Nicht alle hatten das Glück, sich eine „Teilnehmerkarte“ für die Sonntagsmesse in Waldkirch sichern zu können, die zum ersten Mal seit sieben Wochen wieder in einem öffentlichen Rahmen, aber mit begrenzten Teilnehmerzahlen, stattfand. Auf den Platzkarten stand der Vermerk: „Familien nehmen sich zwei Karten, um so eine Bankreihe für sich zu reservieren“ und „Paare nehmen eine Karte“. Schon am Freitag waren die grünen Karten, die am Seiteneingang der Kirche ausgelegt waren, vergriffen. Es gab nur noch einen kleinen Restposten rosaroter Karten für die Empore. Und auch die waren am nächsten Tag weg.

Dann kam der Sonntag. Vor dem Haupteingang waren im Abstand von zwei Metern rote Streifen aufgeklebt. Im Eingangsbereich hing der vorgeschriebene Desinfektionsmittelspender. Zwei Platzanweiserinnen standen bereit, um die Besucher einzuweisen. 55 Plätze waren ausgewiesen, darunter auch Plätze im Chor. Jede zweite Bank blieb frei. Bänke und Plätze, die besetzt werden durften, waren grün markiert. Alles war gründlichst geregelt und die Besucher hielten sich auch gewissenhaft an die Vorschriften. Wer seinen Mundschutz vergessen hatte, bekam einen am Eingang überreicht. So kamen rund 70 Besucher zusammen.

Für den musikalischen Auftakt sorgte Uli Tomm an der Orgel. Dann trat Pater Hermann Josef Zoche an den Altar, ohne Ministranten. „Heute ist alles ein bisschen anders“, sagte er bei der Begrüßung. „Aber ich freue mich, dass Sie da sind und dass Sie alle unserer Bitte zur gegenseitigen Rücksichtnahme gefolgt sind.“ Trotz aller Sorgen hätten die vergangenen Wochen aber auch ihren eigenen Reiz gehabt, stellte er fest. „Wir erleben eine neue Form der Stille, etwas spirituell ganz Besonderes“, das Beten und der Umgang miteinander hätten eine ganz neue Qualität bekommen.

Dann nahm der Gottesdienst seinen vertrauten Lauf, die Lesung, das Evangelium, die Liturgie. Bei den Kirchenliedern konnten die Besucher die Texte mitlesen, aber das Singen war dem Organisten vorbehalten. In der Predigt griff der Pater einen Familienzwist auf: Der Sohn kommt von der Schule heim und knallt seine Schuhe in die Ecke. Unzufriedenheit, ein typischer Streit bahnt sich an. Was steckt dahinter? Was ist der Grund, dass die Menschen es oft nicht schaffen, sich an die Gebote zu halten? Nach der Wandlung folgte die Kommunion. Dabei ging der Pater durch die Bänke, um die Hostien an die stehenden Besucher zu verteilen. Zuletzt kamen die Besucher von der Empore herunter, empfingen die Kommunion und stiegen wieder nach oben.
Zum Schluss mahnte der Pater die Gemeinde, Staus zu vermeiden, gleich nach Hause zu fahren und nicht erst in Grüppchen zusammen zu stehen. Ein denkwürdiger Gottesdienst, der sicher nicht allen Erwartungen gerecht wurde und wohl auch nicht gerecht werden konnte. Aber für die Besucher war es ein wichtiges Signal: Wir sind nicht allein, wir können wieder hoffen.