Der 168. Chilbi Markt in Birkendorf zog auch in diesem Jahr wieder Hunderte von Besuchern aus der Region an. Rund 80 Marktbeschicker präsentierten ein vielfältiges Angebot. Bei mildem Herbstwetter ging es schon früh morgens los und ab 14 Uhr war reger Marktbetrieb. Die Leute kauften ein und genossen die Geselligkeit an den Ständen mit kulinarischem Angebot.
Den Markt, seit Jahr und Tag fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Birkendorf, nutzen Menschen stets auch, Bekannte zu treffen und Gemeinschaft zu pflegen. Längst gibt es keine Schiffschaukeln, Karussell und Autoscooter mehr, aber dennoch hat die Tradition weiterhin starke Anziehungskraft.

Das besondere Flair, die Atmosphäre und die Begegnungen sind immer wieder ein Erlebnis, das viele nicht missen möchten. Es ist auch der endgültige Abschied von der Leichtigkeit des Sommers und Übergang in den Herbst mit Blick auf den nahenden Winter.
Marktbeschicker seit Generationen
Die Marktbeschicker machen den besonderen Reiz der Chilbi aus. Viele sind seit zwei oder drei Generationen im Geschäft und haben sich einen treuen Kundenstamm aufgebaut. Für sie ist es wichtig, jedes Jahr am selben Platz zu stehen. „Es ist immer wieder schön, die Gesichter unserer Stammkunden zu sehen und unsere neuesten Produkte vorzustellen“, sagt einer der langjährigen Händler.

Beliebte Treffpunkte sind besonders für die Einheimischen die Stände der Vereine, des FC Birkendorfs, der seit 50 Jahren seinen festen Platz hat und der Narrenzunft HüRi aus Hürrlingen-Riedern, die seit rund 45 Jahren dabei ist. Ebenso lange steht die KFD Birkendorf am Marktanfang mit Zwiebelkuchen, Glühwein, Suser und Hefezopf an ihrem Platz. Sie spenden den Erlös für soziale Zwecke.
Corona verändert Leben der Markbeschicker
Hinter der fröhlichen Atmosphäre des Chilbi Marktes liegt eine Realität, die nachdenklich macht: Langjährige Marktbeschicker ziehen sich zurück, da sie keine Nachfolger finden können. Ihre Kinder sind meist gut ausgebildet und haben andere berufliche Perspektiven. „Sie möchten nicht mehr auf die Märkte“, äußern sich viele der betroffenen Händler. Als 2020/21 die Märkte im Corona-Lockdown ausfielen, hat sich diese Entwicklung beschleunigt. Einige haben ihr Marktgeschäft zwar altersbedingt, aber trotzdem früher als geplant, aufgegeben oder haben sich im Onlinehandel etabliert. So viele Marktbeschicker – so viele persönliche Geschichten kann man erfahren.

Ohne die jahrzehntelange Erfahrung und Tradition der Generationen ändert sich auch die gewohnte Form des Chilbi Marktes.
Die Marktbeschicker und ihre Geschichte
Bettina und Roger Renaudin aus Hilzingen sind seit 40 Jahren auf dem Markt – erst mit Spielwaren und seit neun Jahren mit abwaschbaren Tischdecken. Roger Renaudin stammt aus einer Marktfamilie.An 120 Märkten ist das Ehepaar jährlich vertreten. Auch Renaudins Vater, der 2020 starb, war über 40 Jahre und letztmals 2019 in Birkendorf. Die Kinder sind in Ausbildung und es sei nicht sicher, ob sie einmal weitermachen. „Es bedeutet harte Arbeit und das wollen die Jungen nicht mehr“, sagt der langjährige Händler.
Der 65-jährige Vittorio Procopio übernahm vor 38 Jahren von seiner Schwiegermutter Frau Trapp den Marktstand mit Damenbekleidung und Accessoires. „Der Markt ist mein Leben“, sagt er. Etwas anderes könne er sich nicht vorstellen. Von 180 habe er auf 100 bis 120 Märkte im Jahr reduziert und wolle weitermachen so lange es gehe.

Christian Mauch ist mit Hüten, Gürteln und Hosenträger in zweiter Generation Marktbeschicker. Er war schon als Kind mit den Eltern an der Chilbi und musste einmal ein paar Tage in Birkendorf zur Schule, erzählt er. Die Kunden kaufen und bringen auch Gürtel und Hosenträger zum Reparieren. Er hoffe, dass eines seiner Kinder das Geschäft einmal übernimmt.

Ein positives Beispiel ist beim 74-jährigen Giuseppe Rosato zu finden. Er hat einen Nachfolger gefunden. Nach zweijähriger Pause freuen sich die Kunden, ihn wieder mit heißen Maroni und Glühwein am Markt zu sehen. Diesmal ist er als Mitarbeiter des neuen Eigentümers Rafael Schön dabei.

Chilbimarkt als wichtiger Treffpunkt
Die Chilbi in Birkendorf bleibt ein wichtiger Treffpunkt für die Gemeinschaft, und die Hoffnung besteht, dass neue Marktbeschicker gefunden werden, die wie ihre Vorgänger das Marktleben lieben, die Tradition fortführen und damit den Markt in die Zukunft tragen.

Immer wieder freut man sich auf das nächste Jahr, erneut beim beliebten Händler vorbeizuschauen und Leute zu treffen, die man von früher kennt und nur am Chilbi Markt wieder sieht.