St. Blasien – Der argentinische Künstler Fabián Rucco möchte, dass sich die Menschen in seinen Skulpturen wiederfinden. In seiner aktuellen Skulptur geht es um Belastungen, die das Leben für jeden Einzelnen bereithält. Dabei schwört er auf Teamwork, entsprechend auch der Titel seiner Skulptur. Sie zeigt zwei kräftige Menschen, die gemeinsam eine gewaltige Last stemmen. Da die Art der Lasten, Herausforderungen oder schweren Aufgaben in den Schicksalen vielfältig seien, sei die schwere Last der beiden Menschen seiner Skulptur einfach als großer schwerer Klotz gestaltet, der für alle Herausforderungen stehe, die im Leben begegnen können. „Aber auch angenehme Dinge gibt es nicht umsonst“, gibt er zu bedenken.
Um menschliche Beziehungen, um Kontakt geht es in dem Werk der bulgarischen Künstlerin Agnessa Petrova. Ihre Skulptur heißt „Konversation“. Sie zeigt die Reliefs von zwei menschlichen Gesichtern, die sich in einem stillen, innigen Moment aneinanderschmiegen. Ohne Wahrhaftigkeit und Liebe gebe keine nährenden menschlichen Begegnungen, sagt sie und findet, dass diese wichtiger seien als materielle Bestrebungen. Heute gehe es vielen Menschen zu sehr um die eigene Wichtigkeit. In St. Blasien hat sie wie andere Symposiums-Künstler auch alte Bekannte wieder getroffen, etwa Fabián Rucco und Hanife Neris Yüksel. An ihren zahlreichen Reisen zu internationalen Bildhauerfestivals und Symposien schätzt sie besonders, dass sie Land und Leute nicht aus einer touristischen Perspektive kennenlernt, sondern, wie sie sagt, das wirkliche Leben vor Ort.
„Das kalte Warten“ hat Nahuel Forchini aus Spanien seine Skulptur genannt. Es zeigt einen frierenden, schmalen, nackten Menschen auf einem hohen elegant geschwungenen Sockel. Er möchte damit die unterschwellig immer vorhandene Ungewissheit der menschlichen Existenz ausdrücken, die in Zeiten von Kriegen, Naturkatastrophen und einer unabsehbar gewaltigen technischen Entwicklung gerade gar nicht mal so unterschwellig präsent sei. Der Mensch in Wartestellung ins Ungewisse hinein als Grundbefindlichkeit? Ja, aber auch die Neugier ins Ungewisse hinein. Man dürfe bei allem nicht die Kommunikation mit den Menschen verlieren. In St. Blasien fühle er sich wohl, er genieße die Gemeinschaft mit den anderen Künstlern, auch die Gastfreundschaft, die ihm begegne.
Das Thema Natur und Mensch spiegelt sich in den Werken der künstlerischen Leiterin des Bildhauersymposiums Christel Andrea Steier aus Bernau wieder. Zu ihrer diesjährigen Skulptur fürs Symposium mit dem Titel „Aufgetürmt“ hat sie ein Zitat von Albert Einstein inspiriert: „Nichts kann existieren ohne Ordnung, nichts kann entstehen ohne Chaos.“ Was unordentlich erscheine, weise doch eine Struktur, eine innere Ordnung auf, erklärt die Künstlerin und meint damit nicht zuletzt auch ihre Skulptur. Und über diese würden sich die Betrachter ihre eigenen Gedanken machen. Einige hätten sie mit aufeinandergestapelten Baumpilzen verglichen, berichtete sie. Und ein Kindergartenkind habe erstaunt ausgerufen: „Die sehen ja aus wie Chips“. Ihre doppelte Aufgabe als Teilnehmerin und künstlerische Leiterin des Symposiums bringt Christel Andrea Steier gut unter einen Hut. Es brauche aber Vorplanung, morgens beginne sie früh, um sich neben ihrer Arbeit auch noch den Bedürfnissen der Teilnehmenden widmen zu können. Eine gewisse Herausforderung sei es, wegen ihrer Doppelfunktion nicht so konsequent an ihrer Skulptur arbeiten zu können und sich nach einer Unterbrechung gleich wieder voll auf die Arbeit zu fokussieren. Aber dank ihrer Erfahrung mit der doppelten Aufgabe gehe es jetzt schneller, sich wieder in die Arbeit einzufinden.
„Ich liebe es, mit der Kettensäge arbeiten zu können, das ist wie autogenes Training, da vergeht die Zeit wie im Flug“, erklärt der aus Bad Säckingen stammende Jörg Herz, der in München lebt und arbeitet. Ausgestattet mit Atemschutz und „Mickeymäusen“, wie er die Ohrenschützer lachend nennt, denke er an nichts anderes mehr, bei keiner anderen Arbeit könne er so gut abschalten. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht der Mensch in all seinen Facetten, vor allem Frauen. So auch bei seiner Skulptur „Die Schnorchlerin“, die, so der Künstler, eins mit der Natur sei. „Meine Figuren lachen und verbreiten gute Laune“, fährt er fort, er möchte die schönen Dinge des Lebens betonen und Humorvolles im Alltag darstellen.
Er sage oft nichts zu seinen Skulpturen, die Interpretation liege im Auge des Betrachters, erklärt Jörg Herz: „Meine Gedanken sind nicht so wichtig“. Und noch etwas: Die Idee sei wichtig, nicht das Material. Die Kettensäge gestalte mit, da man mit ihr nicht alles unter Kontrolle habe, manches entwickele sich ein bisschen anders als geplant. Für das St. Blasier Bildhauer-Symposium findet er lobende Worte: „Es ist das beste Bildhauersymposium in Deutschland.“ Alles sei optimal organisiert und die Künstler rundum gut betreut. Auch gefällt ihm die Arbeit mit den mannshohen Stämmen. Denn zu Hause arbeitet er nur mit 50 Zentimeter hohen Werkstücken.