Südschwarzwald – Für die Guggenmusik Katastrophenorchester Gündelwangen (KOG) hat die Fasnetsaison mit einem Tiefschlag begonnen. „Als unser Fahrplan im Oktober feststand, haben wir ihn an das Busunternehmen weitergegeben, mit dem wir die vergangenen Jahre unterwegs waren“, berichtet Tobias Hoffmann, KOG-Vorsitzender. Doch dann kam der Schock: Die Firma sagte von zahlreichen Fahrten nur zwei zu. „Und die Kosten waren höher als sonst.“ Daraufhin fragten die Musiker bei zehn Busunternehmen in der Region an. Mit zweifelhaftem Erfolg: Innerhalb einer halben Stunde kassierten die Gündelwanger fünf Absagen.
Die heimischen Transportunternehmen bestätigen diese Lage: Sie sind voll ausgelastet während der Fasnet. „Wir fahren unsere Stammvereine, haben aber auch von anderen Betrieben Gruppen übernommen“, berichtet Ingo Bauer, Chef von Vesenmayer Reisen in Bonndorf. Trotzdem habe er längst nicht jeder Anfrage gerecht werden können.
Sein Unternehmen habe die Kapazitätsgrenze erreicht, berichtet auch Marco Dietsche von Dietsche Reisen und Transporte aus Stühlingen. Die Nachfrage sei an Fasnet, aber auch von Juni bis Oktober extrem, weil dann sehr viele Gruppen Ausflüge planen würden. Er würde den Vereinen gern helfen, sagt Dietsche. Doch sei sein Betrieb regelrecht überrannt worden. Das liegt in seinen Augen unter anderem daran, dass die Busunternehmen in der Region immer weniger werden. „Aufgrund des Fahrermangels sterben die Betriebe aus. Die Fahrer werden älter und von den Jüngeren kommt niemand nach.“ Auch das Einkommen spiele eine Rolle, sagt Marco Dietsche. „Die Fahrer, die am Wochenende eine Gruppe fahren, kommen spät in der Nacht zurück und reinigen anschließend noch den Bus. Wenn sich das nicht mit einem anständigen Gehalt bezahlt macht, würden viele abspringen.“ Zudem würden Unterhalt, Versicherungen und Verwaltungskosten immer teurer werden. „Darunter leiden am Ende die Vereine.“
Dass hiesige Busbetriebe während der Fastnacht, aber auch das ganze Jahr hindurch überlastet sind, liegt in den Augen von Ingo Bauer am Fahrermangel. Während der Fasnet seien die meisten Gruppen an denselben Tagen unterwegs – deshalb seien einige Vesenmayer-Busse zur gleichen Zeit im Einsatz. Das aber führe dann zu identischen Ruhezeiten bei den Busfahrern. „Und die Fahrer, die unter der Woche den Linienverkehr übernehmen, kann man nicht noch für das ganze Wochenende einplanen“, sagt Bauer.
Am Wochenende zu arbeiten und lange Schichtzeiten – das könne man jüngeren Generationen nicht mehr schmackhaft machen. Zudem würde der Berufsstand an Wertschätzung verlieren – das mache ihn für junge Menschen unattraktiv, meint Ingo Bauer. Eine weitere Problematik sei, dass so gut wie keine Aushilfsfahrer zu finden seien. Daran gibt Bauer den abschreckend hohen Kosten für den Busführerschein die Schuld. Laut dem Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) liegen sie in Deutschland aktuell bei 14.500 Euro. In Österreich kostet der Busführerschein um die 3000 Euro. „Heutzutage findet man deshalb keinen Hobbyfahrer mehr“, sagt Bauer. Seine Firma beteilige sich inzwischen sogar an den Kosten für den Führerscheinerwerb: „Man muss etwas dafür tun, wenn man ein attraktiver Arbeitgeber sein will.“
Elmar Wild von Wild Reisen aus St.¦Blasien-Menzenschwand fährt an der Fasnet seine Stammvereine. Diese Saison sei der Betrieb 15 Mal in närrischem Einsatz – Anfragen gab es weitaus mehr. „Wenn ein fremder Verein anfragt, muss das in unseren Terminplan passen – und er muss sich anständig verhalten“, warnt Wild. Oftmals hätten Gäste während der Fasnet zu viel getrunken, mit der Folge, dass der Wischmopp zum Einsatz komme. „Manchen Vereinen eilt ihr Ruf voraus“, weiß Elmar Wild. Deren Anfragen lehne sein Betrieb grundsätzlich ab. Die Kapazitäten seien am Wochenende oftmals ohnehin ausgeschöpft.
Aus Sicherheitsaspekten verzichtet Wild auf Aushilfsfahrer. Ein Fahrer müsse sich genau mit seinem Bus auskennen sowie mit Strecken und Gefahren vertraut sein. „In unserer Gegend ist es im Winter oft glatt. Wenn ein Fahrer nicht genau weiß, in welcher Kurve er langsam machen muss, ist das gefährlich“, sagt Wild. Zurzeit habe das Busunternehmen vier Busse und vier Fahrer – das sei genug, sagt Elmar Wild. Doch vermutet er, dass sich der Betrieb eines Tages auflösen wird, wenn er und sein Bruder Norman nicht mehr arbeiten. Vielleicht gebe es dann doch noch junge Fahrer – aber aktuell sei keiner auf dem Markt. „Und bei den Kosten für einen Busführerschein“, sagt Wild, „wird das auch so bleiben.“
Die Guggenmusik aus Gündelwangen hat trotzdem eine Lösung gefunden: Bei einer Recherche stießen die Mitglieder des Katastrophenorchesters auf die Hamburger Firma DUV, die deutschlandweit Busunternehmen vermittelt. „Wir mussten lediglich Reiseziel, Datum und Uhrzeit angeben. Die Daten stellt DUV auf ein Onlineportal, und Unternehmen können sich bewerben.“ Ein Busunternehmen aus Stuttgart bot den Gündelwangern an, alle ihre Termine zu bedienen. Das kam dem Katastrophenorchester entgegen – vor allem, weil das Angebot ausgesprochen günstig ausfiel, wie der Vorsitzende Hoffmann Tobias berichtet.