gläubigen verloren geht?
Das Konzept kann in der Zukunft funktionieren, wenn wir genug Christen mit ins Boot nehmen. Wir als Gemeinschaft der Glaubenden sind dazu berufen, das Evangelium zu verkünden. Da spielt es keine Rolle, ob eine Gemeinde groß oder klein ist. Alle, die getauft und gefirmt wurden, sind fähig den Glauben zu verkünden. Wenn die Gläubigen diese Aufgabe wahrnehmen und Zeugnis für Jesus ablegen, dann werden wir auch in der Zukunft mit weniger Priester zurechtkommen. Die Kirche hat sich in der Geschichte schon immer reformiert und diese Reformen haben der Kirche immer gut getan. Sie sieht heute anders aus, als vor 100 Jahren und wahrscheinlich auch wie in den nächsten 100 Jahren.
Fragen: Cornelia Liebwein
Zur Person
Pfarrer Jan Grzeszewski ist seit Gründung der Seelsorgeeinheit am 1. Januar 2015 deren Leiter. Er war seit Februar 2003 Seelsorger in Ibach und ab Mai zusätzlich auch für die katholischen Pfarrgemeinden Hierbach und Urberg zuständig. Ab Oktober 2003 leitete Pfarrer Jan Grzeszewski dann die neue Seelsorgeeinheit auf dem Dachsberg.