St. Blasien – 13 flache Papierstapel liegen im Saal des Hauses des Gastes in der Innenstadt St. Blasiens nebeneinander. Kurz zuvor hatten Christel Andrea Steier und Tim Katzenberger als Teil der elfköpfigen Jury des 28. Internationalen Bildhauersymposiums die schwere Aufgabe, unter den Bewerbungen eine Auswahl zu treffen. Das Ergebnis findet sich nun auf dem langen Tisch wieder. Ein weiterer Stoß aus bedruckten Seiten, deutlich höher als die anderen, liegt etwas abseits. Es sind jene Arbeiten, auf die ihre Wahl nicht gefallen ist.

„Dieses Jahr hatten wir über 180 Künstlerinnen und Künstler, die sich beworben haben“, erklärt Katzenberger, „über 200 Projekte wurden dabei eingereicht.“ Darunter die richtige Auswahl zu treffen, sei nicht immer einfach, zumal es sich um international renommierte Kunstschaffende handle, unter deren Arbeiten ausgewählt werde. „24 Nationen waren unter den Bewerbungen vertreten“, verrät der Regionalleiter bei der Hochschwarzwald-Tourismus (HTG). Das allein zeige, welchen Stellenwert das Symposium in St. Blasien mittlerweile innerhalb der internationalen Bildhauerszene habe.

Der Stoff, aus dem im Sommer die Skulpturen entstehen werden, ist ausschließlich Holz. „Und zwar überwiegend unsere heimische Fichte“, ergänzt Steier. Als künstlerische Leiterin ist sie Ansprechperson für die Teilnehmenden. Zudem weiß die 66-jährige Künstlerin, die selbst als Bildhauerin an der Veranstaltung teilnimmt, welches Material sich bildhauerisch wie verhält. Das Fichtenholz aus St. Blasiens Stadtwald sei eigentlich kein idealer Werkstoff. „Es ist langfasrig und nicht so haltbar wie ein Hartholz – aber es geht“, erklärt Steier.

Zum Symposium, das am 31. August mit der Anreise der Kunstschaffenden beginnt und in dessen Rahmen über die ganze folgende Woche hinweg die Arbeiten entstehen werden, erwartet die HTG als Veranstalter insgesamt mehr als 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Stadt wird dabei zum Atelier, Pavillons im gesamten Innenstadtbereich beherbergen die Künstlerinnen und Künstler samt ihrer Werke. Wer möchte, kann also über Tage hinweg der Kunst bei ihrer Entstehung zusehen – und bei Gefallen kurze Zeit später auch kaufen, denn am Samstag werden die Arbeiten auf dem Domplatz ausgestellt und sonntags schließlich öffentlich versteigert. 1300 Euro veranschlagt die HTG pro Werk als Mindestgebot. Bezahlt werden davon die Anreise der weltweit tätigen Bildhauerinnen und Bildhauer sowie ihre Unterbringung und Verpflegung.

„Man glaubt gar nicht, wie vielseitig so ein Holzzylinder sein kann und was so alles in ihm steckt“, fährt Steier fort. Und ihr Jury-Kollege Katzenberger pflichtet ihr bei: „Am Anfang der Woche haben alle einen Baumstamm dastehen, unter der Woche kann man dann sehen, wie unterschiedlich daran gearbeitet wird.“ Die einen greifen zur Kettensäge, andere gehen feinteilig mit Hammer und Stechbeitel zu Werke. „Jedes Land bringt einen anderen Input, einen anderen kulturellen Hintergrund und eine andere Art zu denken mit“, beschreibt Steier das Wesen des Symposiums. Das sei eine enorme Bereicherung, sowohl für das Publikum, als auch für die Teilnehmer selbst.

Die 13 Künstlerinnen und Künstler, die 2025 am Symposium teilnehmen, stammen aus neun Ländern, darunter Argentinien, China, Costa Rica, Kirgisistan und die Türkei. Den Höhepunkt der Woche – die Versteigerung auf dem Domplatz – leitet, wie auch im Jahr zuvor, Freiburgs Stadionmoderator Stefan Mayer. Anders als beim zurückliegenden Symposium soll nach dem Wunsch der beiden Juroren jedoch nach Möglichkeit das Wetter werden. „Letztes Jahr hatten wir leider echt Pech“, beklagt Katzenberger, „von Montagmorgen bis Sonntagmittag war Sonnenschein, dann hat sich über uns ein Gewitter mit Starkregen und Hagel gebildet.“ Die Auktion musste daraufhin verschoben und nachgeholt werden.

Termin: Das 28. Internationale Bildhauer-Symposium findet von 31. August bis 7. September in der Innenstadt St. Blasiens statt. Infos gibt es in Internet unter www.hochschwarzwald.de/bildhauersymposium.