Herr Heizmann, was hat Sie bewogen, die Stelle als Radkoordinator zu übernehmen?

Ich hatte fürs Radfahren schon immer eine große Leidenschaft und im Straßenbauamt hatte ich bereits mit Fahrradwegen zu tun. Warum sich nicht zu 100 Prozent dem Radverkehr im Landkreis Waldshut widmen, habe ich mir gesagt und die Herausforderung gern angenommen und bis heute viel Freude daran.

Was genau sind Ihre Aufgaben?

Ich plane, koordiniere und setze Radverkehrsmaßnahmen im Landkreis Waldshut sowie seinen 32 Gemeinden um. Es geht um den Ausbau und die Beschilderung lokaler Radnetze und die Unterstützung und Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Die Beschaffung von Fördermitteln sowie die Organisation von Veranstaltungen, Workshops und Fahrradaktionen sind weitere Aufgaben. Ich setzte mich für das Ziel des Landkreises ein, den Radverkehr zu fördern und das Radfahren stärker in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu rücken und damit einen Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz zu leisten.

Patrick Heizmann, Radkoordinator des Landkreises Waldshut, spricht mit der SÜDKURIER-Mitarbeiterin Ursula Freudig über seine Arbeit und ...
Patrick Heizmann, Radkoordinator des Landkreises Waldshut, spricht mit der SÜDKURIER-Mitarbeiterin Ursula Freudig über seine Arbeit und die aktuellen Ziele beim Ausbau des Radwegenetzes im Landkreis. | Bild: Frank Christl

Wie sieht es im Landkreis Waldshut mit Fahrradwegen aus?

Wir haben noch Luft nach oben, aber wir sind auf dem richtigen Weg und geben jetzt richtig Gas und wollen die Gunst der Stunde nützen. Noch bis 2028 gibt es bis zu 90 Prozent Fördergelder von Bund und Land. Dabei geht es vorrangig um den Radverkehr im Alltag, also Fahrradwege für Pendler und weniger für touristische Zwecke. Bei touristischen Radwegen sind wir im Landkreis nämlich bereits recht gut aufgestellt.

Die Bürger wünschen sich mehr Fahrradwege, oder?

Ja, für die Bürger sind Fahrradwege ein immer wichtigeres Thema. Deshalb haben wir auch in Zusammenarbeit mit dem VAR+ und den Gemeinden ein neues Radverkehrskonzept erarbeitet, im Februar soll es im Kreistag vorgestellt werden. Das Auto hatte zu lange Vorrang. Das große Ziel ist es, dass alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt am Verkehr teilnehmen können.

Was beinhaltet das neue Konzept?

Es steht darin, welche neuen Radwege wir voran bringen wollen und wo Verbesserungen möglich sind, beispielsweise durch Schutzstreifen wie in Tiengen oder durch neue Beschilderungen. Insgesamt sind im Landkreis Waldshut 200 Maßnahmen geplant, davon sind 52 Kreismaßnahmen, 70 betreffen die Gemeinden, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Die restlichen liegen in der Hand von Land und Bund. Zuständig für Fahrradwege entlang von Straßen sind immer die Eigentümer der Straßen. Durch Kooperationsvereinbarungen kann aber die Planung der Radwege abgegeben werden, wie zum Beispiel der Bund die Strecke Hauenstein – Albbruck an das Landratsamt abgegeben hat. Die Kosten trägt aber immer der Eigentümer, also oft die Kommunen.

Welche Radwegemaßnahmen laufen aktuell im Landkreis Waldshut?

Gerade erst fertig geworden ist der neue Radweg von Dogern bis zum Gewerbegebiet Dogern Schnöt. Die Planung lag in den Händen von Bruno Hilpert vom Straßenbauamt, die Ausführung war meine Sache. Der Landkreis hat mit diesem Fahrradweg ein großes Ziel erreicht. Kürzlich wurde im neuen Dogerner Feuerwehrgerätehaus die Eröffnung gefeiert. Der Weg ist an die Schnöt-Ampel angebunden und führt provisorisch nördlich der Bahnlinie weiter Richtung Waldshut. Geplant ist, ihn entlang der Bundesstraße bis zum Krankenhaus weiterzuführen. Ich hoffe, das wird in zwei, drei Jahren umgesetzt sein.

Was ist sonst noch für 2024 geplant?

Von Herrischried Richtung Großherrischwand ist ein Radweg geplant, Ortsteile zu verbinden ist immer ein wichtiges Ziel. Ein Radweg von Rechberg bis zur B34 runter ist vorgesehen, weiterhin wollen wir die Lücke zwischen Riedern und Dettighofen schließen. Auch an Bundes- und Landesstraßen sind weitere Radwege und Lückenschlüsse geplant. Ein großes Ziel seit vielen Jahren ist entlang der Rheinschiene ein durchgehender Radweg von Hauenstein bis zum Waldshuter Zoll. Da gute Fahrradwege nicht einfach an einer Grenze aufhören, sind wir auch in Kontakt mit anderen Landkreisen und der Schweiz, zum Beispiel suchen wir gerade eine Verbindung von Trasadingen durch Erzingen in Richtung Grießen.

Hat eigentlich der Fahrradverkehr durch E-Bikes und Pedelecs spürbar zugenommen?

Ja, das kann man schon sagen. 2015, als das erste Radwegekonzept des Landkreises Waldshut entstand, stellten wir fest, dass das Interesse am Fahrradfahren in höheren Lagen und topografisch anspruchsvollen Gegenden nicht groß war. Seit es E-Bikes und Pedelecs gibt, hat sich das geändert. Sie haben dazu beigetragen, dass der Radverkehr auch dort beliebt ist.

Was sind die Herausforderungen beim Bau von Fahrradwegen?

Die Vorgaben sind oft gleich wie bei Straßen. Es muss wie bei Straßen geplant werden. Die für den Radverkehr wichtige ERA-Richtlinie gibt vor, wie Fahrradwege je nach Verkehrsstärke beschaffen sein müssen, wie breit sie sein müssen, wie ihr Aufbau sein soll. Oft ist es aber schwer, überhaupt einen Radweg unterzubringen, weil die Verhältnisse beengt sind, sehr schwierig ist es zum Beispiel zwischen Albbruck und Dogern. Oder Straßen durch Ortschaften sind nicht breit genug, um einen Teil von ihnen für Fahrradfahrer weg zu nehmen und oft geht es auch nicht, sie zu verbreitern. Naturschutzbelange gibt es natürlich auch zu bedenken. So plant die Stadt Waldshut-Tiengen den letzten Abschnitt des Radwegs Hauenstein – Waldshut Zoll von der SBG bis zum Zoll. Damit das gelingt, müssen Ausgleichsmaßnahmen für Echsen und Schlangen gesucht und geplant werden.

Kann man sein Fahrrad eigentlich winterfest machen?

Spikes sind beim Rad erlaubt, dass sind Mäntel mit Noppen. Ich habe auch schon gehört, dass man den Sattel niedriger stellen soll, weil man dann in einer Notlage schneller mit den Füßen auf dem Boden ist. Am wichtigsten sind für mich Eigenverantwortung. Ein Helm ist grundsätzlich zu empfehlen. Und man sollte sich bewusst sein, dass das Risiko im Winter generell höher ist, egal wie man unterwegs ist. Es geht immer darum, die eigene Fahrweise den Verhältnissen anzupassen. Man kann im Winter einfach nicht mit 40 den Buckel runter fahren.

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Was wünschen Sie sich für die Zukunft mit Blick auf das Verhältnis zwischen Auto- und Fahrradfahrern und Ihre Arbeit?

Als Fahrradfahrer ärgert man sich über Autofahrer und umgekehrt. Wir sollten gegenseitig, auch Fußgänger sind einbezogen, mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Wenn alle Verkehrsteilnehmer das täten, wäre die Gesamtsituation um vieles entspannter. Bezogen auf meine Stelle als Radkoordinator wünsche ich mir, dass sie nach 2026 verlängert wird und Fahrradwege über 2028 hinaus vom Land weiter gefördert werden und wir es so hinkriegen, langfristig viele auf das Fahrrad zu bekommen.