Mit dem Bau eines neuen Bürogebäudes biegt der Möbelhersteller Sedus auf die Zielgerade eines Umzugs-Marathons. Genau 50 Jahre nach Beginn der schrittweisen Geschäftssitz-Verlagerung tauschen rund 40 Mitarbeiter im Vertrieb und Marketing ihre Waldshuter Büros gegen neue Arbeitsplätze am Produktionsstandort Dogern. Und die haben es in sich, denn die Investitionssumme von 13,5 Millionen Euro fließt nicht nur in neue Räumlichkeiten. Mit einer offenen Bürolandschaft und flexiblen Arbeitsplätzen will das Unternehmen die Zusammenarbeit fördern und eine der modernsten Büroinfrastrukturen Deutschlands schaffen.
- Neues Bürokonzept: Der Produktionsstandort Dogern steht vor großen Veränderungen, allem voran mit dem Neubau eines neuen Bürogebäudes. Die Bauarbeiten stehen hier bereits kurz vor dem Abschluss. Künftig arbeitet man gemeinsam unter einem Dach. Demselben Dach wohlgemerkt, denn die offene Bürolandschaft beherbergt in Zukunft auf zwei Ebenen den Vertrieb, das Marketing, die Entwicklung, die Qualitätssicherung und die Unternehmensleitung in einem Raum. In dem entstehenden Kompetenzzentrum sollen Kunden aus aller Welt beraten werden.

- Kurze Wege für große Kreativität: Neben 97 festen werden auch 34 flexible Arbeitsplätze geschaffen, an denen sich die Mitarbeiter je nach Bedarf einloggen und (zusammen-)arbeiten können. Die kurzen Wege und lockeren Strukturen sollen zur Kreativität beitragen und die Effizienz steigern. „Wir wollen so viele Mitarbeiter wie möglich zusammenbringen“, erklärt Daniel Kittner, Vorstand Technik, die Idee. Das soll gegen „Silo-Denken“ helfen und Barrieren abbauen. Entscheidend für das Konzept ist, dass Sedus selbst Büromöbelhersteller ist. Viele Aspekte der neuen Büroform entstanden in Zusammenarbeit mit Kunden. Fortan werden hier nicht nur Neuentwicklungen vor ihrer Markteinführung getestet. Kunden können die neuen Bürokonzepte bei Besichtigungen im Einsatz erleben. Neben dem Kompetenzzentrum in Dogern wird auch am Standort Geseke gebaut, wo die Tochterfirma Sedus Systems ebenfalls ihr Bürogebäude ausbaut. Die Gesamtsumme der Investitionen beträgt rund 20 Millionen Euro.

- Umzug auch im Kopf: Nicht nur räumlich, auch in den Köpfen möchte man sich annähern. Räumliche Distanz schaffe auch Distanz bei der Arbeit, sagt Kittner. In der Endmontage wurden bereits Abteilungen zusammengeführt und ebenfalls „in Rufweite“ des neuen Büros verlagert. Das Begleitkonzept zum Umzug der Verwaltung: „We move together.“ Denn: „Natürlich gab es Bedenken bei Mitarbeitern, die zuvor feste Arbeitsplätze hatten“, sagt Kittner. Deshalb habe man die betroffenen Mitarbeiter mithilfe von Muster-Arbeitsplätzen Workshops und gemeinsamen Regeln in die Planung der neuen Zusammenarbeit miteinbezogen. Die wichtigsten Ziele: Größere Produktivität und kürzere Lieferzeiten.

- Nachmieter gesucht: Was mit den Räumen der Stoll-Vita-Stiftung in Waldshut geschieht, bleibt indes weiterhin unklar. Nachdem das Angebot an die Stadt Waldshut-Tiengen am 18. Juni abgelaufen war – angedacht war der Einzug der Stadtbibliothek – suche man derzeit einen geeigneten Nachmieter, erklärt die Stiftung auf Nachfrage. Klar hingegen ist, dass der Stadt Waldshut-Tiengen durch den nun bald abgeschlossenen Umzug ein erheblicher Teil der Gewerbesteuereinnahmen wegbricht, über den sich künftig die Gemeinde Dogern freuen darf.
Das Unternehmen
Die Sedus Stoll AG wurde 1871 in Waldshut gegründet, seit 1995 ist sie eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 873 Mitarbeiter an drei Standorten. In Dogern produziert Sedus unter anderem Bürositzmöbel, Sitzmöbel für Empfangsbereiche und Kantinen. Die Tochterfirma Sedus Systems in Geseke (Nordrhein-Westfalen) stellt unter anderem Arbeitstische und Schranksysteme her. Ebenfalls zu Sedus gehört der Bürositzmöbel-Hersteller Klöber in Owingen (Bodenseekreis). Hauptaktionärin ist die Stoll-Vita-Stiftung. 2016 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von 188 Millionen Euro.