St. Blasien – Die Eselhütte im Nordwesten von St. Blasien ist schon oft in Landschaftsberichte und Stimmungsbilder eingeflossen. Einmal ist zu lesen, aus der Vogelperspektive sehe die Gegend wie ein Eselsrücken aus. Eine andere Deutung führt den Namen Eselhütte darauf zurück, dass früher an dieser Stelle Esel zum Holzschleifen eingesetzt worden seien. Beide Erklärungen werden wiederum von Fachleuten mit einem Fragezeichen versehen.
Vor allem aber spielte die Eselhütte eine unvergessliche Rolle als Gastgeberin. Das Rad der Zeit muss dabei in die 1950er und auch 1960er-Jahre zurückgedreht werden. Zu den Höhepunkten des Jahresprogramms des Schwarzwaldvereins zählte das sommerliche Waldfest, zu dem auf das Areal bei der Eselhütte, einer der eindrucksvollsten Waldhütten der engeren Region überhaupt, eingeladen wurde. Es war selbstverständlich eine Ehrensache, das Veranstaltungsziel mit einem Fußmarsch zu erreichen. Allenfalls ein, zwei Versorgungswagen durften notgedrungen in die Waldesstille einbrechen. Selbst das Angebot eines Busses für jene, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind, wurde schnell wieder zurückgenommen. Die Unberührbarkeit der Natur erschien als das höherwertige Gut.
Umso fröhlicher und auch stimmkräftiger ging es dann für einige Stunden „Beim Esel“ zu. Die Attraktionen der Feste waren neben volkstümlicher Musik das Sackhüpfen im Kartoffelsack und der Eierlauf. Das mag in der heutigen Zeit anachronistisch klingen, doch niemand sollte die Erinnerung daran belächeln. Besser wäre es, sich einfach aus der Zeit der elektronischen Spiele und hochaufgerüsteten Vergnügungsparks um etliche Jahrzehnte zurückversetzen. Die halbe St. Blasier Sonntagswelt traf sich damals auf den harten Sitzbänken vor der „Eselschenke“, in der viele freiwillige Helfer des Schwarzwaldvereins das sommerliche Festziel lohnend machten.
Viele Namen einsatzfreudiger Frauen und Männer jener Jahre müssten erwähnt werden, um das Miteinander für den Erfolg des gemeinschaftsstiftenden Waldfestes zu verdeutlichen. Es muss und kann an dieser Stelle aber nur ein Name stellvertretend genannt werden, nämlich jener des 1980 verstorbenen Revierförsters Karl Herr, eine der guten Seelen des örtlichen Schwarzwaldvereins. Mit allen Verantwortlichen achtete er darauf, dass die Unversehrtheit der Waldkulisse gewahrt wurde.
Man blies übrigens zum Aufbruch, bevor die Waldeinsamkeit und die Waldbewohner ihre berechtigten Ansprüche geltend machten. Und manch einer, dem die untersagte Autonutzung nicht gefiel, war dann doch froh, gemächlich und zufrieden über Heuberg und Kanalweg oder Neuhäusler Loch den eigenen vier Wänden entgegen zu schlendern. Der flankierende, mal wispernde und mal rauschende Wald begleitete ihn dabei.