St. Blasien – Kolleg, katholische Seelsorgeeinheit und evangelische Kirchengemeinde haben eine Gedenkveranstaltung zu Ehren von Alfred Delp und Graf von Moltke organisiert. Ihr war eine ökumenische Andacht vorausgegangen. Den Schwerpunkt seines Vortrages legte der ehemalige Kollegsdirektor, Pater Klaus Mertes, auf Pater Alfred Delp, der dem Kreisauer Kreis um dessen Gründer Graf von Moltke angehörte. Diese Männer und Frauen hätten sich nichts anderes zuschulden kommen lassen, als über die politische Ordnung nach der absehbaren Niederlage des nationalsozialistischen Deutschlands nachzudenken, sagte Pater Mertes.

Die Frage, wie ein Gemeinwesen entstehen könne, in dem die Menschen in der Einheit des Geistes, des Glaubens und des Gewissens zusammenlegen könne, habe die Gruppe beschäftigt. Und für Delp sei eines wichtig gewesen: die Rückbindung an Gott. Eindrücklich schilderte Pater Mertes die Verhaftung, die verschärften Vernehmungen mit Folter, die quälenden Monate des Wartens in Haft, den Prozess vor dem Volksgerichtshof und die Hinrichtung Delps. Er hatte das Angebot ausgeschlagen, sich sein Leben durch einen Verrat an seinem Orden zu erkaufen. Die souveräne Haltung, die Delp und Moltke während der Haft und des Prozesses an den Tag gelegt hätten, sei ihnen nicht gegeben, sondern erworben und erkämpft worden, resultierend aus der Bindung an ein höheres Gericht, so Mertes.

Im Anschluss an seinen Vortrag stellte sich der Pater den Fragen der Zuhörer. Schnell kam die Frage nach einer Kooperation im Bundestag mit der AfD auf. Es sei leicht zu sagen, dass so etwas wie damals nicht mehr geschehen werde. Aber gerade diese Selbstsicherheit berge die Gefahr, in die gleiche Falle zu tappen wie 1933, sagte Mertes. Aus seiner persönlichen Meinung machte er keinen Hehl: Die Haltung der CDU in der Frage der gemeinsamen Abstimmung mit der AfD in der vergangenen Woche bezeichnete er als strategischen Fehler, suizidal und zutiefst unpolitisch. Es sei wichtig, auf eine Ebene der Überzeugung zu kommen, in der man bereit sei, auch zu verlieren.

Man stehe heute wieder so da wie vor 93 Jahren, erklärte einer der Zuhörer. Was könne jeder selber tun, um dagegenzuhalten? Er hatte selbst eine Anregung: Zu einer in St. Blasien geplanten Veranstaltung für Demokratie zu gehen, sich zu exponieren und ein Zeichen zu setzen, erklärte er unter dem Beifall der Versammelten. Und ein anderer Zuhörer ergänzte, es gelte sich zu engagieren und Verantwortung zu tragen und nicht nur etwas gegen, sondern für etwas zu tun.

Die Zuhörer im voll besetzten Festsaal des St. Blasier Kollegs, gekommen waren auch viele Schüler, bedankten sich bei Pater Mertes mit lang anhaltendem Beifall.