St. Blasien-Menzenschwand Etwa 30 Neugierige und Kunstinteressierte sind ins zum Kinosaal umfunktionierten Kirchenschiff der Menzenschwander Alten Dorfkirche gekommen. Gezeigt wurden drei Filme über Franz Xaver Winterhalter. Die Fernsehproduktionen aus früheren Jahren beschäftigen sich mit Menzenschwands wohl berühmtesten Sohn Franz Xaver Winterhalter, dessen 220. Geburtstag gefeiert wird. Er hatte es zu Ruhm und Anerkennung über die Landesgrenzen hinaus gebracht.

Nicht nur sein weltberühmtes Porträt der Kaiserin von Österreich, Elisabeth, „Sisi“, das im Original im Sisi-Museum in der Hofburg in Wien zu bestaunen ist, prägte die Karriere des aus einer Bauernfamilie stammenden Künstlers. Jedoch nicht Wien, sondern Paris wurde zur neuen Heimat des Künstlers, wo er zum gefragtesten Porträtmaler Frankreichs aufstieg. Als Fachmann für aristokratische Porträts bekam er Aufträge aus Großbritannien, Spanien, Belgien, Polen und Russland.

Aber auch seinem drei Jahre jüngeren Bruder Hermann, der die Fußstapfen nie ganz ausfüllen konnte, war dieser Filmabend gewidmet. Über die Stationen Freiburg, München und Rom gelangte er nach Paris, wo er einen seinem Bruder ähnlichen Ansatz für die Porträtmalerei verfolgte, ohne dass daraus eine Rivalität entstehen sollte. Wenn Franz-Xaver auf Reisen war, vertrat ihn Hermann. Bei einer Vielzahl von Werken, die Franz Xaver zugeschrieben werden, sind sich Kunsthistoriker nicht einig, ob sein Bruder den Pinsel führte. Nach dem Sturz des zweiten Kaiserreichs traten die Brüder in Karlsruhe in den Ruhestand. Franz Xaver starb mit 68 Jahren während einer Auftragsreise in Frankfurt an Typhus, Hermann überlebte seinen Bruder um 18 Jahre.

Der Filmabend zu Ehren der beiden so erfolgreichen Brüder aus Menzenschwand und der runde Geburtstag war laut Elisabeth Kaiser, Vorsitzende des Vereins Winterhalter, der Anlass, in die Filmkiste zu greifen. Gezeigt wurden drei Produktionen der Sender Saarländischer Rundfunk (1987), SWR (1998) und Arte (2015). Die Ausstrahlung der Filme, die von Kinobetreiber Leo Winterhalder aus Neustadt aufwendig und mit moderner Technik auf die Leinwand projiziert wurde, fand in der Alten Dorfkirche statt, die 2017 vom Verein gekauft wurde.

Die drei Produktionen verfolgten unterschiedliche Ansätze, um das Leben und Wirken von Franz Xaver Winterhalter zu skizzieren. Der Beitrag des Saarländischen Rundfunks „Gemalte Ansprüche“, zeichnete in 30 Minuten das Bild eines Malers, der zwar erfolgreich war, dessen außerordentliches Lebenswerk von Akteuren zur Zeit des Filmdrehs jedoch nicht in angemessener Art und Weise erkannt und gewürdigt wurde, meint Elisabeth Kaiser. Zudem würde hier entgegen der tatsächlichen Historie ein Künstler beschrieben, der seinen Auftraggebern anbiedernd begegnete, um zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Das tatsächliche Genie Franz-Xaver Winterhalter, auch hinsichtlich seiner Zielstrebigkeit und seines besonnenen Charakters, bliebe in diesem Beitrag weitestgehend im Verborgenen.

Der Beitrag „Der Maler der Königinnen“ des SWR verfolgte einen anderen Ansatz und entspricht laut Elisabeth Kaiser aufgrund der Authentizität und der respektvollen Herangehensweise eher der Realität. Winterhalter ging demzufolge zunächst als Lithograph und Porträtmaler über mehrere Stationen einen konsequenten, disziplinierten Weg, der ihn vom ärmlichen und isolierten Bauerndorf Menzenschwand über den Badischen Hof in Karlsruhe und einer Studienreise nach Italien bis in die Königshäuser Europas führte. In der Akademie in München lernte er die Technik der Ölmalerei sowie Sprachen, um für seine zahlreichen Auslandsaufenthalte gut vorbereitet zu sein.

Selbstprofilierung oder gar Anbiederung bei seinen adeligen Auftraggebern habe nicht dem Naturell des Franz-Xaver Winterhalters entsprochen. Elisabeth Kaiser sagte: Er war sehr beliebt und gefragt, die aristokratischen Modelle genossen seine Gesellschaft. Bald befand er sich in der komfortablen Position, den Zeitpunkt für das Malen eines Porträts selbst bestimmen zu können, so gut gebucht war er.

Der Sender Arte führte den Zuschauer unter anderem in das Schloss Versailles und den Buckingham Palace, Experten äußern sich zu Winterhalters ausgestellten Werken. Zu Wort kommt auch Tilmann von Stockhausen, ehemaliger Direktor des Augustinermuseums in Freiburg, der von der Resonanz der heimischen Ausstellung „Maler im Auftrag Ihrer Majestät“ von November 2015 bis März 2016 überwältigt war. Denn: In Deutschland hatte Winterhalter aus unerklärlichen Gründen nie – auch bis heute nicht – auch nur annäherungsweise den gleichen Stellenwert wie beispielsweise in England oder Frankreich.

Um den Beitrag zu dekorieren, reiste ein Filmteam des Senders nach Menzenschwand und wurde Zeuge eines vom Verein Winterhalter organisierten historisch motivierten Auftritts: Männer und Frauen, geschminkt und mit historischen Kostümen bekleidet, begaben sich unter freiem Himmel an einen festlich gedeckten Tisch, um die damalige Zeit am Hof für einen Moment zu neuem Leben zu erwecken. Mittendrin in der illustren Gesellschaft: Der junge Franz Xaver Winterhalter, quasi als Teil der aristokratischen Familienfeierlichkeit. Insgesamt sei der Beitrag von Arte mit dem Titel „Sisi Victoria Eugénie – Der Maler Franz Xaver Winterhalter“, zwar die objektivste Abhandlung. Jedoch sei die verwendete „Ich“-Form gewöhnungsbedürftig. Winterhalter hätte nie so erzählt, meint Elisabeth Kaiser zu wissen.