Seit Herbst 2021 ist es möglich, in Waldshut BWL zu studieren. In Kooperation mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) mit Hauptsitz in Bielefeld bietet die Kaufmännische Schule an der Friedrichstraße ein berufsbegleitendes Studium der Betriebswirtschaftslehre an.
Die Zahl der Studenten hat sich laut Magnus Sauerborn, Lehrer an der Kaufmännischen Schule und Leiter des Waldshuter Studienzentrums, von anfangs zwei auf aktuell elf Studenten gesteigert.
„Ich hoffe, dass die Richtung so weiter geht“, sagt Sauerborn über die Studentenzahlen bei einem Treffen mit Dozenten des Studiengangs. „Dann können wir bald anbauen“, fügt Isabella Schlipphack, Schulleiterin der Kaufmännischen Schule, schmunzelnd hinzu.
Das sagen die Studenten
Miguel Pindi aus Lauchringen ist mittlerweile im zweiten Jahr des Studiengangs. „Es läuft echt gut“, blickt der 26-Jährige auf die vergangenen eineinhalb Jahre zurück. Der gelernte Groß- und Einzelhandelskaufmann, der sich von einem Bachelor-Abschluss bessere Aufstiegschancen im Beruf erhofft, sieht es als Vorteil, dass der Unterricht nur an zwei Samstagen im Monat stattfindet. Dies lasse sich gut mit seiner Arbeit vereinbaren.
„Klar muss man zu Hause noch einiges machen, aber das ist für mich kein Problem“, erklärt Pindi selbstbewusst. Auch, dass die Dozenten jederzeit für die Studenten erreichbar seien, wertet er als positiv.

Seine Kommilitonin Madeleine Winkler äußert sich ebenfalls zufrieden über das Studium. Im Gespräch mit dieser Zeitung lobt die 32-Jährige aus Tiengen zum einen die Unterlagen für den Unterricht als auch die Tatsache, dass die Prüfungstermine ein Jahr im Voraus bekannt seien. „Dann kann man sich mit dem Arbeitgeber abstimmen und einen Tag vor der Prüfung frei nehmen“, erklärt sie.
Die gelernte Groß- und Einzelhandelskauffrau arbeitet seit zwei Jahren in Waldshut für das Hauptzollamt Singen. Im Oktober 2021 sei Winkler durch einen Bericht in dieser Zeitung auf das neue berufsbegleitende BWL-Studium aufmerksam geworden und habe sich daraufhin immatrikuliert.
Derzeit bereiten 13 Dozenten die Studenten innerhalb von zwei Jahren auf den Bachelor-Abschluss vor. Normalerweise beträgt die Studienzeit doppelt so lang. Da die abgeschlosse kaufmännische Ausbildung der Studenten jeweils angerechnet wird, verkürzt sich die Dauer des Studiums.
Neben einem Vollzeitberuf parallel zu studieren, nennt Magnus Sauerborn eine „Leistung“. Dies zeige Arbeitgebern eine „gewisse Belastungsfähigkeit“ der Absolventen, fügt er hinzu.
Dozenten aus dem ganzen Landkreis
Für Marcel Wegmann ist seine Dozententätigkeit eine Art Rückkehr zu seinen Wurzeln. Wegmann, einer von vier Geschäftsführern des Feinwerktechnikunternehmens Hago aus Küssaberg, hat am Wirtschaftsgymnasium der Kaufmännischen Schule in Waldshut einst Abitur gemacht. Nun unterrichtet er an seiner alten Schule. „Es ist wichtig, Menschen zu fördern“, sagt er.
Ralf Brüning, Professor für Wirtschaftsstudiengänge am FHM-Standort Köln, erklärt die Voraussetzungen, um als Dozent für das BWL-Studium in Waldshut zu arbeiten: „Sie müssen einen akademischen Abschluss haben.“
Weitere Dozenten sind neben Marcel Wegmann unter anderem Vera Blumenstock, Steuerberaterin bei Energiedienst, und Alexander Eggert, Steuerberater und Wirtschaftsjurist aus Tiengen. Zudem sind laut Magnus Sauerborn von der Rudolf-Eberle-Schule in Bad Säckingen, ebenfalls eine kaufmännische Schule, deren Abteilungsleiter Jan Voigt sowie Mark Adamo für den Studiengang tätig.
Kooperation verschiedener Schulen
Gemeinsam mit den Lehrkräften und Dozenten der Justus-von-Liebig-Schule in Waldshut mit Schulleiter Andreas Ackermann und Petra Rummel handele es sich somit um eine kreisweite Kooperation von Schulen und Wirtschaft.
„Ich denke, das Modell ist attraktiv, aber es muss noch bekannter werden“, sagt Isabella Schlipphack über das berufsbegleitende BWL-Studium an ihrer Schule. Ralf Brüning beschreibt die Intention des Studiengangs: „Wir versuchen, junge Menschen, die in die Universitätsstädte streben, in der Heimat zu belassen. Auch hier kann man ein tolles Studium absolvieren.“
Auf diese Weise würden die Kooperationspartner – die Fachhochschule des Mittelstands und der Landkreis Waldshut – „einen kleinen Beitrag leisten, dass dem Fachkräftemangel entgegengewirkt wird“, fügt der Wirtschaftsprofessor hinzu.