St. Blasien Seit vielen Jahren steht das ehemalige Gasthaus Hirschen, das sich in Privateigentum befindet, schon leer. In Hinblick auf den Wohnungs- und Flächenmangel in der Domstadt, aber auch den Bedarf an hochwertigen Übernachtungsmöglichkeiten sei eine Aktivierung von Gebäude und Grundstück dringend geboten, erklärte Bürgermeister Adrian Probst in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

In der Vergangenheit hatten sich mehrere Investoren für das Anwesen interessiert, deren Pläne, unter anderem Abriss des Gebäudes und Neubau mit Wohnungen, scheiterten am Widerstand des Denkmalschutzes. Nun aber ist ein weiterer, örtlicher Investor auf den Plan getreten. Er möchte das Gebäude sanieren und um ein Stockwerk aufstocken, entstehen sollen dauerhaft zu vermietende Wohnungen, mehrere Ein- und Zweibettzimmer zur Vermietung an Feriengäste sowie eine Gastwirtschaft. Aus Sicht der Stadt eine solide, städtebauliche und wünschenswerte Planung. Diese sei auch in Hinblick auf das Projekt „Neue Mitte“, das den Abriss des Ochsenstalls und damit den Verlust von Wohnraum vorsieht, zu begrüßen, sagte Frank Defrenne (CDU).

Aus Sicht der Stadt berücksichtigt das Vorhaben auch denkmalschutzrechtliche Belange. Das sieht die Denkmalschutzbehörde indes anders, die geplante Aufstockung um ein Stockwerk wird in Hinblick auf schützenswerte Dachbalken als nicht tragbar angesehen. „Die Belange des Denkmalschutzes sind nicht auflösbar“, sagte Bürgermeister Probst dazu und äußerte die Befürchtung, dass der Investor abspringen könnte. Dies sei mit den Interessen der Stadt St.¦Blasien, die auch wirtschaftliche, soziale, städtebauliche, touristische, architektonische und kulturelle Aspekte zu berücksichtigen habe, nicht vereinbar, betonte er. Es könne nicht sein, dass denkmalschutzrechtliche Bedenken über allen anderen Belangen stünden. Es sei nicht einzusehen, dass die versteckten und von außen nicht zu erkennenden Balken so hoch gehängt würden, dass die gesamte Bautätigkeit gebremst werden, so auch Christoph von Ascheraden (Freie Wähler). Zum weiteren Vorgehen erklärte der Rathauschef, dass in einem nächsten Schritt der Bauantrag eingereicht und damit das förmliche Verfahren eingeleitet werden soll. Gegebenenfalls müsse auch ein sogenanntes Dissensverfahren angestrebt werden, bei dem die blockierende Haltung des Denkmalamtes zwar Berücksichtigung finde, aber nicht allein entscheidend zugrunde gelegt werde.

Sollte dies nicht gelingen, zeichnete Probst ein düsteres Bild für die Zukunft von Gebäude und Grundstück: Ob ein weiterer Investor gefunden werden könne, sei nach den Jahren erfolgloser Bemühungen und dem immer schlechter werdenden Zustand des Gebäudes als unwahrscheinlich. Zu befürchten stehe, dass das Gebäude weiter dem Verfall anheimgegeben werde, bis die Denkmaleigenschaft erlösche. Am Ratstisch war man sich einig, den geplanten Bauantrag wohlwollend zu prüfen.