- BUND: Yonca Thurner, BUND Waldshut-Tiengen, begrüßt die Nachricht vom Verbot der Kunstrasenplätze, da dies eine sehr naturferne, unnatürliche Lösung sei. So biete der Natur-Rasenplatz noch Lebensraum für ein paar Insekten und Vögel. „Das Thema Mikroplastik ist sehr wichtig und es wird sich vermutlich erst noch herausstellen, welche schädlichen Auswirkungen es auf unsere Gesundheit und Umwelt hat.“
Es sei natürlich problematisch für viele Fußballvereine und Gemeinden, die erst vor kurzer Zeit diese riesigen Investitionen getätigt haben, deswegen fordert sie den sofortigen Stopp bei der Planung künftiger Kunstrasenplätze. Aus Kostengründen befürwortet sie aber eine begrenzte Nutzung, dann den langsamen Rückbau. „Als Vorsitzende eines betroffenen Vereins würde ich irgendwas organisieren wie ein Turnier, Sponsorenlauf, oder Fußballfest, um Geld für die Sanierung zu sammeln. Vielleicht kann ein berühmter Fußballer den Verein unterstützen?“
- Planer: Viele Vereine hätten irritiert und aufgeregt nachgefragt, berichtet Rainer Buhl, Geschäftsführer Rievo Tennis- und Sportplatzbau aus Oberried. Er empfiehlt, beim Neubau auf Systeme ohne Gummigranulat oder mit Kork als Füllmaterial auszuweichen. „Die Diskussionen um politischen Handlungsbedarf auf diesem Feld haben sich seit Langem angekündigt. Wir halten die Debatte um Mikroplastik auch für richtig“, sagt Buhl weiter. Die Diskussion sollte beim Kunstrasenplatz allerdings nicht enden. Selbst Naturrasenplätze mit relativ hohem Wasserbedarf und die Nitratauswaschung aus den Düngemitteln sollten seiner Meinung nach hinterfragt werden.
Eine Sperrung eröffneter Anlagen ergibt für Buhl wenig Sinn, da das Granulat deswegen nicht verschwinden werde. Leider hätten sich auch Irrtümer in die Debatte eingeschlichen. Zum Beispiel würden Mikroplastik und belastetes Material verwechselt. Alle bisher verwendeten Materialien hätten eine Zertifizierung, somit würden vorgegebene Grenzwerte eingehalten. Er hält die Zahl von zehn Tonnen pro Jahr ausgetragenem Mikroplastik für zu hoch angesetzt. „Auf Plätzen in unserem Einzugsgebiet füllen wir im Schnitt weniger als 200 Kilogramm Granulat pro Jahr nach. Viele Vereine füllen überhaupt keines nach.“
- Alternative: Im südbadischen Raum wurden zum Beispiel die Plätze in Albbruck, Eggingen, Todtmoos oder St. Blasien mit Kork gebaut, sagt Buhl. Aktuell werde auch beim FC Hochrhein in Hohentengen-Stetten Kork verwendet. Die Erfahrungen seien durchweg positiv, Kork sei derzeit auch günstiger als Gummigranulat. Positiv sei auch die Förderung von Korkplätzen durch den Badischen Sportbund, wo sich Beatrix Vogt-Römer und Gundolf Fleischer seit Jahren für dieses Thema stark gemacht hätten.
- Kosten: Ein kurzfristiger Ausbau des Granulates und Austausch durch Kork würde derzeit laut Aussage von Buhl 50 000 Euro kosten. Die Zahl 500 000 Euro, die sich im Umlauf befinde, sei falsch. Die Kosten für den kompletten Neubau eines Kunstrasenplatzes hätten sich bei 350 000 bis 400 000 Euro eingependelt.