Bei ihrem zweiten Schlittenhunde-Wagenrennen Off-Snow gewann die 20-jährige Jessica Paulsen aus Stühlingen-Weizen gleich die deutsche Meisterschaft und qualifizierte sich für die Europa-Meisterschaften.
Ihre beiden reinrassigen Siberian Huskys, Speed und Winner, sind erst eineinhalb und zweieinhalb Jahre alt. Dass Winner überhaupt mitlaufen durfte, ist Zufall. Denn der erste Renntermin für die Deutsche Meisterschaft des internationalen Schlittenhunde-Wagenrennens Off-Snow war am 11. und 12. November in Mudau-Reisenbach im Odenwald. Winner fehlten noch acht Tage, bis er das Mindestalter für das Hundeschlittenrennen erreicht hatte. Bei denkbar schlechtem Wetter war Jessica mit Speed gestartet. Die Musherin (Schlittenhundführerin) hatte zwar den ersten Platz belegt, da aber zu wenig Starter in ihrer Kategorie antraten, kam es leider nicht zu einer Wertung. Daher wurde ein Ersatz-Termin für die Kategorien angesetzt, die aufgrund des verregneten Bodens abgesagt werden mussten, darunter auch die Kategorie, die Jessica Paulsen ursprünglich gerne mit beiden Hunden gefahren wäre.
Auch beim zweiten Termin Mühlberg/Drei Gleichen hatte Jessica Paulsen mit ihren beiden Hunden die Nase vorn in der Kategorie DS2 RNB1, dem Scooter mit zwei Hunden und einer Rennstrecke von zweimal 4,2 Kilometern. Stolz zeigt die Weizenerin beim Interview Urkunde, Medaille und Pokal. „Beim zweiten Mal war es genau das Gegenteil, gefrorener Boden und glatt“, erinnerte sich Jessica Paulsen. Ihre Mutter Angela Paulsen ergänzt: „Sie gewann mit insgesamt 25 Sekunden vor dem Zweitplatzierten.“

Angefangen hatte alles bereits im Kindesalter. Mit Pferden und Hunden aufgewachsen, half Jessica bereits früh mit auf dem Pferdehof ihrer Mutter Angela Paulsen. Das 78 Zentimeter große Pony, Mini-Shetty Balu, wurde an die kleine Kutsche gespannt. Hündin Isi kam dazu, die Idee gefiel der ganzen Familie, auch Vater Jens Paulsen. Unter dem Christbaum lag im Jahr 2010 dann schließlich ein Dogscooter, ein Fahrrad ohne Pedale, das von ein bis zwei Hunden gezogen werden kann. „Ich habe ihr gesagt, ich möchte, dass sie sich richtig informiert“, erzählt Angela Paulsen. Beim Stöbern in einschlägigen Zeitschriften und im Internet fiel immer wieder der gleiche Züchter auf: Christof Diehl aus Eberbach/Lindach führt den Zwinger Icebell's FCI. Er ließ Jessica richtig in die Materie eintauchen und prüfte sie auf Herz und Nieren, bevor er überhaupt in Erwägung zog, ihr einen seiner Welpen zu überlassen. Als Hundetrainer/Farmhilfe durfte sie beim Training und Rennen mitmachen. Der Rüde Icebell's Speed King wurde am 17. März 2015 geboren, ein Jahr später kam Rüde Icebell's Winner dazu. „Die beiden sind total verschieden vom Charakter her. Winner ist total chaotisch, Speed ist in sich gekehrt und steht am Start ganz ruhig da.“
Beim SSBW, dem Schlittenhunde-Sportverein Baden-Württemberg, hatte sie nach Better-Mushing-Seminaren die Rennlizenz erworben. Die Hunde werden von September bis März viermal wöchentlich trainiert, zu warm darf es für die Hochleistungshunde nicht sein. Unter der Woche studiert Jessica Pferdewirtschaft in Nürtingen. Am Donnerstagabend ist sie zuhause in Weizen und beginnt mit dem Training. Am Montagmorgen vor der Fahrt wird noch ein letztes Mal trainiert. „Anders als bei Kutschfahrten reagieren die Hunde auf Zuruf: rechts, links, gerade aus, schneller, langsamer und halt. Das wichtigste ist: Wo ist Mama? Wenn wir im Zieleinlauf sind und die beiden Mama sehen, dann laufen sie gleich noch mal so schnell.“

Für das Training im Schnee darf Jessica die Loipe am Schluchsee nutzen. Wenn sie zuhause ist, kümmert sie sich intensiv um ihre Hunde, zu denen auch noch die Australian Sheperd Hündinnen Akira (sieben Jahre) und Isi (zwölf Jahre) gehören. Die Hunde werden gebarft, sie fressen kein Fertigfutter, sondern rohes Fleisch aus einer Metzgerei in Bonndorf, das mit Obst und Gemüse ergänzt wird. „Isi ist trotz ihres Alters noch richtig fit, das liegt an der Ernährung“, freut sich Angela Paulsen.