St. Blasien – Ein ungewöhnliches Programm hat die Zuhörer beim Orgelkonzert von Didier Hennuyer aus Boulogne-sur-Mer bei den Internationalen Domkonzerten in St. Blasien erwartet. Der Organist bot einige Werke der Romantik aus Frankreich und Belgien dar, ein modernes Stück von Gaston Litaize, sowie eine Komposition von Bach.

Hennuyer interpretierte nahezu tänzerisch frisch mit einem fröhlichen Thema und munterem Frage-Antwort-Spiel kurzer Floskeln eine Fuge Johann Sebastian Bachs. Danach bildete die gewaltige „Sonata Eroica“ op. 94 des Belgiers Joseph Jongen von 1930 einen deutlichen Kontrast. Die einsätzige Sonate, komponiert zur Einweihung der Orgel im Palast der Schönen Künste in Brüssel, ist theatralisch gestaltet. Auf die tosenden Klangballungen des Beginns folgt eine beschauliche Passage mit weich einander umspielenden Linien, deren Hochton zurückführt zum anfänglichen Charakter. Diese Abfolge wird in veränderter Gestalt wiederholt, schließlich setzt sich nach einem Fugatoeinschub die pompöse Seite durch.

Nach dieser aufwühlenden Demonstration von Größe wirkte César Francks „Pastorale“ op. 19 wie ein sanftes, tändelndes Spiel, auch die gemächlich ausholende Erzählgeste in Joseph Ermend-Bonnals „Le Berger d‘Agusquy“ brachte Beruhigung. Hier zauberte der Organist mit fließendem Legato geradezu idyllische Klänge in den Dom.

Mit gut gelaunter Verve ging Hennuyer Charles-Marie Widors Intermezzo aus der sechsten Symphonie an. Eine grazil sprudelnde impressionistisch anmutende Geste läutete Gaston Litaizes „Offertoire“ ein, gefolgt von einer munter erzählenden Melodielinie, die im Hintergrund sacht murmelnd begleitet wurde. Litaize, 1909 in den Vogesen geboren, erblindete nur wenige Tage nach der Geburt, was er später selbst als Glücksfall deutete, da er ohne diesen Schicksalsschlag vielleicht nie aus seinem Dorf herausgekommen wäre und zur Musik gefunden hätte. In der Blindenschule in Nancy wurde seine musikalische Begabung früh erkannt und gefördert.

Hennuyer schloss sein Programm mit zwei Werken des 1837 am Ort seines Wirkens, Boulogne-sur-Mer, geborenen Alexandre Guilmant ab. Dessen zweite „Méditation“ beginnt mit schwergewichtig dumpfem Schreiten, das in munteres Wandertempo übergeführt wird und am Ende Erzählcharakter annimmt. Mit dem Finale aus der ersten Symphonie Guilmants hatte Hennuyer schließlich einen Abschluss gewählt, der die Zuhörer zunächst mitten hinein führte in ein geschäftiges Treiben. Dies steigerte sich nach einer ruhig-liedhaften Phase zu nervöser Wucht und endete, durchsetzt mit dem kurzen Anklang an eine Siegesfanfare, in majestätischer Größe. Dem anhaltenden Applaus geschuldet, gewährte der Organist den Zuhörern zwei Zugaben: eine spielerisch leichte und eine monumentale.