Ein helles Pink durchzieht das Wasser im Tiengener Freibad. Eben schimmerte es im Kinderbecken noch blau, kurze Zeit später ist das Wasser komplett dunkelviolett gefärbt. „Das ist der spannendste Augenblick beim ganzen Bauablauf“, sagt Martin Haag von der Firma Steybe Controlling aus Kirchzarten, die für die Projektsteuerung der Freibadsanierung verantwortlich ist, über den Färbetest.

Die Installation der neuen Filteranlagen im Tiengener Freibad ist seit Kurzem abgeschlossen. Um sie in Betrieb nehmen zu dürfen, ist jedoch ein sogenannter Funktionstest der Desinfektionsmittelverteilung in allen drei Becken erforderlich, wie Thomas Schilling, Prokurist bei den Stadtwerken Waldshut-Tiengen, gegenüber dieser Zeitung sagt. Dies geschieht durch einen Färbetest.

Thomas Frank steht am Rand des Nichtschwimmerbeckens. Noch ist das Wasser klar, aber gleich wird er in seinem Block dokumentieren, wie ...
Thomas Frank steht am Rand des Nichtschwimmerbeckens. Noch ist das Wasser klar, aber gleich wird er in seinem Block dokumentieren, wie lange es gedauert hat, bis der Farbstoff komplett durch das Becken strömt. | Bild: Juliane Schlichter

„Es wird simuliert, wie sich das Chlor im Wasser verteilt“, erklärt Thomas Frank, der beim Planungsbüro Fritz aus Bad Urach für die Technik zuständig ist. Hierzu wird dem Wasser ein Färbemittel zugegeben, um die Durchströmung des Wassers im Becken zu testen. Nur wenn das Chlor das Wasser vollständig durchströmt, werden keine Keime gebildet.

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„Innerhalb von 15 Minuten muss alles eingefärbt sein“, sagt Thomas Schilling. Dann gilt der Test als bestanden, und die Technik entspricht den Anforderungen der Behörden. Aus diesem Grund sind neben Vertretern der an der Sanierung beteiligten Baufirmen, der Stadtverwaltung und der Stadtwerke auch zwei Mitarbeiter des Gesundheitsamts anwesend. Und warum färbt sich das Wasser ausgerechnet lila? „Es gibt auch gelbes Färbemittel, aber das sieht man bei Sonne nicht so gut wie lila“, antwortet Thomas Frank.

Um 9.07 Uhr an einem sonnigen, aber kalten Novembermorgen beginnt der Test im Nichtschwimmerbecken. Wenige Minuten später sagt Thomas Schilling: „Viel dunkler kann‘s nicht mehr werden.“ Thomas Frank läuft das Becken ab und schaut sich die Verfärbung ganz genau an. Der Experte ist zufrieden: „Die Ecke hier ist auch gut.“ Nach nur elf Minuten und 30 Sekunden hat das Kinderbecken den Test bestanden. Das Wasser leuchtet dunkelviolett.

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Noch besser läuft der Test im Nichtschwimmerbecken. „Das ging brutal schnell“, sagt Thomas Schilling überrascht, nachdem die Stoppuhr bereits nach drei Minuten und 30 Sekunden zum Stillstand kommt. „Die Umwälzleistung in diesem Becken ist durch die Rutsche größer dimensioniert“, erklärt Thomas Frank, warum sich das Wasser im Nichtschwimmerbecken so rasant verfärbt hat. Zu guter Letzt ist das Schwimmerbecken an der Reihe. Hier verwandelt sich das Wasser im neuen Edelstahlbecken innerhalb von acht Minuten ins Violette.

„Test voll bestanden“, freut sich Thomas Frank. Damit kann das Freibad Tiengen zur nächsten Saison öffnen. Im lilafarbenen Wasser muss aber niemand baden. „In einer halben Stunde ist es wieder klar“, sagt der Techniker. Einer hätte Lust verspürt, ein paar Bahnen durch das violette Nass zu ziehen: „Wenn es wärmer gewesen wäre, wäre ich hinein gesprungen“, scherzt Oberbürgermeister Philipp Frank. Mit Blick auf das kommende Jahr sagt er: „Das wird ein schöner Start in die Badesaison.“

Oberbürgermeister Philipp Frank ist fasziniert vom Anblick des verfärbten Wassers. Er hält den Färbetest im Kinderbecken fotografisch ...
Oberbürgermeister Philipp Frank ist fasziniert vom Anblick des verfärbten Wassers. Er hält den Färbetest im Kinderbecken fotografisch mit seinem Smartphone fest. | Bild: Juliane Schlichter

Auch Bürgermeister Joachim Baumert ist mit dem Verlauf der Sanierung zufrieden: „Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“ Die Becken sind fertig, die Technik funktioniert, neuer Rasen wurde angesät, und das Gebäude mit Sanitär- und Umkleideräumen ist bis auf kleine Arbeiten fertig. „Nun müssen nur noch der Parkplatz und der Zaun gemacht werden“, sagt Baumert.

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