St. Blasien Die Idee zu einer Euroklasse am Kolleg St. Blasien wurde 1993 geboren. Man habe damals erkannt, wie wichtig es sei, Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, im Rahmen einer festen Struktur zu fördern und zu fordern, blickt Florita Schmiedle in die Anfangszeiten der Euroklasse zurück. Gemeinsam mit ihrem Mann Bernhard Schmiedle hat sie die Klasse ins Leben gerufen. Das 30-jährige Bestehen der Euroklasse wird am Freitag, 18. Juli, mit einer Feierstunde begangen.
Das Erlernen der deutschen Sprache sei das zentrale Anliegen, wichtig sei für die ausländischen Schüler aber auch, Deutschland kennenzulernen, ergänzt Bernhard Schmiedle, lange Jahre Schulleiter des Kollegs. Die erste Euroklasse besuchten 17 Schüler aus Polen, Frankreich, Japan, den USA, Mexiko, den Niederlanden, Ungarn und England.
Zunächst nahmen die Schüler der Euroklasse vormittags am normalen Unterricht teil, nachmittags stand dann der Unterricht in der Euroklasse an, täglich zwei Stunden. Der Stundenplan umfasste neben Deutsch auch Geschichte, Erdkunde, Literatur und Kunst, insbesondere mit deutschem Bezug, aber auch Naturwissenschaften und Religion. Schnell stellte sich aber heraus, dass dieses Pensum zu viel des Guten war, wie Bernhard Schmiedle sagte. Und so konzentrierte man sich nach und nach auf das Fach Deutsch.
2010 und 2011 gingen die Schmiedles in den Ruhestand, Kollegen übernahmen die Verantwortung. Im Schuljahr 2011/2012 gab es dann erstmals zwei Euroklassen. Und dann kam die Flüchtlingskrise 2015. Nach einem mehrmonatigen Vorbereitungskurs konnten die jungen Geflüchteten in die inzwischen vier Euroklassen aufgenommen werden, erklärte Barbara O‘Reilly, die seit 2015 für diese Klassen verantwortlich ist. Einen weiteren Zuwachs verzeichneten die Euroklassen durch die Flüchtlinge aus der Ukraine. Inzwischen gibt es sechs Klassen an der Schule.
Vieles hat sich in Sachen Euroklasse im Lauf der Jahre geändert, eines ist geblieben: Der Anspruch, die Schüler innerhalb eines Jahres sprachlich auf den Stand zu bringen, dass sie im normalen Unterricht mitkommen, so Barbara O‘Reilly. Damit hat man Erfolg, denn zwischen 90 und 95 Prozent der Schüler bleiben längerfristig auf dem Kolleg. Derzeit nehmen 72 Schüler, 51 externe und 21 interne, aus 14 Ländern aus aller Welt am Unterricht der sechs Euroklassen teil, darunter 41 aus der Ukraine.