Seit über zwei Jahren ist Andreas Otte aus Tiengen passionierter Müllsammler. Dabei fährt er meistens allein mit dem Fahrrad durchs Städtle. Mit dabei sind immer seine Fahrradtaschen, die er dann mit allem füllt, was er so findet. Weil er allein nicht gegen die Müllmassen ankommt, schlägt er vor, vier Mal im Jahr einen freiwilligen Müllsammeltag mit ehrenamtlichen Helfern zu organisieren. Schon zwei Mal hat er in Tiengen in diesem Jahr solche Aktionen organisiert. Er könnte sich vorstellen, eine Cleanup-Gruppe per Whatsapp zu gründen, ähnlich wie im Klettgau die Klettgau-Cleaners, so dass alles komplikationsfrei auf mehreren Schultern organisiert werden kann. „Wenn es zusätzlich dann wieder eine städtische Aktion wie die Stadtputzede gibt, die wegen der Corona-Pandemie ja ausgefallen ist, dann würde man wirklich etwas erreichen.“
Geht es nach dem pensionierten Apotheker, soll nicht um Hauptverkehrsstraßen herum gesammelt werden, sondern um die nicht so häufig befahrenen Routen. Eben dort, wo die Stadtreinigung nur selten oder gar nicht hinkommt. „Denn der Müll bleibt oft dauerhaft liegen an Bächen, Spazierwegen, bei unbebauten Grundstücken, bei öffentlichen Wegrändern, entlang kleiner Straßen mit Autoverkehr, welche vom Ortskern wegführen, wie die Berghausstraße oder die Breitenfelder Straße. Auch Stellen, an denen Autofahrer rasten oder sich Jugendliche zu Gelagen treffen, sind oft stark vermüllt mit Flaschen, Getränkedosen, Plastik-Essensverpackungen, Zigarettenkippen und vielem mehr. Beim Sammeln müssen wir uns also eher in den Randgebieten der Stadt bewegen“, weiß Andreas Otte.

Schon im April 2021 hatte Otte zusammen mit den Kolping Cleaners in Tiengen einen Müllsammel-Aktionstag auf die Beine gestellt, bei dem an einen Vormittag rund 170 Kilogramm an Müll gesammelt wurden. Unter den freiwilligen Helfern dabei waren, wie der Name schon sagt, Mitglieder der Kolpingfamilie Tiengen. Erst jüngst hat Otte sich dem weltweit stattfindenden Cleanup Day angeschlossen, der immer am dritten Samstag im September stattfindet. Mit dabei waren 20 Ehrenamtliche, vorwiegend Mitglieder der Kolpingfamilie, dem Turnverein Tiengen und dem Kirchenchor. „Aber leider konnte wegen zu weniger Teilnehmer nicht in allen Stadtgebieten gesammelt werden, und schon gar nicht in den kritischen Stadtrandgebieten, an den Ausfallwegen.“ Das sei aber notwendig, damit Müll nicht von Mähdreschern „zertrümmert und klein gehäckselt wird und nur mehr sehr schwer zu sehen und zu sammeln wird. Zum Teil wächst tatsächlich Gras darüber oder der Bauer pflügt unter, weil er nicht wegen jedem Müll seinen Traktor anhalten, absteigen und Müll aufnehmen kann“.
Rund 80 Kilogramm Müll haben die Ehrenamtlichen in zwei Stunden beim Cleanup Day in Tiengen gesammelt haben. Besonders schlimm sei es am Bahnhof in Tiengen gewesen. „Tausende Zigarettenkippen und kaputte Flaschen liegen dort, auch auf den Gleisen.“ Otte weiter: „Warum gibt es um den Bahnhof offensichtlich mehrere Zuständigkeiten für die Reinigung? Das kann nicht funktionieren. Auch mehr Mülleimer und Aschenbecher sind dort nötig.“ Otte habe bereits die Stadt informiert und wartet nun auf Veränderungen. Weiter ist dem Tiengener aufgefallen, dass die Stadt beziehungsweise der Bauhof ein großes Problem habe: „Ständig werden die öffentlichen Mülleimer missbraucht, um privaten Hausmüll zu entsorgen. Die Stadt müsste wohl neue, besser konstruierte Mülleimer aufstellen. Auch bräuchte es an verschiedenen Stellen zusätzliche Mülleimer.“
Andreas Otte gehe es bei seinem Engagement auch darum, bei der Jugend ein Bewusstsein zu schaffen, „dass wir ein Augenmerk auf unsere Umwelt haben müssen, denn gerade die Jugend muss noch lange damit leben“.