In vielen Regionen Deutschlands ist der Herbst nicht nur die Zeit der Ernte, sondern auch die Saison der Schlachtplatten. Viele Gaststätten bieten derzeit Schlachtplatten an und Vereine feiern Herbst- und Schlachtfeste.
Das ist der Ursprung der Hausschlachtung
Dieses alte Brauchtum, das seine Wurzeln in der ländlichen Lebensweise hat, entstand aus der Notwendigkeit, für den Winter vorzusorgen und Fleischvorräte anzulegen. Kühlmöglichkeiten und Supermärkte existierten nicht. Dass man das ganze Jahr über alles kaufen kann, war damals undenkbar.
Das gesamte Tier wurde verwertet und aus den verschiedenen Teilen entstanden zahlreiche Spezialitäten. Hausschlachtungen waren immer auch ein gesellschaftliches Ereignis, bei dem Familien und Nachbarn zusammenkamen, um zu helfen und gemeinsam ein Fest zu feiern.

Ein 78-jähriger Birkendorfer Metzgermeister erinnert sich gerne an die Zeit, als er noch hin- und wieder Hausschlachtungen durchgeführt hat und gibt dazu die kurze Beschreibung, wie er es noch erlebt hat: „Kesselfleisch, ein Stückle Leber, ein frischgebackenes Brot und Sauerkraut ganz heiß vom Herd. Und dann noch eine Flasche Bier mit Schnappverschluss. Wenn die knallt und der Vater „Prost“ sagt, dann wird richtig gegessen.“

Am Sonntag nach dem „Metzge“, wenn alle da waren, ging es erst richtig los. Die ganze Familie kommt zum Schlachtplatten-Essen. Frischgekochtes aus dem Wurstkessel wird serviert: Wurstsuppe (Metzelsuppe), Brustripple, Schweinebauch, Leber, grobe Bratwurst, Blut- und Leberwurst und alles schön mit gebratenen Zwiebeln auf großen Platten angerichtet. Frisches Sauerkraut mit Grieben und Zwiebeln, Kartoffelpüree und Bauernbrot. Von der restlichen Wurstsuppe durften die Gäste eine kleine Kanne voll mit nach Hause nehmen. So genießt der Schwarzwälder das Leben, erzählt der ehemalige Hausmetzger.
Ein Schlachtfest war für die ganze Bauernfamilie und die Verwandtschaft der krönende Abschluss nach einem arbeitsreichen Sommer. Ausnahmsweise durfte jeder so viel von der „Metzgede“ essen, wie er wollte und konnte.
Hausschlachtungen sind immer seltener, die Tradition aber bliebt
In manchen Gaststätten wird der Brauch wiederbelebt und ist ein Zeichen von Tradition und Handwerk. Während sich Essgewohnheiten verändert haben und auf gesunde Ernährung geachtet wird, schätzen immer mehr Leute die Rückkehr zu regionalen und traditionellen Lebensmitteln. So stammen im Gasthaus „Waldesruh“ in Birkendorf nicht nur Würste und das Fleisch aus eigener Herstellung, auch das Püree wird mit Kartoffeln aus Brenden gemacht. Mit Schlachtplatten wird eine Vielzahl von Speisen angeboten, die bei der Hausschlachtung entstanden sind.

Wie Dorfmetzger Dominik Bröcheler feststellt, ist die Nachfrage anfangs immer sehr groß und lässt nach drei Wochen wieder nach, wenn alle nach langer Zeit wieder Blut- und Leberwurst, Bratwurst und Kesselfleisch mit Sauerkraut genossen haben.

Er bekommt die Schweine vom Bauernhof seines Bruders aus Untermettingen und verarbeitet sie in Obermettingen, wo er Mittwoch und Samstag die Produkte verkauft. Hausschlachtungen gebe es heutzutage kaum mehr.
Ein Gefühl von Heimat
Schlachtplatten erzeugen auch bei vielen ein Gefühl von Heimat. Von Auswanderern hört man, dass sie sich besonders im Herbst oft nach Blut- und Leberwurst mit Sauerkraut sehnen, was man dort, wo sie jetzt leben, nicht kennt. Wenn sie an Weihnachten zum Heimatbesuch kommen, ist die Schlachtplatten-Saison vorbei und es gibt keine Blut- und Leberwürste mehr.
Die Trachtenkapelle Brenden feiert am 26./27.Oktober das traditionelle Herbst- und Schlachtfest erstmals in der neuen Dorfhalle und erwartet an beiden Tagen volles Haus.