St. Blasien Das Herz von Marina Ernst schlägt im Takt des Martinshorns. Die 17-Jährige will wissen, was im Hintergrund von Feuerwehrproben und Einsätzen passiert. Deshalb absolviert sie derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Feuerwehr St. Blasien. Wie man im Vorfeld für einen Ernstfall gewappnet sein muss – das will auch ihre FSJ-Kollegin Jana Seydel wissen.
„Wir kommen beide aus Feuerwehrfamilien“, heißt es seitens der jungen Frauen. Beide sind im Alter von neun Jahren in die Jugendfeuerwehr eingetreten und zu gegebener Zeit in die aktive Abteilung gewechselt. An Vorerfahrung und Herzblut scheint es bei beiden nicht zu fehlen. Wie Feuerwehrkommandant Tobias Schneider berichtet, sind Vorkenntnisse aber keine Voraussetzung, um ein FSJ bei der Feuerwehr machen zu können. „Die letzte FSJlerin hatte vor dem Freiwilligendienst keine Berührungspunkte mit der Feuerwehr. Sie ist uns als Mitglied geblieben und macht aktuell sogar einen Atemschutzlehrgang.“
Die Hauptaufgaben der beiden FSJlerinnen liegen bei der Unterstützung des hauptamtlichen Gerätewarts Dennis Koso – denn jede einzelne Gerätschaft muss im Falle eines Einsatzes fehlerfrei funktionieren. „Beispielsweise helfen wir die Wasserschläuche zu reinigen und auf Löcher zu prüfen“, sagt Jana Seydel, während sie auf die große Schlauchpflegeanlage in der St. Blasier Feuerwache zeigt. Das sei nach jeder Probe und jedem Einsatz notwendig. Ein weiteres großes Thema sei die Feuerwehrkleidung. „Wir prüfen, ob genügend Uniformen in den Umkleiden vorhanden sind, kümmern uns um die Reinigung und Ordnung.“ Auch in der Atemschutzwerkstatt helfen die Frauen, wo sie können. Im Bereich Bevölkerungs- und Katastrophenschutz habe St. Blasien aktuell Nachholbedarf, berichtet Kommandant Schneider. Auch hier packen die FSJlerinnen mit an und bereiten Notfallpläne auf und kopieren sie. Aufgaben wie die Säuberung und Instandhaltung des Feuerwehrhauses und Fahrzeugpflege stehen ebenfalls auf dem Programm.
Doch mit der Einsatzstelle in St. Blasien ist es nicht getan – die Abteilungswehren Albtal und Menzenschwand werden ebenfalls vom Gerätewart und den FSJlerinnen betreut. Mit dem Neubau des St. Blasier Gerätehauses kam mehr Arbeit, sagt Kommandant Schneider. „Wir sind seither auch für die Schlauchpflege und den Atemschutz der anderen Feuerwehren aus dem Gemeindeverwaltungsverband St. Blasien zuständig.“ Dazu gehören die Gemeinden Bernau, Todtmoos, Höchenschwand, Häusern, Dachsberg und Ibach – deshalb sei man über die Unterstützung der jungen Frauen sehr dankbar. Zu Beginn ihres Freiwilligendienstes haben die Frauen die Grundausbildung Truppmann 1 absolviert.
Um an einem Einsatz teilnehmen zu dürfen, ist das neben einem Mindestalter von 18 Jahren Grundvoraussetzung. Da Marina Ernst noch nicht volljährig ist, stehen Einsätze also bisher nicht auf ihrem Tagesplan. Die 18-jährige Jana Seydel hat ebenfalls noch keinen Ernstfall miterlebt – jedenfalls nicht direkt vor Ort. Vergangenen September allerdings unterstützte sie die Einsatzkräfte bei dem großen Scheunenbrand in Bernau, indem sie auf der Wache Einsatz- und Wechselkleidung, Schläuche, Atemschutzgeräte und Verpflegung richtete.
Das soziale Jahr der jungen Frauen endet Ende August – bereits jetzt haben sie viel dazugelernt. „Das Wichtigste, was wir aus dem FSJ mitnehmen, ist, dass alleine nichts geht. „Zusammenhalt und Teamwork sind in diesem Bereich nicht wegzudenken“, sagt Marina Ernst. Und genau das bereitet ihnen Freude. „Wir haben total viel Spaß zusammen.“ Ernst und Seydel packen gerne mit an, sind hilfsbereit und lieben die Herausforderung. Genau dieses Engagement braucht es für ein FSJ bei der Feuerwehr, sagt Kommandant Schneider. Lediglich er und Gerätewart Dennis Koso machen die Arbeit beruflich, alle anderen Einsatzkräfte unterstützen die Feuerwehr ehrenamtlich. Für Zusatzaufgaben würde es bei vielen an Zeit und Motivation fehlen. „Deshalb sind die FSJlerinnen eine enorme Entlastung für uns.“ Durch ein FSJ will die Feuerwehr St. Blasien Einblick und Eintritt in die Blaulichtwelt schaffen.
Nach ihrem sozialen Jahr wollen Ernst und Seydel beide eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin machen.
Die FSJ-Stelle der Feuerwehr wird im September wieder angeboten. Stellenbeschreibung/Kontaktdaten findet man auf der Homepage www.stblasien.de.