Wieder mal missverstanden fühlten sich vor 25 Jahren Uriella und Icordo. Während Zeitungen, Radio und Fernsehen am 27. Januar 1998 deutschlandweit verbreiteten, das unter den bürgerlichen Namen Erika Bertschinger Eicke und Eberhard Eicke bekannte Führungsduo der in Ibach ansässigen Sekte „Fiat Lux“ habe für nächstes Jahr den Weltuntergang vorausgesagt, winkte Icordo noch am gleichen Tag gegenüber dem Alb-Bote beruhigend ab: „Nicht den Weltuntergang, nein, das Paradies sagt Uriella für 1999 voraus.“

Das Drehbuch

Allerding müsste, so Icordo, vor dem angesagten „goldenen Zeitalter“ der jetzige Globus erst auf Vordermann gebracht werden. „Reinigung“ nannte Icordo das und hatte dafür auch ein Szenario mit Zeitplan parat – eine Mischung aus Science-Fiction und Apokalypse, aus Überbleibseln des Kalten Krieges und Populärwissenschaft. Und so sah das „Fiat-Lux“-Drehbuch aus: Im Spätsommer 1998 der Dritte Weltkrieg. Russland überfällt Europa.

Der Krieg währt nur kurz, weil er durch eine kosmische Katastrophe gestoppt wird. Anfang 1999 verdunkelt sich die Welt für drei Tage. Danach kreuzen am Himmel „kilometergroße Raumschiffe“ auf und holen die „guten Menschen“ an Bord...

Ein Bild von Uriella ziert ein weißes Holzkreuz auf dem Grab in Ibach. Uriella starb 2019.
Ein Bild von Uriella ziert ein weißes Holzkreuz auf dem Grab in Ibach. Uriella starb 2019. | Bild: Fricker, Ulrich

„Nicht nur ,Fiat-Lux-Angehörige“, so Icordo. Die Evakuierung finde überall auf der Welt statt. Die „Guten“ aller Rassen würden mitgenommen, insgesamt ein Drittel der Menschheit. Die anderen zwei Drittel? Pech gehabt! Von denen werde nichts mehr da sein, wenn die Evakuierten zum Jahresende 1999 wieder auf die Erde zurückkämen, um dann in paradiesischen Zuständen weiterzuleben.

Um Fiat Lux ist es still geworden

Als das von Uriella vorausgesagte „goldene Zeitalter“ nicht anbrach, wandten sich viele von der Sekte ab, um die es nach dem Tod ihrer 90 Jahre alt gewordenen Gründerin im Februar 2019 immer stiller wurde. An der Trauerfeier für Uriella in der Ibacher Kirche nahmen noch etwa 100 ihrer Anhängerinnen und Anhänger teil.

Ihr inzwischen über 80-jähriger Ehemann „Icordo“ sprach in einem seiner letzten TV-Interviews davon, „Fiat-Lux“ arbeite jetzt „nur noch im Hintergrund“.

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