Viele Fußballvereine wurden von der Ankündigung der EU, Kunststoffgranulat auf Kunstrasenplätzen zu verbieten, aufgeschreckt. Fast täglich wurden die Meldungen modifiziert, bis hin zum Einräumen von Übergangsfristen und dem Bestandsschutz bestehender Sportanlagen. Im östlichen Teil des Landkreises ist von dieser Aufregung wenig bis nichts zu spüren. Eine nicht repräsentative Umfrage lässt dies jedenfalls vermuten.

  • FC Tiengen 08: „Wir reagieren erst einmal zurückhaltend auf diese Nachricht, noch ist nichts beschlossen“, sagt Armin Leichenauer, Präsident des FC Tiengen 08. Er setzt auf die Forderung des Deutschen Fußballbunds: Bei der Einschränkung von Mikroplastik in der EU solle der Blick auf die möglichen Auswirkungen für die zahlreichen Amateurvereine und die Belange des Sports gerichtet werden. „Die Vereine wären einfach nicht in der Lage, das finanziell umzusetzen“, glaubt Leichenauer.
Armin Leichenauer, FC Tiengen 08
Armin Leichenauer, FC Tiengen 08 | Bild: Scheibengruber, Matthias

Rainer Schillinger, Geschäftsführer des FC Tiengen 08, betont: „Man muss die Ankündigung ernst nehmen.“ Er hätte sich aber gewünscht, Vertreter der Verbände vorab in den Prozess einzubinden, um nach Alternativen zu suchen. Er weist auf die hohe Strapazierfähigkeit von Kunstrasen hin, von der Vereine und Schulsport profitieren. Schillinger erwähnt auch die hohen Investition vor etwa fünf Jahren, an denen sich der Klub mit 100 000 Euro beteiligt habe.

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  • VfB Waldshut: Klaus Fricker, Vorsitzender des VfB Waldshut, nimmt den Umweltaspekt sehr ernst, sieht die Diskussion um das Kunststoffgranulat auf Kunstrasenplätzen aber „relativ entspannt“. Die Anlage des VfB wurde vor vier Jahren mit Eigenleistungen im Gegenwert von 90 000 Euro gebaut. Bis zu einer politischen Entscheidung würden wohl noch Jahre vergehen. „Dann werden wir sehen, was zu tun ist. Vielleicht müssen wir bis dahin das Granulat sowieso austauschen.“ Mit der Thematik habe man sich vor dem Bau lange und kritisch auseinadergesetzt, deshalb auf Granulat aus alten Autoreifen bewusst verzichtet.
Klaus Fricker, VfB Waldshut
Klaus Fricker, VfB Waldshut | Bild: Scheibengruber, Matthias
  • SC Lauchringen: Thomas Kummer, Vorsitzender SC Lauchringen, steckt die Berichterstattung in die Kategorie „Sommerloch-Story“. Er ordnet als „typisch politische Aktion“ ein, die noch weit weg von einer Richtlinie oder einem Gesetz sei. Er geht zunächst einmal von einem Bestandsschutz aus. Sollte die Richtlinie der EU dennoch kommen, werde das an die Existenz vieler Vereine gehen. Auf dem 2008 eingeweihten Kunstrasenplatz wurde erst 2018 für 30 000 bis 40 000 Euro das schwarze Kunststoffgranulat ausgetauscht, die Kosten übernahm die Kommune. Von ihr erhofft sich Kummer auch Unterstützung, falls das Granulat wieder ausgetauscht werden müsste.
Thomas Kummer, SV Lauchringen
Thomas Kummer, SV Lauchringen | Bild: Neubert, Michael
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  • SV Eggingen: „Zunächst waren wir erschrocken. Gut, dass wir uns gemeinsam mit der Gemeinde beim Bau vor einem Jahr bewusst für Kork-Granulat entschieden haben“, sagt Manuel Streuff, Vorstand Vereinsentwicklung des SV Eggingen. Der Umweltaspekt und die Entsorgung des Kunststoffgranulats spielten eine große Rolle, aber auch die Bespielbarkeit. Und da habe Kork Vorteile, davon habe man sich im Vorfeld auf dem Platz in Dogern ein Bild gemacht.
Manuel Streuff, SV Eggingen
Manuel Streuff, SV Eggingen | Bild: Lucia van Kreuningen
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  • Spvgg Wutöschingen: Laut Karl-Heinz Silbereis, Vorsitzender für sportliche Belange der Spvgg Wutöschingen stockt im Moment die Planung des Kunstrasenplatzes. Das angekündigte Verbot hält er dennoch für einen „Schnellschuss“ aus Brüssel. Sein Verein habe sich aber von Anfang an bei der Planung auf Korkgranulat festgelegt. „Damit sind wir auf der sicheren Seite“, sagt Silbereis. Bezüglich des Schimmelverdachts bei diesem Granulat fehle noch die Langzeiterfahrung, weiß er.
Karl-Heinz Silbereis, SpVgg Wutöschingen
Karl-Heinz Silbereis, SpVgg Wutöschingen | Bild: Salzmann, Günter
  • Fußballbezirk Hochrhein: „Mich überrascht mittlerweile nichts mehr auf dieser Welt“, sagt Uwe Sütterlin, Vorsitzender Fußballbezirk Hochrhein. Reaktionen von Vereinen beim Fußballbezirk gab es bisher noch nicht. Die Anzahl der Kunstrasenplätze im Bezirk Hochrhein ist Sütterlin nicht genau bekannt: „Aber es würden sicherlich nicht unerhebliche Kosten auf die Vereine zukommen.“ Sein Rat: „Die Vereine sollen sich vor dem Bau eines Kunstrasenplatzes unbedingt beim Badischen Sportbund informieren.“
Uwe Sütterlin, Fußballbezirk Hochrhein
Uwe Sütterlin, Fußballbezirk Hochrhein | Bild: Scheibengruber, Matthias
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