Das Pater-Jordan-Haus ist der katholischen Kirche, gemessen an der Zahl der Gurtweiler Katholiken, zu groß und zu teuer. Die Gurtweiler sehen das anders, denn ein Großteil des kirchlichen und weltlichen Dorflebens ist auf das Gebäude angewiesen. Die Interessensgemeinschaft Pater-Jordan-Haus hat nun Vorschläge zusammengestellt, wie die Vorgaben der Kirche umgesetzt werden könnten.
Die 15 Bürger um Sprecher Dieter Hauser sind überzeugt: Das Gebäude muss und kann erhalten werden. So könnten gemäß ihrer Bedarfsanalyse die Grundfläche halbiert und die Einnahmen aus der Vermietung fast verdoppelt werden. Es gibt gute Gründe dieses Haus nicht leichtfertig aufzugeben, sagte Hauser, denn die Gemeindehalle könne den Bedarf aufgrund anderer Auslastungen nicht decken. Der Bericht der IG wurde der zuständigen Stelle im Erzbistum vorgelegt.

- Die Vorschläge der IG: Nachdem Ansätze für Kooperationen mit dem Salvatorianer-Orden, der Caritas und der politischen Gemeinde ergebnislos geblieben sind, konzentriert sich die IG auf den Ausbau einer flexiblen Nutzung mit Einnahmenoptimierung und Umbau. Anhand der Bedarfsanalyse hält die IG eine Einnahmensteigerung von derzeit jährlich 24 000 Euro auf 43 000 Euro durch folgende Maßnahmen für möglich: 1. Erhöhung des Mietpreises pro Quadratmeter von 1,1 Euro auf 2 Euro (Durchschnitt vergleichbarer Gebäude in der Umgebung: 2,96 Euro). 2. Erhöhung der Auslastung durch "Werbung statt Duldung" mit einer Steigerung der Vermietungen des Pfarrsaals an Private um 50 Prozent. 3. Zusätzliche Vermietung des Pfarrsaals an Gewerbe, Verbände und Institutionen für Seminare. 4. Erhebung von Kostenbeiträgen von vordergründig nicht pastoralen Gruppen. 5. Fortführung des Mittagstischs der Grund- und Werkrealschule. 6. Weitere Vermietung des Hausmeisterhauses.
- Reduzierung der Gebäudefläche: Die IG hält eine Halbierung der Grundfläche ohne Nutzungseinschränkung für möglich. Hierzu notwendig wäre der Erhalt des Pfarrsaals mit Foyer, der Abbruch des Jugendhauses, der direkte Anbau eines Gruppenraums an das Foyer und die Einrichtung des Untergeschosses mit Jugend-/Ministrantenraum, Lager und Technik sowie eigenem Eingang. Auf diese Weise könnte der Zielwert von 334 Quadratmetern, der Gurtweil gemessen an der Zahl der hier wohnenden Katholiken zusteht, annähernd erreicht werden.
- Kritik am Vorgehen des Erzbistums: Kritik übt die IG an der Beantragung des Baurechts für das Pfarrhaus und die Pfarrscheune beim Land. Nicht nur sei diese aufgrund von Denkmalschutz und direkter Nähe zur Wohnbebauung als Ersatz ungeeignet, wie Ingenieur Engelhart Maiers ausführte. Mit dem Vorstoß würden Tatsachen geschaffen, die den Erhalt unwahrscheinlich machen, meint die IG. Auch halte sich das Erzbischöfliche Ordinariat dabei nicht an die eigenen Vorgehensrichtlinien für die Erstellung von Gebäudekonzepten, meint Dieter Hauser. Michael Hertl, Pressesprecher der Erzdiözese Freiburg, betont hingegen, dass es sich hierbei lediglich um eine Anfrage handle, um alle Optionen offen zu halten. Man wolle das für heute geplante Treffen zum Runden Tisch in Freiburg abwarten. Dort wolle man gemeinsam mit Vertretern der IG und der Kirchengemeinde "nach einer einvernehmlichen Lösung im Sinne der Pastoralen Gebäudekonzeption suchen", so Hertl. Mit am Tisch: Eine Liste mit 244 Unterschriften von Gurtweilern, die sich für den Erhalt ihres Pater-Jordan-Hauses einsetzen.
Pater-Jordan-Haus
Das Pater-Jordan-Haus wurde 1975 gebaut und nach Johann Baptist Jordan (1848 bis 1918), dem Gründer des Salvatorianer-Ordens, benannt. Mit rund 460 Belegungen im Jahr ist es ein zentraler Ort für das Dorfgeschehen. Hauptnutzer sind das Bildungswerk (126 Belegungen in 2016), die Kirchenmusik (107), die Schule (80), die Pfarrei (56), private Nutzer (39), überpfarreiliche Belegungen (33), Senioren (elf) und örtliche Vereine (sieben).