Die Hilfsbereitschaft für die ukrainischen Flüchtlinge ist in Stühlingen groß. Daraus ist auch die Tauschbörse für alle entstanden. Stühlingen ist gut aufgestellt, was die bisherige Aufnahme von Flüchtlingen betrifft, die Stadthalle soll voraussichtlich nicht für die Aufnahme weiterer Flüchtlinge belegt werden.

Tauschbörse steht nicht nur Flüchtlingen offen

Bis zum 15. Dezember können Kleider und mehr gebracht und mitgenommen werden – von jedem für jeden und kostenlos. Das Holzhäuschen auf dem Gelände der Spedition LOG in Stühlingen steht von Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr offen. „Während der Ukraine-Hilfe haben wir im Helfer-Team in Gesprächen bemerkt, dass hier Bedarf besteht in der Bevölkerung“, erklärt Nina Sperisen von der LOG Stühlingen. Diese Aktion der ehrenamtlichen Helfer Silke Heigl, Karin Stamm, dem Ja-Verein attraktives Dorfleben, dem Kinderland Hohenlupfen und LOG Stühlingen entstand zwar aus der Ukraine-Hilfe, ist aber jedem Bürger zugänglich.

Ehrenamtliche Helfer aus Stühlingen engagieren sich seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine sehr für ihre Mitmenschen. Zu den Helfern ...
Ehrenamtliche Helfer aus Stühlingen engagieren sich seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine sehr für ihre Mitmenschen. Zu den Helfern gehören Franz Schäfer (links), Vorsitzender des JA-Vereins attraktives Dorfleben, Karin Stamm (rechts), Silke Heigl, der JA-Verein und das Kinderland Hohenlupfen, außerdem das Ehepaar Nina und Rolf Sperisen. | Bild: Yvonne Würth

Die Themen Inflation und Nachhaltigkeit waren ausschlaggebend für die Idee einer Tauschbörse. Das Holzhäuschen der Logistik-Firma des Ehepaars Nina und Rolf Sperisen wird am Wochenende als Aufenthaltsraum für die Lastwagenfahrer genutzt, die sich im LOG-Hotel ausruhen.

Jeden Montag und Freitag wird erneut umgeräumt, die gebrachten Sachen werden sortiert, gebügelt und ansprechend präsentiert. Vor der Idee der Tauschbörse war das Holzhäuschen als Unterrichtsraum von Rektor Thomas Laubis genutzt worden. Inzwischen besuchen die Ukrainer andere Sprachkurse, darunter auch mit der Ehrenamtlichen Rangina Zamani.

Im Holzhäuschen bei der Firma LOG-Stühlingen ist die Tauschbörse untergebracht. Hier können jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag bis ...
Im Holzhäuschen bei der Firma LOG-Stühlingen ist die Tauschbörse untergebracht. Hier können jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag bis zum 15. Dezember von 10 bis 18 Uhr Kleider, Spielsachen, Haushaltsgegenstände und mehr kostenlos gebracht und mitgenommen werden. | Bild: Yvonne Würth

Das Holzhäuschen wurde auch bereits zum Ausfüllen von Dokumenten genutzt sowie als Impfzentrum. Einen Bedarf sieht Nina Sperisen in Kinderkleidung. Hier wünscht sie sich mehr mutige Eltern, welche die gebrauchten Kindersachen abgeben, vom Spielzeug bis hin zu Schuhen.

Wie viele Flüchtlinge leben in Stühlingen?

Stühlingen liegt laut Auskunft von Hauptamtsleiter Andreas Mosmann im grünen Bereich, da mehr Menschen als vom Landkreis gefordert in privaten und städtischen Wohnungen untergebracht wurden. „Wir haben hier gute Vorarbeit geleistet“, erklärt Mosmann auf Nachfrage des SÜDKURIER.

„Seit 2013 haben wir 103 Flüchtlinge aufgenommen.“ Stühlingen hat mit 5395 Einwohnern die Aufnahmepflicht von 97 Flüchtlingen, tatsächlich aufgenommen wurden 103. 95 Menschen aus der Ukraine wurden zum Stichtag 15. September aufgenommen, das sind 29 mehr als gefordert wurde.

Neben den Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, kommen noch immer Menschen aus Syrien, Afghanistan, der Türkei und Nordafrika in den Landkreis Waldshut.

In einem Krisengipfel des Landkreises im September schlug die Stadtverwaltung alternativ zur Nutzung der Stadthalle das seit August geschlossene Krankenhaus vor: „Das könnte im äußersten Fall sein, ist im Moment aber noch nicht geplant. Bevor die Halle belegt wird, haben wir vorgeschlagen, eine Anfrage beim Hegau-Klinikum zu stellen“, sagt Mosmann.

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Beim ersten Flüchtlingsstrom 2015 hatte sich ein 50-köpfiger Helferkreis gebildet. Dieser werde aktuell nicht gebraucht: „Die Hilfsbereitschaft mit Wohnungen ist noch da, viele haben sich gemeldet“, erläutert der Hauptamtsleiter. Sein großer Dank richtet sich an das Ehepaar Sperisen, das im LOG-Hotel viele Menschen untergebracht hatte und auch immer noch viel ehrenamtliche Hilfe leistet.

Wie haben sich die ukrainischen Flüchtlinge in Stühlingen eingelebt?

Nina Sperisen erkennt nach eigenen Angaben drei Gruppen von Flüchtlingen: „Ein Drittel ist zurückgegangen, ist auf dem Weg nach Hause. Ein Drittel hat langsam den Entschluss gefasst, hier in Stühlingen zu bleiben.“ Manche haben bereits Arbeit gefunden, die Kinder besuchen die Schulen in Stühlingen, die Männer seien unterwegs nach Stühlingen.

Nina Sperisen (Bild) und Rolf Sperisen unterstützen die Flüchtlinge aus der Ukraine seit Februar im firmeneigenen Hotel LOG Stühlingen.
Nina Sperisen (Bild) und Rolf Sperisen unterstützen die Flüchtlinge aus der Ukraine seit Februar im firmeneigenen Hotel LOG Stühlingen. | Bild: Yvonne Würth

„Und ein Drittel sitzt noch immer im Hotel, im Moment 21 Personen. Sie wissen nicht, was sie machen sollen, sind unschlüssig“, erklärt sie. „Das sind Menschen, die können nicht mehr zurück, da ist nichts mehr.“ Die Männer würden an zwei bis drei Tagen arbeiten.

Die Logistikfirma hilft bei der Wohnungssuche und bürgt für die Menschen: „Sie sind allgemein zufrieden. Wer sich schnell entschlossen hat, hat eine Wohnung und eine Arbeit gefunden. Das Pflegeheim und die Gastronomie profitieren von ihnen.“ Aber es hakt laut Nina Sperisen an den Sprachkenntnissen.

Unüberschaubar war die Zeit, als 60 Menschen gleichzeitig am Hotel-Terminal angestanden waren. Gerne erinnert sich Nina Sperisen an die große Hilfsbereitschaft in der Region, es gab viele Sach- und Geldspenden. Ein Beispiel: Da der Lauchringer Handels- und Gewerbeverein 7000 Euro gespendet hatte, fuhr sie mit den Familien zum Schuhhaus Mutter nach Lauchringen, damit jedes der Kinder ein paar Turnschuhe und ein paar Laufschuhe bekam: „Sie wurden richtig beraten, das Schuhhaus Mutter hatte dafür extra zwei Stunden zu gemacht.“

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