St. Blasien – Mit Werken aus Frankreich, Italien und Deutschland, zu denen der in der Musikuniversität von Lugano lehrende Italiener selbst die Einführung gab, konnte Orgelprofessor Stefano Molardi beim Orgelkonzert die Musikliebhaber in St. Blasien für sich gewinnen. Mit Ausdruckskraft und tiefer Innigkeit interpretierte er den weich fließenden Satz von César Francks „Prière“ op. 20.
Die vielen chromatischen Wendungen in der Melodie, die bewegte Oberstimmen über einer selbstständig durchlaufenden Basslinie, die Rufgesten im Wechsel mit dem Netz verschlungener Tuttieinschübe und der in leisen Akkorden verklingende Schluss wirkten in der Tat wie ein flehentliches Zwiegespräch mit der göttlichen Ebene. Wuchtig dagegen die kurze Einleitung von Marco Enrico Bossis „Thème et Variations“ op. 115, gefolgt von einem mit seiner starken Punktierung für deutliche Wiedererkennbarkeit sorgenden Thema. Die Variationen boten zunächst den typischen Reigen von die Melodie umspielender Begleitung über rhythmisch pointierte Floskeln und der selbst umspielten Melodie mit getupfter Begleitung bis zur akzentuiert dargebotenen Vollstimmigkeit des Satzes. Dann wechselte die Variation zur sanft schweifenden, die Punktierung aufgebenden Legatolinie, das Thema wird quasi zur Romanze, um in einer machtvollen Fuge ihren gewaltigen Abschluss zu finden.
Ganz zart kam Bachs bekannter Orgelchoral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ BWV 645 daher, mit deutlich kontrastierenden Choralmelodieeinschüben im sonoren Bass, um wiederum als starker Widerpart der farbintensiven Szenerie der Totentanzparaphrase über das „Dies Irae“ von Franz Liszt in einer eigenen Orgelversion von Stefano Molardi zu weichen. Mit dessen rhythmisch stampfendem Beginn, den auf und ab rasenden Dissonanzläufen, unterbrochen von akzentuierten Akkordballungen, ein wahrhaft erschütternder Höllentanz, entfaltet dieses Stück indes auch gebetshafte, beinahe hymnische Momente mit weich aufsteigenden, flehentlich bittenden Melodien und fast glückselig zu nennenden Höhen – ein wahres Wechselbad der Gefühle.
Auf durchsichtige Polyphonie folgt da ein plötzliches heftiges Crescendo, das zum tolldreisten Tanz ansetzt, schicksalsschwer lastende einzelne Akkorde münden in einen weich gedämpften, dennoch recht munter wirkenden Reigen, majestätische Schrittfolgen werden zum infernalischen Choral. Das stete Spiel mit den heftigsten Gegensätzen von himmlischer Luftigkeit und höllischem Inferno machen dieses Stück zu einem grandiosen szenischen Schauspiel für die Ohren. Anhaltender Applaus war die Antwort des Publikums. Dieser wurde mit einer recht harmonischen, reich verzierten Zugabe belohnt.