Die Erweiterung der Grund- und Werkrealschule Gurtweil wird teurer. Nachdem der Gemeinderat Waldshut-Tiengen im Juli 2021 eine Kostenschätzung in Höhe von 9,98 Millionen Euro abgesegnet hatte, beläuft sich die Summe inzwischen auf rund 10,96 Millionen Euro. Das entspricht einer Preissteigerung von etwa 980.000 Euro. Das Gremium stimmte den Mehrkosten in seiner jüngsten Sitzung geschlossen zu.
Der mit dem Projekt betraute Architekt Jürgen Moser aus Lörrach erläuterte im Gemeinderat die Gründe für die Mehrkosten. „Der belastete Bodenaushub muss einer besonderen Entsorgung zugeführt werden“, nannte er einen der zusätzlichen Posten.
Zudem sollte nach Ansicht des Architekten das neue Gebäude, das neben den bestehenden Schulhäusern aus den Jahren 1973 und 1983 errichtet wird, aus statischen Gründen voll unterkellert werden. Bislang sei kein Untergeschoss vorgesehen gewesen. Darüber hinaus seien zusätzliche Parkplätze und Außenbeleuchtung sowie eine Weitsprunganlage auf dem Schulgelände an der Leo-Beringer-Straße vorgesehen.

Mosers Kollegin Katja Gässler führte die Stadträte anhand der Baupläne durch das neue Gebäude. Dieses werde über den bisherigen Schulhof erschlossen. „Vom Haupteingang aus gelangt man in ein großes, offenes Foyer“, erklärte Gässler. Drei Oberlichter im Dach würden für viel Licht in der Eingangshalle sorgen.
Im Erdgeschoss des Erweiterungsbaus sind ein Musik- und ein Werkraum sowie ein Speise- und Aufenthaltsraum jeweils mit mobilen Trennwänden vorgesehen. So könne die Schule flexibel auf große Veranstaltungen reagieren.
Über die Haupttreppe geht es zu den Verwaltungsräumen im Obergeschoss mit Sekretariat und Lehrerzimmer. „Der Flur ist deshalb so groß, damit ihn die Schule je nach Vorlieben nutzen kann“, erklärte Katja Gässler.
„Den Wunsch des Gemeinderats nach Holz haben wir erfüllt“, fuhr die Architektin fort. Im Januar 2021 hatten sich mehrere Stadträte in einer Sitzung dafür ausgesprochen, das neue Gurtweiler Schulhaus bevorzugt aus Holz zu bauen.
Gässler zufolge werden die Wände in Holzständerbauweise errichtet. Die beiden oberen Stockwerke bekommen eine Holzfassade. Beton werde hingegen bei der Bodenplatte, beim Treppenhaus und beim Aufzugschacht sowie bei der Fassade des Erdgeschosses verwendet.
Stimmen aus den Fraktionen
„Das Gebäude ist stimmig. Ich kann es mir gut vorstellen“, sagte Harald Würtenberger, Fraktionssprecher der Freien Wähler, über die Pläne. Er wollte von Katja Gässler wissen, wieso im neuen Schulhaus nur zwei weitere Klassenzimmer vorgesehen seien. Die Architektin erläuterte, dass nach dem Umzug von Fach- und Verwaltungsräumen in den Neubau in den alten Gebäuden Platz für zusätzliche Klassenzimmer sei. Die dafür erforderlichen Umbaumaßnahmen seien weniger aufwendig, was Kosten spare.
Die Grünen-Fraktionssprecherin Petra Thyen erkundigte sich, ob die geplante Photovoltaikanlage auf dem Dach des Neubaus vergrößert werden könnte. Dazu erklärte Holger Hasse von der Firma Steybe Controlling in Kirchzarten in der Sitzung: „Natürlich kann man sie erweitern. Aber mehr Fläche würde zu mehr Kosten führen.“
Die Grünen-Stadträtin Antonia Kiefer bat angesichts der zusätzlichen Parkplätze und der Außenbeleuchtung „die Kosten im Blick zu behalten und nur das Nötigste“ umzusetzen. Ortsvorsteher Claudio Helling hält weitere Stellflächen jedoch für unumgänglich. „Die Parkplatzsituation um die Schule ist katastrophal. Alles ist zugeparkt. Rettungsfahrzeuge kommen teilweise nicht durch“, schilderte er das Problem.
Der CDU-Fraktionssprecher Philipp Studinger ergänzte, dass neben Parkplätzen auch zwei Elektroladestationen gebaut werden. Zum Schulprojekt insgesamt sagte er: „Wir stehen zu den gestiegenen Baukosten.“
Oberbürgermeister Philipp Frank rechtfertigte in der Sitzung die Mehrkosten: „Bei jeder Ergänzung wurde genau abgewogen, was sein muss.“ Er fügte hinzu: „So ist Bauen im Jahr 2022 – es hat seinen Preis.“