St. Blasien – Musik spielte schon früh eine große Rolle im Leben von Ewald Kaiser. Im Alter von zehn Jahren stieß er zum Musikverein Menzenschwand. Zunächst als Zögling, 1951 wechselte er mit 15 Jahren ins Aktivorchester. Und mehr noch, fünf Jahre lang war er auch in Höchenschwand musikalisch aktiv. Nach einer Dirigentenausbildung übernahm er 1968 das Vizedirigat und zwei Jahre später die musikalische Verantwortung für die damals 26 Menzenschwander Bläser.

Im Laufe der Jahre vergrößerte sich das Orchester ständig: 71 Musiker, die kaum Platz auf der Bühne fanden, wurden es nach und nach. Ab 1969 übernahm Kaiser zudem die Ausbildung des musikalischen Nachwuchses, zwischen 50 und 60 Jungmusiker unterrichtete er in 20 Jahren. Zudem war er zehn Jahre Bezirksvorsitzender und zwei Jahre lang Aushilfsdirigent der Trachtenkapelle Todtmoos. Und mehr noch, er reaktivierte und dirigierte die Menzenschwander Tanzmusik „Ewalds Fröhliche“.

Vieles hat sich im Laufe der Zeit geändert. Zunächst stand überwiegend klassische Blasmusik mit Polka, Marsch und Operette auf dem Programm. Die Stücke waren oft lang und anders geschrieben als die moderne Blasmusik. Das Saxophon kam als eigenständiges Register dazu, erinnerte sich Ewald Kaiser. Die Stücke wurden nach und nach harmonisch interessanter und Rhythmus spielte eine immer größere Rolle – eine „Trommelabteilung“ wurde ins Leben gerufen. Gegen Ende seiner Zeit als Dirigent nahm Ewald Kaiser Stücke aus Musicals wie „Starlight Express“ oder „Cats“ sowie Rock- und Popsongs ins Programm auf.

Eines hatte sich auch im Kreis der Musiker geändert: Vor rund 50 Jahren stießen die ersten jungen Damen zum Musikverein, und es wurden immer mehr – ein Gewinn für den Verein, den ersten im Landkreis, der Musikerinnen aufnahm, so Ewald Kaiser.

Als Höhepunkte seiner Tätigkeit als Dirigent nannte er neben den Jahreskonzerten die Auftritte vor rund 40 Jahren in den Stadien von Düsseldorf vor 40.000 Zuschauern und Stuttgart im Vorfeld von Fußballspielen. Auch die vielen Konzertreisen sind ihm in guter Erinnerung geblieben. Für sein umfangreiches ehrenamtliches Engagement wurde Ewald Kaiser 1986 die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg verliehen.

Nach 26 Jahren als Dirigent kehrte Ewald Kaiser 1996 als Musiker in die Reihen des Orchesters zurück. Der Schritt sei ihm nicht schwergefallen, da sein Sohn Joachim Kaiser die musikalische Verantwortung für das Orchester übernommen habe, blickte er zurück. Aber ist man als erfahrener Dirigent nicht versucht, dem Nachfolger Ratschläge zu geben – zumal wenn es der eigene Sohn ist? Nein, er habe sich immer neutral verhalten und seinem Sohn nie reingeredet, Ratschläge habe er ohnehin nicht nötig gehabt, erklärt Vater Ewald Kaiser schmunzelnd. Und für Sohn Joachim war es kein Problem, die musikalische Verantwortung vom Vater zu übernehmen.

Im Rahmen des Jahreskonzertes am 28. Dezember des vergangenen Jahres wurde Ewald Kaiser in den musikalischen Ruhestand verabschiedet. Und nach 28 Jahren am Dirigentenpult will sich nun auch Joachim Kaiser aus der musikalischen Verantwortung zurückziehen, sobald ein Nachfolger gefunden ist. Aus der Familie wird der allerdings nicht kommen: Joachim Kaisers Töchter sind zwar auch musikalisch aktiv, werden aber derzeit noch als Zöglinge ausgebildet.