Früh am Morgen des 5. Februar kam Pater Slawomir vom Todtmooser Paulinerkloster in die Backstube des Café Zimmermann, wo ihn Bäckermeister Alexander Matt erwartete. Dieser war in der Backstube schon fleißig gewesen, und brachte die duftenden Brotlaibe direkt aus dem Backofen in den Verkaufsraum.

Das Brot wird nur an diesem Tag gebacken

Pater Slawomir sprach ein Gebet und segnete anschließend das Brot. Es handelt sich um Agathen-Brot, das es nur an diesem einen Tag gebacken wird. Es dauerte auch nicht lange, bis die ersten Kunden in den Laden kamen, um ihr vorbestelltes Brot abzuholen. Gerade bei älteren Einwohnern ist das Ritual des Agathen-Brots immer noch fest verankert.

Pater Slavomir besprengt das von Bäckermeister Alexander Matt gebackene Brot mit Weihwasser.
Pater Slavomir besprengt das von Bäckermeister Alexander Matt gebackene Brot mit Weihwasser. | Bild: Andreas Böhm

Alexander Matt nutzt zur Herstellung des Agatha-Brots eine alte überlieferte Rezeptur: „Das Agatha-Brot ähnelt einem Weißbrot mit einem kleinen Anteil an Roggenmehl. In den Laib wird oben ein Kreuz geschnitten.“

Der Schleier der Heiligen soll die Lava des Ätna zum Stillstand gebracht haben

Das Brot gilt schon immer als Schutz vor Fieber und Krankheiten der Brust. Die Heilige Agatha ist auch Schutzpatronin der Feuerwehr. Der Überlieferung nach soll ein gewaltiger Lavastrom aus dem Krater des Ätna auf Sizilien mit Hilfe ihres als Reliquie aufbewahrten Schleiers zum Stillstand gebracht worden sein.

Todtmooser Bauern deponieren ein Stück Brot im Stall

In vielen Todtmooser Häusern wird ein Stück vom Agathen-Brot das ganze Jahr über aufbewahrt. Angeblich soll es nicht schimmeln. Auf den Bauernhöfen wird ein Stück Agatha-Brot im Stall deponiert. Es gilt auch als Schutz- und Heilmittel für das Vieh.

Diese Heiligenlegende steht hinter dem Brauch

Pater Slawomir erklärt die Geschichte, die hinter dem Brauch steht. Der Überlieferung nach wurde die Heilige Agatha im dritten Jahrhundert nach Christus in Sizilien geboren. Sie lehnte den Heiratsantrag des Stadthalters der Insel ab. Darauf hin wurde sie zunächst in ein Freudenhaus eingesperrt. Als sie sich weiterhin gegen die Heirat wehrte, veranlasste der Stadthalter, dass Agatha die Brüste abgeschnitten wurden. Sie wurde in Catania beerdigt und ist Schutzpatronin der Stadt.