St. Blasien Gudrun Walther und Jürgen Treyz haben ihr Publikum in der alten Dorfkirche in Menzenschwand tief in die deutsche und irische Volksmusik eingeführt. Die Musik der ländlichen Bevölkerung des 17., 18. oder 19. Jahrhunderts scheint vor allem eines gewesen zu sein: mitreißend und tanzbar. Mit Gitarre, Akkordeon und Geige vermittelte das mit Folkmusik-Preisen ausgezeichnete Duo dieses mitreißende Moment der alten Musik so kraftvoll, dass es schwer fiel, still sitzen zu bleiben. Man sah im Publikum viele im Takt wippende Füße und Hände.
Was in den Stücken an Energie und Lebensfreude steckt, vermitteln Walther und Treyz überzeugend. Sie sind gespickt mit raffinierter Rhythmik und Überraschungsmomenten. Man mag sich dazu schnelle, mit Sprüngen verzierte Schrittfolgen vorstellen – und auch, dass die damaligen Tänzer eine gute Kondition gehabt haben müssen. Dass man diese Musik derart miterlebt, liegt nicht zuletzt am virtuosen Spiel und an der Spielfreude und Leidenschaft, mit dem Walther und Treyz miteinander musizieren.
Dass viele der Stücke in die heutige Zeit überliefert wurden, liege daran, dass es damals Musiker gegeben habe, die die vor allem mündlich weitergegebenen Tanzweisen und Lieder notiert haben, so Treyz. So habe die Küster-Dynastie Dahlhoff aus dem Münsterland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts rund 800 Tanzmelodien gesammelt, die in Notenheften aufgeschrieben wurden. Inzwischen sei die Dahlhoff-Sammlung von der Staatsbibliothek in Berlin digitalisiert und veröffentlicht worden.
Es war auch ein Abend der Geschichten und gesungenen Lieder – glückliche und unglückliche. Etwa das Lied „Ich weiß ein fein brauns Mägdelein“. Es erzählt von einem Liebespaar, das nicht zusammenkommen konnte, wohl wegen eines Standesunterschieds. Symbolisiert wird die Verhinderung durch unmöglich zu erfüllende Forderungen, die sich die Liebenden stellen, wenn auch in poetischen Bildern. Demnach müsste das Mädchen „aus Haberstroh braune Seiden spinnen“. Sie fordert: „So musst du mir von Eichenlaub zwei Purpurkleider schneiden“. Das Lied, ausdrucksvoll vorgetragen von Walther und begleitet von Treyz‘ Gitarrenklängen und Walthers Akkordeonspiel, bleibt ohne Happy End.
Eine Eigenkomposition ist die von Walther vertonte Ballade „Lenore“ von Gottfried August Bürger (1747 bis 1794). Ein gefallener Soldat kehrt als Geist zu seiner jungen Frau zurück und nimmt sie mit ins Totenreich. Laut Treyz hat die Ballade unter anderen Edgar Allen Poe („The Raven“) und Bram Stoker („Dracula“) inspiriert.
In einer Zugabe erklang die Vertonung eines Eduard-Mörike-Gedichts aus dessen unglücklicher Vikariatszeit im Schwäbischen, wo er auf den Höhen der Burg Teck Trost fand. Die anrührenden Verse über Gefühle, die heute noch Bestand haben, kommentierte Walther so: „Das ist eben Mörike und nicht Helene Fischer.“ Das Konzert hätte mehr Zuhörer verdient gehabt.