25 Jahre umfassen etwa eine Generation. Noch etwas länger ist der katholische Pfarrer Heinrich Heidegger nicht mehr Leiter der Kirchengemeinde St. Blasius und des Dekanats St. Blasien. Den Älteren steht er lebhaft vor Augen und in der Erinnerung, die jüngeren Pfarreimitglieder nutzen die von ihm geschaffenen Strukturen und Einrichtungen.
Heidegger wird 1971 als katholischer Stadtpfarrer in St. Blasien eingeführt. Die Wellen des 1965 beendeten Zweiten Vatikanischen Konzils mit den neuen Möglichkeiten und Ansprüchen an die Pfarrgemeinden sind im Schwarzwald angelandet. Die damals schwer vorstellbare Beteiligung der Laien als Lektoren und Kommunionhelfer gestaltet er zur Selbstverständlichkeit.
Das Pfarreileben verlangt Antworten auf die sich verändernde Gesellschaft: Der Aufbau einer literarisch fundierten Bücherei und die Gründung des Seniorenwerks sind erste wichtige Angebote. Die mit ihm gestarteten regelmäßigen sommerlichen Domkonzerte sind ein Versuch, Menschen in den Kirchenraum zu holen, die in den Gottesdiensten nicht unbedingt anzutreffen sind.
Auf die Schließung des Stadtkrankenhauses und den Weggang der Gengenbacher Schwestern (Kindergarten und Krankendienst) reagiert er sofort mutig mit dem Aufbau der am 13. Oktober 1976 eingeweihten Sozialstation – eine herausragende und hilfreiche Einrichtung, die sich aus der St. Blasier Region und den Bedürfnissen der Menschen nicht mehr wegdenken lässt.
Der Kindergarten im heutigen Haus der Sozialstation platzte aus allen Nähten und entsprach nicht mehr den Anforderungen. Die Pfarrgemeinde brauchte eine angemessene Stätte der Zusammenkunft, die am 5. Juli 1975 als Theophil-Lamy-Haus eingeweiht wurde. Bauwerke, Arbeitsbedingungen, Angebotsvielfalt verstand Heidegger als Teil der Seelsorge.
Die durch den Kollegbrand 1977 ausgelöste Domrestaurierung als Geschenk zum 200-jährigen Weihejubiläum 1983 forderte in den Kommissionssitzungen und Besprechungen seine vollen Kräfte und seine Argumentationsfreude. Der Stadtpfarrer hätte sich andere Akzente der Veränderung und Erneuerung vorstellen können, zeigt sich aber inzwischen weitgehend versöhnt mit der Lösung aus Helligkeit und Ausstattungsstrenge. Wie er es parallel geschafft hat, mit Hugo Ott den Jubiläumsband „200 Jahre Kloster- und Pfarrkirche“ herauszugeben und mit einem wissenschaftlichen Beitrag zu bereichern, spricht für seine außerordentliche Arbeitsdisziplin und seine für St. Blasien engagierte Einsatzfreude.
Mit der Verdienstmedaille der Stadt St. Blasien ausgezeichnet und bedankt, ist er im Herbst 1991 zu neuen Ufern nach Waldshut aufgebrochen, für den Ruhestand ist er 1994 zum Wurzelgrund in seine Geburts- und Heimatstadt Meßkirch zurückgekehrt.