St. Blasien – In den Innenhof des Kollegs in St. Blasien kam im Winter kaum einmal ein Sonnenstrahl. Das hatte Vorteile. „Denn dadurch hatte die Eisbahn hier ihren Platz“, beschreibt es Bruder Kurt Zimmer, lange Jahre Erzieher und später Lehrer am Kolleg.
Unter der Ägide von Bruder Schmer wurde die Eisfläche hergerichtet und instand gehalten. Jeden Abend galt es, die Einbahn nach der Nutzung mit Wasser zu bespritzen, um sie zu präparieren, berichtete er. Klaus-Peter Schönfeld, zu dieser Zeit Internatsschüler und später Lehrer am Kolleg, erinnerte sich an die Wasserschläuche, die im Shedturm im Treppenhaus zum Trocknen hingen. Wenn es dann geschneit hatte, wurde der Schnee rund um die Eisbahn zusammengeschoben. Den Schnee habe man wunderbar zum Bremsen nutzen können, so Schönfeld weiter.
Eishockey erfreute sich großer Beliebtheit unter den Kollegianern, immer nach dem Abendessen wurde gespielt. Banden gab es nicht, geschossen wurde auf zwei Metalltore, die im Sommer auch als Handballtore genutzt wurden, erzählte Thomas Bosch, von 1961 bis 1968 am Kolleg. Gebildet wurden Mannschaften der Abteilungen (heute Gruppen), die gegeneinander antraten. Gespielt habe man überwiegend aus Spaß, es habe aber auch Schüler mit Ehrgeiz gegeben. So hätten ein oder zwei der Cracks sogar für einige Zeit in einer Mannschaft in Titisee gespielt, erinnert sich Wolfgang Laufer, der 35 Jahre lang Lehrer, unter anderem für Sport, war und Gründer des Sportvereins des Kollegs.
Im hell erleuchteten Innenhof wurden die, wie es Bosch formulierte, Schlachten der Abteilungen geschlagen – für die Schüler immer ein Ereignis. Von den Fenstern des Kollegs aus habe man zugesehen, erinnert sich Schönfeld gerne zurück. Vor allem, weil es drinnen an den Heizungen immer schön warm gewesen sei.
Gespielt wurde nur intern, doch eine Ausnahme gab es: Dem Wunsch nach Spielen außerhalb des Kollegs entsprechend, hatte das Kolleg Kontakt zu einem Verein in Titisee-Neustadt aufgenommen und war zu einem Freundschaftsspiel eingeladen worden. Das habe man haushoch verloren, erinnerte sich Laufer. In seinem letzten Jahr war Bosch dann Mannschaftsführer der Kollegauswahl. „Eine brotlose Kunst“, sagte er lachend ob der Tatsache, dass es keine Gegner gab. Sein Engagement in Sachen Eishockey hatte ihn einen Schneidezahn gekostet, ein Mitspieler hatte ihn mit dem Schläger getroffen. Und Bernd Rosenfelder kann sich noch heute an das Fenster erinnern, das bei einem seiner Gewaltschüsse zu Bruch ging.
Die Eisbahn wurde aber nicht nur von den Schülern, sondern auch von den Lehrern gern genutzt. Bei diesen stand das Eisstockschießen hoch im Kurs. Die weltlichen Lehrer seien den Jesuiten meist unterlegen gewesen, erzählte Laufer, denn die stammten meist aus Bayern und hätten langjährige Erfahrungen mit diesem Sport gehabt. Aber das tat dem guten Miteinander keinen Abbruch, man habe sich immer wieder freundschaftlich gekabbelt und sich gefreut, wenn sich einer auf den Hintern gesetzt habe, so Laufer weiter. Eines war den Lehrern aber fast noch wichtiger als das Eisstockschießen: das anschließende Einkehren in den Alten Hirschen. Und in den Weihnachtsferien hätten die Jesuiten die Eisbahn intensiv zum Eisstockschießen genutzt, so Bruder Zimmer rückblickend.
Die Eisbahn wurde letztlich im Zuge der nach dem Großbrand 1977 erfolgten Umgestaltung des Innenhofes aufgegeben. Mit der, wie sie vielen in Erinnerung geblieben ist, „legendären“ Eisbahn sei viel Nostalgie verbunden, erklärte Bosch. Schönfeld hob hervor, dass es wohl keine Eisbahn gibt, bei der man als Nutzer so nah dran wohnt. Dass seine Bemühungen in seiner Zeit als Lehrer, die Eisbahn wieder aufleben zu lassen, keinen Erfolg gehabt hätten, bedauere er noch heute.