St. Blasien Mit einem vom Domchor umrahmten Gottesdienst sowie einem anschließenden Empfang im Theophil-Lamy-Haus wurde am Sonntag Pater Ralf Klein (SJ) nach seiner fünfjährigen Tätigkeit in der Seelsorgeeinheit St. Blasien verabschiedet. Vom 1. Juni an wird er als Pfarradministrator in die Pfarrei Heilig Petrus und Paulus in Ludwigshafen wechseln, die nach der geplanten Strukturreform keinen neuen leitenden Pfarrer mehr bekommen wird.

Pfarrer Jan Grzeszewski erklärte in seiner Ansprache im Rahmen des Abschiedsgottesdienstes, es falle ihm und sicherlich auch der Kirchengemeinde nicht leicht, Pater Klein ziehen zu lassen. Klein habe die Gemeinde mit seinem Geist, seiner Persönlichkeit und seinem Charisma erfüllt und zum Leuchten gebracht und die Zusammenarbeit habe auf ihn selbst belebend gewirkt. Mit seinem Mut, seiner Aufrichtigkeit und seiner Festigkeit im Glauben habe Pater Klein die Menschen beeindruckt – aber auch mit seiner Fähigkeit zuzuhören, sich in andere Menschen einzufühlen und andere in Entscheidungen mit einzubeziehen.

Geboren 1959 in Wiesbaden, studierte Klein in Frankfurt, Münster und Jerusalem und kehrte für das Noviziat nach Münster zurück. Ein halbes Jahr vor der Priesterweihe schickte ihn der Provinzial 1990 an das Canisius-Kolleg in Berlin, wo er nahezu 20 Jahre lang als Religionslehrer tätig war. Unterbrochen wurde dieser Berlin-Aufenthalt lediglich durch den letzten Ausbildungsabschnitt im Jesuitenorden, das „Terziat“, das Klein in Australien verbrachte. Im Jahr 2009 holte ihn der Provinzial nach München, wo er zehn Jahre lang als Provinzökonom tätig war. „Danach war für mich klar, Schule muss es nicht mehr sein, Verwaltung auch nicht“, meint Klein lächelnd.

Und als 2020 in St. Blasien die altersbedingte Ablösung von Pater Singer und Pater Bauer anstand, sei er vom Provinzial als Kooperator in die Seelsorgeeinheit St. Blasien berufen worden. Als Gründe für seine Bitte um die neuerliche Versetzung nennt Klein den Wunsch, näher bei seinen immer noch in Wiesbaden ansässigen Eltern zu leben – seine Mutter ist 88, sein Vater 95 –, sowie die Einsicht, dass er sich in einer Stadt mehr zu Hause fühle als im ländlichen Raum.

In seiner Abschiedspredigt am Sonntag bezog sich Pater Klein auf das Evangelium vom guten Hirten. Wenn Jesus als der wahre Hirte zu gelten habe, so bestehe sein „Bodenpersonal“ ausschließlich aus Unterhirten, und wenn er sich selbst als Tür zu den Schafen anspreche, also als Zugang zu den Seelen der Menschen, so gelte es auch, wachsam gegen jene zu sein, die diesen Zugang zu den Menschen missbrauchen. Es sei hilfreich, wenn in der Stimme eines Unterhirten der Klang des guten Hirten hörbar sei, aber man müsse auch offen dafür sein, neue Klangfarben der Stimme Jesu zu entdecken.„Für euch war ich Unterhirte, mit euch war und bin ich Schaf. Vielen Dank für die gemeinsame Zeit. Amen.“

Sicherlich einer der Höhepunkte, so Klein, seien die beiden Segensandachten für alle Liebenden im November 2020 und 2021 gewesen. Im Anschluss an die Erklärung der Glaubenskongregation zu Beginn des Jahres 2020, die die Segnung homosexueller Paare untersagte, sei im Pfarrgemeinderat eine rege Diskussion über eine öffentliche Reaktion darauf entstanden und daraus die Idee der Segensandacht geboren worden. Deren Gestaltung wurde von einem kleinen Kreis Ehrenamtlicher übernommen, und er habe sich bereit erklärt mitzumachen. Für die Gemeinde sei das ein wichtiger Schritt gewesen, zumal auch etliche wiederverheiratete Geschiedene erklärt hätten, wie gut ihnen dieser Segen getan habe.

Positive Rückmeldungen

Die Andacht wurde in die Fernsehdokumentation „Wie Gott uns schuf“ aufgenommen, in der sich Pater Klein mit seinem Coming-out zu Wort meldete. Er sei, so Klein heute, zu dem Zeitpunkt der Ausstrahlung seit fast zwei Jahren in der Gemeinde gewesen, und alle Rückmeldungen, die bei ihm angekommen seien, waren positiv. Und überhaupt seien diese letzten fünf Jahre, so Klein, durchaus für ihn mit neuen Erfahrungen verbunden gewesen. Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen etwa habe er vorher nur mit Menschen erlebt, zu denen zuvor bereits eine Verbindung bestand. Als sehr bereichernd habe er auch die ökumenische Zusammenarbeit erfahren. „Und auch die vielen Menschen, die mir hier inzwischen ans Herz gewachsen sind, werden mir fehlen“, bekannte er zum Schluss.