St. Blasien Mit der Vorstellung des von Heiko Maas herausgegebenen Buches „Furchtlose Juristen“ hatte sich der Referent des iteraturcafés, Gerhard Kappenberger, kein leichtes Thema ausgesucht; das Buch behandelt das Schicksal von Juristen im Dritten Reich, die sich nicht verbiegen ließen. Der langjährige Lehrer der Gerbert-Schule, Stadtrat und Vorsitzender des Sportvereins, fand bei der Sichtung der Vereinsunterlagen Hinweise auf den Druck, den das NS-Regime auf Vereine ausgeübt hatten. Eine weitere Motivation für seine Beschäftigung mit dem Buch ist persönlicher Natur: Sein Großvater mütterlicherseits war ebenfalls in dieser Zeit Richter. In diesem Zusammenhang hatte Kappenberger Kontakt zu Thomas Kummle, dem ehemaligen Präsidenten des Freiburger Amtsgerichts, der Recherchen über die dortigen Sondergerichte anstellte.

Kappenberger stellte drei Beispiele aus dem Buch vor, Paulus van Husen, Hans von Dohnanyi sowie Wilhelm Ehret. Paulus van Husen bezog früh klar Position zu einer von der Politik unabhängigen richterlichen Gewalt. Hans von Dohnanyi führte einen andauernden Kampf gegen Rassengesetze und Mischehenverbot und stand damit schnell in direkter Gegnerschaft zu Staatssekretär Roland Freisler. Die Entdeckung seiner Sammlung verbrecherischer Dokumente führte am 9.¦April 1945 zu seiner Hinrichtung. Wilhelm Ehret schließlich, ab 1932 Richter am Amtsgericht St.¦Blasien, engagiert in der katholischen Kirche sowie in der Zentrumspartei, wurde aufgrund seiner Weigerung, sich dem NS-Regime anzupassen, massiv unter Druck gesetzt. Die Teilnehmer warfen danach die Frage auf, warum so viele gebildete Menschen bis zum Schluss zur Anhängerschaft der Nazis gehörten.

So geht es weiter: Die nächste Veranstaltung des Literaturcafés am 29.¦Mai übernimmt Klaus-Peter Schönfeld. Er wird den Roman „Hey Guten Morgen, wie geht es Dir?“ von Martina Hefter vorstellen.