Verena Wehrle

Kunststoff, Kork, Sand oder Naturrasen – was darf‘s sein? Diese Frage stellten sich viele Fußballvereine der Region, wenn es darum ging, einen neuen Platz zu bauen. Wird es jedoch das Verbot von Kunststoffgranulat auf Kunstrasenplätzen wirklich geben, sind die Möglichkeiten nicht mehr allzu groß. Die aktuelle Diskussion um ein solches Verbot aufgrund von Umweltschutz ist auch bei den Amateurvereinen in der Region angekommen. Wir fragten nach, was die Vereine davon halten und was für Folgen das für sie haben kann. Während sich die einen mit einem Rasenplatz locker zurücklehnen, hoffen jene mit Kunststoffgranulat auf mehr Zeit und finanzielle Unterstützung beim Um- oder Neubau des Platzes. Andere wiederum haben mit Kork schon die gute Alternative eingebaut.

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Johann Scheible, Vorsitzender SV 08 Laufenburg
Johann Scheible, Vorsitzender SV 08 Laufenburg | Bild: Scheibengruber, Matthias
  • SV 08 Laufenburg: Johann Scheible, Vorsitzender des SV Laufenburg, wirkt auch trotz Kunststoffgranulat auf dem Spielfeld gelassen. Denn der acht Jahre alte Platz soll 2025 ohnehin einen neuen Belag bekommen. „Damals war Kunststoff die beste Substanz, es ist beständiger und nimmt weniger Wasser auf“, sagt Scheible. Zum möglichen Verbot sagt er: „Bei Neubestand muss es für den Naturschutz ein solches Verbot geben. Man kann den Vereinen und Gemeinden aber nicht zumuten, kurzfristig neue Anlagen zu bauen“. Auch ein Austausch des Granulats, etwa durch Kork, sei möglich, berge aber auch ein Entsorgungsproblem. Er plädiert für den Neubau im natürlichen Rhythmus. Ein Platz halte etwa zwölf Jahre bei normaler Nutzung.
Dietmar Gamp, Vorsitzender FC Rot-Weiß Weilheim
Dietmar Gamp, Vorsitzender FC Rot-Weiß Weilheim | Bild: Claus Bingold
  • FC Rot-Weiß Weilheim: Weniger gelassen ist Dietmar Gamp vom FC Rot-Weiß Weilheim. Auch hier wurde Kunststoffgranulat verwendet: „Ein solches Verbot wäre eine Katastrophe für uns. Wir haben immer noch über 100.000 Euro Schulden auf dem Platz, die wir als Verein selbst stemmen müssen. Eine zusätzliche Belastung könnten wir nicht mehr finanzieren.“ Auch dass die Landesregierung künftig Kunstrasenplätze finanziell nicht mehr fördern wolle, sei für kleine Vereine sehr schlecht, so Gamp. „Wenn es keine Alternative gibt, weiß ich im Moment nicht, wie es weitergehen wird“, sagt er.
Peter Weiß, Vorsitzender FC Wallbach
Peter Weiß, Vorsitzender FC Wallbach | Bild: SK-Archiv
  • FC 08 Bad Säckingen und FC Wallbach: Doch Alternativen zum umweltschädlichen Kunststoffgranulat gibt es – etwa Kork. Dieser nachwachsende Rohstoff als Füllmaterial des Rasens nutzen bereits mehrere Vereine in der Region. So auch der FC 08 Bad Säckingen und der FC Wallbach, die 2016 gleichzeitig ihre Plätze neu bauten. Der Bad Säckinger Vorsitzende Werner Wunderle schätzt die Vorteile: „Wenn es extrem heiß ist, kann man auf normalem Kunstrasen gar nicht kicken, der heizt sich fünf Grad mehr auf als unser Kork.“ Er habe nur gute Erfahrungen gemacht, bis auf einen Umstand: Bei extremem Starkregen schwemme es den Kork heraus. Laut Peter Weiß vom FC Wallbach stand bei beiden Vereinen schon damals der Umweltgedanke im Vordergrund. Für ihn mache ein Verbot von Kunststoffgranulat Sinn. Doch: „Ich hoffe, dass das Land die Kommunen und Vereine beim Austausch des Granulats finanziell unterstützt und sie nicht im Stich lässt.“
  • Das sagt der Platzbauer: Doch wie teuer ist ein solcher Austausch eigentlich? Der Preis für einen Austausch von Kunststoffgranulat auf Kork, der in letzter Zeit in dieser Diskussion verbreitet wurde, habe bei einer halben Million Euro gelegen, sagt Rainer Buhl von der Sportplatzbau-Firma Rievo aus Oberried, und er ärgert sich darüber. Seine Zahlen: „Wir rechnen mit 50.000 Euro pro Platz, ein Platzneubau kostet rund 350.000 Euro.“ Kork als Füllmaterial für Kickplätze erlebe derzeit einen regelrechten Hype. „Das ist momentan einfach die einzige Alternative“, sagt Buhl. In Südbaden gebe es die meisten Korkplätze. Seine Firma baut derzeit den Korkplatz in Hohentengen und baute bereits den Platz in Obersäckingen (Gummigranulat) sowie die Korkplätze in Eggingen, Todtmoos und Saig. Für ihn gebe es bei Kork keinen Nachteil.
Jochen Schauer, Vorsitzender SV Görwihl
Jochen Schauer, Vorsitzender SV Görwihl | Bild: Lichetzki, Jessica
  • SV Görwihl: Einer, der sich bei der Diskussion locker zurücklehnt, ist Jochen Schauer. Denn der Vorsitzende des SV Görwihl freut sich über den guten alten Rasenplatz. „Auf unserem Rasen haben wir ein viel besseres Ballgefühl“ sagt er. Natürlich sei ein Rasenplatz viel Arbeit, doch auch Kunstrasenplätze würden viel Arbeit machen. „Das wird oftmals unterschätzt“, so der Vorsitzende des Görwihler SV. Ein klarer Nachteil sei die Wetterabhängigkeit. „Im Winter spielen wir auf dem Hartplatz bei der Halle“, sagt Schauer.