St. Blasien – „Die Gründung des Kino- und Kulturvereins sicherte das Bestehen des Kinos in St. Blasien“, berichtet Gründungsmitglied Roman Kalka. Filmtheater hat eine lange Tradition: Einst gab es im ehemaligen Gasthaus Felsenkeller ein Kino. 1973 wurde es von Werner Hoba übernommen. Nach mehr als 40 Jahren wurden die Filmvorführungen im Felsenkeller eingestellt, das Gebäude wurde verkauft und abgerissen. Hoba gab seinen Betrieb noch nicht auf, das Kino zog in den Kursaal. Ende 2004 zeigte Hoba die letzte Filmvorführung. „In seinen Augen hatte es sich nicht mehr gelohnt, weiterzumachen“, berichtet Kalka.
Jusuf Veseli hatte dann die Idee, die Kinotradition auf Vereinsbasis fortzusetzen. Er traf sich mit Interessierten, darunter Roman Kalka, und gründete 2005 den Kino- und Kulturverein St. Blasien. Als Zweck legte man regelmäßige Filmvorstellungen, Kleinkunst- und Kulturveranstaltungen fest. Daran hält man fest: „Wir bieten Filmvorstellungen, kulturelle Events und manchmal Kindervorführungen an. Michael Neymeyer hatte einen Schwarz-Weiß-Film mit Livemusik untermalt und zweimal hatten wir sogar ein Silvesterprogramm mit einer Band“, berichtet Andrea Rudolf, Beisitzerin und Öffentlichkeitsbeauftragte.
In der Regel werden zweimal im Monat samstags und sonntags Filme im Kursaal gezeigt. Die Eintrittspreise halte der Verein gering. „Bei unserem Kinoprogramm setzen wir auf ein breites Spektrum an Genres. Wir zeigen einen Mix aus Dokus, Dramen und Komödien“, so die Vorsitzende Christina Haberstig. Ein Mitglied sehe regelmäßig Filme im Freiburger Kino und gebe Empfehlungen. Zudem würden alle Mitglieder Filmkritiken lesen und Trailer schauen, aber auch auf Empfehlungen der Besucher eingehen. „Wir achten darauf, dass die Filme zu unserem Publikum passen, trotzdem sollten sie ab und zu herausfordernd sein.“
Die Besucher seien treue Seelen, sagt Rudolf. „Unser Publikum setzt sich größtenteils aus Frauen zusammen – alle über 50 Jahre alt.“ Interesse von Jüngeren gebe es kaum. „Junge Leute fühlen sich von einer anderen Art Kino angesprochen. Erscheint ein neuer Film, wollen sie ihn direkt sehen – das ist bei uns nicht möglich.“ Kommerzielle Kinobetreiber spielen Filme, bevor sie im Handel zugänglich werden – für den Verein sei das finanziell nicht stemmbar. „Im Jahr würde uns das zwischen 30.000 und 40.000 Euro kosten.“ Zwar zeige der Verein auch neue Filme, doch mit Verzögerung.
Mit den Kosten für eine DVD sei es nicht getan, sagt Haberstig. „Wir zeigen die Filme nicht in unserem Wohnzimmer, sondern in öffentlichem Raum. Da kommen jedes Mal Kosten für das Filmrecht sowie Gema-Gebühren auf uns zu.“ Das laufe über Filmverleihe wie Constantin. „Wir fragen an, werden eingebucht und der Filmverleih stellt uns den Film zur Verfügung.“ Finanziert werden Filmrecht und Gema durch die Hälfte der Eintrittsgelder. Das, was übrig bleibt, stecke der Verein in kulturelle Veranstaltungen. Diese seien um einiges teurer. Neben den Eintritten finanziere sich der Verein durch Spenden, Zuschüsse und Mitgliedsbeiträge.
Über der Zukunft steht ein Fragezeichen. „Findet sich niemand, der den Vorsitz irgendwann übernimmt, wird sich der Verein auflösen müssen“, sagt Kalka. Aktuell habe der Verein knapp 50 Mitglieder, 20 sind aktiv. An eine Auflösung möchte noch niemand denken. „Wir erweitern das kulturelle Angebot in und um St. Blasien. Unser Einzugsgebiet geht bis nach Lauchringen und Albbruck“, sagt Haberstig. Viele Klinikgäste nähmen das Angebot wahr. „Die Wirkung, einen Film auf einer großen Leinwand zu sehen, ist einfach anders als ein Filmabend zu Hause auf der Couch. Man geht ins Kino, weil man sich danach mit verschiedenen Leuten über den Film austauschen kann.“