St. Blasien Mit seinem streckenweise wie eine sinfonische Dichtung auf der Orgel wirkenden Programm bereicherte Paolo Bougeat die Facetten der Internationalen Domkonzerte St. Blasien. Mit der Intrada op. 111a des Finnen Jean Sibelius eröffnete er sein Konzert. Sibelius hat nur wenige Stücke für Orgel komponiert. Das Werk wirkte in seiner ganzen Anlage ausgesprochen sinfonisch, eingeleitet mit majestätischen Akkorden und durchweg als dichter Orchestersatz konzipiert.

Dagegen wirkte Dieterich Buxtehudes Ciacona grazil. Der Meister der norddeutschen Orgelmusik des Barock hat die barocke Variationsform der Chaconne mit ihrem Bass, über dem sich die melodischen Variationen entfalten, als liedhafte, fließende, immer wieder neu umspielte Linie gestaltet, die Bougeat durch markante Klangfarben in der Registrierung betonte.

Auch seine eigenen Kompositionen bevorzugen eine am Melodischen orientierte Klanglichkeit. Das Impromptu „Resonet in laudibus“ von 2024 beginnt mit zarten Klangtropfen, aus denen die Melodie heraustritt, sich breit aussingt, getragen durch die im Hintergrund schwebende Begleitung. In der dritten Toccata aus den „Three pop toccatas“ von 2014 baut Bougeat aus einer sich wiederholenden Floskel einen wie von Kaskaden eines Wasserspeiers geformten Klangteppich auf als Grundlage für eine markante Melodielinie im Bass.

Wie direkt aus dem Gesangbuch heraus musiziert und Zuversicht ausstrahlend erklang Johann Sebastian Bachs Choralvorspiel „Liebster Jesu, wir sind hier“, BWV 731, wie auch der Text eine persönliche Gottesbeziehung ausdrückt, die von Vertrauen geprägt ist. Praeludium und Fuge C-Dur BWV 545 schlossen sich an, relativ knapp gehalten, mit einer ausgeprägten Pedallinie im Praeludium und einer klar und durchsichtig aufgebauten Fuge.

Mit einer Ciaconna von Johann Bernhard Bach, einem Cousin Johann Sebastians, spielte Bougeat eine weitere kaum gehörte Komposition, die neben dem der Form geschuldeten Variantenreichtum der Melodie auch teils kompositionstechnisch erzeugte, teils durch die Registrierung verstärkte lebendige dynamische Abstufungen bereithielt. In Niccolò Morettis zum Offertorium der Messe komponierter Sonata machten sich die weltlichen Einflüsse der Blütezeit der Neapolitanischen Oper bemerkbar mit dramatischen Tonrepetitionen und einem auffallend theatralischen Gestus.

Szenisch, als gäbe es ein außermusikalisches Programm, wirkte auch der letzte Beitrag des Konzerts, eine Komposition des Pariser „Modeorganisten“ des 19. Jahrhunderts, Louis James Alfred Lefébure-Wély, zugleich auch als „Sortie“, also als Ausgang einer Messe gekennzeichnet. Ein Beinahe-Walzer durchzieht mal eher tatsächlich ins Tänzerische driftend, mal eher lyrisch, dann wieder dramatisch abgedunkelt, das ganze Stück. Diesem ließ Bougeat auf den Beifall der Zuhörer hin noch eine ähnlich stark gestisch geprägte Zugabe folgen.