Vor 36 Jahren war der Bau der Kläranlage an der Wutach bei Stühlingen ein Großprojekt für den damaligen Bürgermeister Ernst Rees, die Verwaltung und den Gemeinderat. Am 17. Dezember 1984 ging die Kläranlage in Betrieb. Daran erinnert sich Wilfried Amann (67) noch genau, schließlich war er von der Inbetriebnahme bis zu seiner Pensionierung 2013 für diese kommunale Einrichtung zuständig. Sogar die Kosten für dieses Projekt sind ihm noch gegenwärtig: „Fünf Millionen D-Mark waren damals viel Geld.“ Für die Stadt war diese Anlage zur Abwasserreinigung damals ein echter Meilenstein.

Der gelernte Maschinenschlosser arbeitete Anfang der 1980er Jahre bei der Lonza in Waldshut. Seine Bewerbung bei der Stadt Stühlingen als Mitarbeiter des Bauhofs war erfolgreich. Als es dann darum ging, einen Klärwärter für die neue Anlage an der Wutach Richtung Eberfingen zu finden, fiel die Wahl auf ihn. „Ich bin während der Bauzeit immer wieder vorbeigegangen und habe mir alles angeschaut“, erzählt Wilfried Amann im Gespräch mit dieser Zeitung. „Ich konnte sogar auf einen Fehler aufmerksam machen – es betraf ein wichtiges Bauteil“, daran erinnert er sich noch genau. Dass er die Bauphase miterlebte, war für seine spätere Arbeit hilfreich. „So wusste ich, wo die Rohre und Leitungen verlaufen.“

In der ersten Zeit gab es für ihn nicht viel zu tun. „Es war fast langweilig“, erzählt er. Sein Basiswissen bekam er in einem 14-tägigen Kurs und der Einweisung in einem anderen Klärwerk vermittelt. Später kamen viele Weiterbildungen hinzu, weil die Materie immer mannigfaltiger wurde. Als Zug um Zug Stühlinger Ortsteile an das heute 80 Kilometer lange Kanalnetz angeschlossen, kleine Kläranlagen, Regenüberlaufbecken und Pumpwerke gebaut wurden, wurden die Arbeitstage für den Klärwärter immer erfüllter. Der Tagesablauf war später eng getaktet. Abschöpfen von Klärschlamm und die Organisation des Abtransports nahmen stetig zu.
An größere Störungen der Anlage kann sich Wilfried Amann nicht erinnern. Gerade ältere Elektromotoren und -pumpen seien sehr zuverlässig. Zu seinen Aufgaben zählten Prüfrundgänge – auch bei den Anlagen in den Ortsteilen – oder Wasserproben ziehen und im Labor prüfen. Amann musste darauf achten, dass Stickstoff- und Phosphate herausgefiltert werden. „Die Bakterien killen Stickstoff und die Nitratwerte hatten wir gut im Griff, die Grenzwerte wurden immer eingehalten“, berichtet er über seine Tätigkeit. Sechs Mal im Jahr ziehe das Wasserwirtschaftsamt Proben, um alle Werte zu überprüfen.
Zwei größere Ereignisse sind Wilfried Amann in Erinnerung: Im bitterkalten Winter 1985 musste die Kläranlage abgestellt werden, weil alles zugefroren war. Auch das Fischsterben in der Wutach in seiner Zeit als Betriebsleiter der Kläranlage hat er nicht vergessen. Zwar hatte das nichts mit seinem Arbeitsplatz zu tun, und er war gerade im Urlaub, doch die Dramatik des Vorfalls war ihm dennoch sehr bewusst. „Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten, der Wirtschaftskontrolldienst kam zu mir. Den Verursacher hat man aber nie gefunden“, stellt er nachdenklich fest.
Dass der Ruf von Klärwärtern in der Bevölkerung nicht gerade der Beste ist, nimmt Wilfried Amann gelassen hin. „Das war mein Metier, ich war der Fachmann und wurde in Ruhe gelassen“, erzählt er. Seine Erfahrung und Kenntnisse der Anlage sind immer noch gefragt. So stand er seiner Nachfolgrein Anna Gerritsen (seit 1. Juli in Blumberg) immer wieder mit Rat und Tat zur Seite. Inzwischen ist Thomas Hart, Fachkraft für Abwassertechnik, froh, wenn er Wilfried Amann um Rat fragen kann, schließlich kennt der jeden Winkel und jede Besonderheit der Stühlinger Kläranlage.