St. Blasien – Als erster und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als einziger hat der im Jahr 2007 allzu früh verstorbene Lokaljournalist, Heimatforscher und Fürstabt-Gerbert-Preisträger Claus-Peter Hilger die Geschichte der sogenannten Marienruhe freigelegt. Der Hintergrund der Namensgebung ist aber bis heute nicht ganz klar.

Claus-Peter Hilger bezog sich auf eine Wanderkarte des örtlichen St.¦Blasien-Liebhabers und Verfassers August Buisson – ebenfalls weitgehend der verschlingenden Vergangenheit und mehr oder weniger der Unbekanntheit preisgegeben. Über ihn demnächst also etwas mehr. Vom St.¦Blasier Hausberg, dem abgerundet 1200¦Meter hohen Bötzberg, schiebt sich am östlichen Ausgang des Städtchens von Norden herab ein mächtiges Felsmassiv, das bis über den Platz des ehemaligen Gasthauses „Felsenkeller“ reicht. Auf diese Felsnase also bezieht sich der erwähnte August Buisson in seiner Kartendarstellung und Beschreibung Ende des 19.¦Jahrhunderts. Der damals noch unbebaute Felshügel war mit einer Ruhebank ausgestattet, die zum Blick ins Tal hinab einladen sollte.

Der Eintrag in der Wanderkarte Buissons bezeichnet diesen Felsfleck – oder besser gesagt dieses Felseneck – als „Marienruhe“. Und damit hat es auch schon sein Bewenden. Es bleibt für die Nachwelt unklar, ob es an diesem im wahrsten Wortsinn überragenden Ort eine Marienstatue gab, ja ob überhaupt an eine Widmung an die selige Jungfrau Maria gedacht war. Buisson beansprucht auch die Namensgebung nicht für sich, sondern übernimmt eine bereits bestehende Benennung dieses herausragenden Felsplätzchens.

Durchaus ein christlicher Bezug

Auch wenn höchstens der Zufall den Namensgeber und die Grundlage der Idee ans Tageslicht befördern kann und auch wenn die Benediktinermönche damals vor einem knappen Jahrhundert schon den Ort an der Alb verlassen hatten, war die religiöse Prägung doch noch so vorherrschend, dass beim Namen der Marienruhe der christliche Beiklang unterstellt werden darf. So überraschend wie die reizvolle Bezeichnung im St.¦Blasier Informationsmaterial vor etwa 130¦Jahren aufgetaucht war, so schnell ist sie mit der Bebauung der kleinen Felsnase verschwunden. Aber nur ganze zwei Häuser haben Platz gefunden: 1905/06 das zur Hauptstraße hin sichtbare „Felseneck“ – dieser Hausname hat sich wohl geradezu aufgedrängt – und 1908/09 das dahinter wie angeklebte Haus „Schwalbennest“. Beide Hausnamen sind nicht offiziell geworden, sondern im privaten Gebrauch und im schmaler werdenden Volksmund geblieben.

Die Marienruhe in St.¦Blasien indes darf – ohne den letzten Beweis der religiösen Grundlage – zum Marienfeiertag am 15.¦August aus den Untiefen der Vergangenheit noch einmal auferstehen.