Neue Perspektiven für die seit Ostern 2017 schweigenden Glocken der katholischen Liebfrauenkirche in Waldshut zeichnen sich ab: Noch dieses Jahr sollen die Maßnahmen zur Sanierung der sechs historisch wertvollen Bronze-Glocken und für das Gießen von drei neuen Glocken ausgeschrieben werden.

Hinzu kommen jetzt allerdings Maßnahmen im Zuge eines unangenehmen Funds 2019. Nach dem Durchbrechen von Brettern im Zuge vorbereitender Arbeiten, wurde im Dachgebälk des Langhauses und Chors Hausschwamm entdeckt, der sich schon ziemlich massiv durch das Holz gefressen hat. Seine Beseitigung ist alternativlos und kostet rund 274.000 Euro.

Gefräßiger Schwamm: Diese stark beschädigte Stelle im Dachgebälk der Liebfrauenkirche ist Werk des Hausschwamms.
Gefräßiger Schwamm: Diese stark beschädigte Stelle im Dachgebälk der Liebfrauenkirche ist Werk des Hausschwamms. | Bild: Ursula Freudig

Alle drei Maßnahmen, Ertüchtigung der historischen Glocken, Anschaffung von drei neuen Glocken und Hausschwammsanierung, sollen wenn möglich, parallel erledigt werden. Laut dem zuständigen Architekturbüro Formgewand in Stühlingen, ist für Frühjahr 2022 der Beginn der Maßnahmen geplant. „Wir hoffen, dass alles im Laufe des nächsten Jahrs fertig wird“, so Pfarrer Ulrich Sickinger. Er ist sehr froh, dass es endlich vorwärts geht.

Ein Blick auf die Kosten

Die Gesamtkosten für die Glocken einschließlich Hausschwammsanierung belaufen sich auf rund 755.000 Euro. Rund 60 Prozent dieser Kosten tragen das Erzbistum Freiburg und eine Stiftung. Den Rest muss die Kirchengemeinde St. Verena selbst aufbringen. Zum Unverständnis und zur Enttäuschung des Pfarrers, steuert das Landesdenkmalamt jetzt doch nicht die vorgesehenen 20.000 Euro bei.

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Trotz vieler bereits eingegangener Spenden fehlt jetzt im Zuge der Hausschwammsanierung noch viel Geld. Pfarrer Ulrich Sickinger hofft deshalb, dass der im Januar 2019 gestartete Spendenaufruf weiterhin auf offene Ohren stößt, denn was die Kirchengemeinde bei Beginn der Maßnahmen nicht aufbringen kann, bleibt als Schulden stehen. „Wir sind für jede Spende dankbar“, so Ulrich Sickinger.

Der Blick zurück

Die sechs Glocken im Turm der Liebfrauenkirche haben kunst- und sakralhistorische Bedeutung. Die zweit-größte der sechs wurde 1351 gegossen und ist damit die älteste datierte Glocke im Erzbistum Freiburg. Die jüngste stammt aus dem Jahr 1705. Maßnahmen zum Erhalt des Geläuts wurden von der Erzbischöflichen Glockeninspektion und nach Vorortuntersuchungen, vom Europäischen Kompetenzzentrum für Glocken „Pro Bell“ (Hochschule Kempten), angemahnt.

Schöner Anblick: Blick auf den Turm der Waldshuter Liebfrauenkirche, in dem in absehbarer Zeit drei neue Glocken hängen werden.
Schöner Anblick: Blick auf den Turm der Waldshuter Liebfrauenkirche, in dem in absehbarer Zeit drei neue Glocken hängen werden. | Bild: Ursula Freudig

Kernpunkt der Maßnahmen bei den historischen Glocken ist ihr leichtes Drehen, um den Aufschlagpunkt der Klöppel zu verändern. Zusätzlich wurde die Anschaffung von drei neuen Glocken zur Übernahme des „Alltagsgeschäfts“, sprich des dreimaligen täglichen Läutens, empfohlen. Nur noch bei besonderen Anlässen wie Hochfesten sollen zukünftig die historischen Glocken mit den neuen gemeinsam läuten.

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Dies zur Schonung der historischen Glocken und zur Optimierung der bislang nicht ganz runden Melodieführung des Glockengeläuts. Ende 2018 entschied der Stiftungsrat der Kirchengemeinde St. Verena, beide Maßnahmen umzusetzen. Erst danach wurde der Hausschwammbefall im Dachgebälk entdeckt.