Jubel, Trubel, Heiterkeit: Seit gestern Abend ist das wieder Geschichte. Unter lautem Heulen und Wehklagen verabschiedeten sich auch in Waldshut und Tiengen die Narren von der Fasnacht und übergaben den Böög den Flammen. So groß die Trauer über den Hinschied der närrischen Zeit, so zufrieden fällt unterdessen die Bilanz der Zunftmeister Stephan Vatter (Waldshut) und Tobias Fritz (Tiengen) aus.
Waldshut: „Wunderschöne Tage“

Für Stephan Vatter ist der Schmutzige Dunschtig, der Startschuss für die heiße Phase der Fasnacht, gleichzeitig auch einer der persönlichen Höhepunkte der Fünften Jahreszeit, wie er sagt: „Ich mag diesen Tag besonders gern, weil rund um die Uhr etwas geboten ist und alles sehr traditionsreich ist.“ Gleichzeitig ist es natürlich für die Narren auch ein regelrechter Marathon, der sich vom frühen Morgen- bis in die Abendstunden hinein erstreckt.
Dass die Narro-Zunft dieses Jahr erhebliches Glück mit dem Wetter hatte, sei natürlich erfreulich dazu gekommen. Nachdem das Wecken am Morgen noch von leichtem Regen begleitet war, konnte der Kinderumzug am Nachmittag trocken absolviert werden: „Das ist einfach wichtig und hat dazu geführt, dass wir sehr viele Umzugsteilnehmer hatten“, so Vatter.
Volle Erfolge konnten die Narren auch mit ihren Kappenabenden verbuchen. An beiden Abenden spielten sie vor vollem Haus: „Wir haben viel positives Feedback erhalten.“ Überhaupt, so Vatter, seien die Abende auf der Bühne für jeden Akteur ein großer Spaß. Auch der Kinderball am Sonntag erwies sich als Publikumsmagnet, zu dem viele bunt kostümierte Nachwuchs-Narren strömten.
Gekrönt wurde das Ganze schließlich am Fasnachtsmontag mit der Närrischen Gass und dem Hexenumzug am Abend: „Es kamen sehr viele Besucher in die Innenstadt.“ Der Zuspruch sei spürbar größer gewesen als vergangenes Jahr, so Vatter. Dass Polizei und Sicherheitsdienst den ganzen Tag über „praktisch arbeitslos“ gewesen seien, sei besonders erfreulich gewesen.
Tiengen: Premieren als roter Faden
Tobias Fritz kommt beim Blick zurück gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. „Die Fasnacht war super. Kurz und heftig. Die Bürger- und Narrenzunft Tiengen ist sehr zufrieden.“ Höhepunkte der gesamten Fasnachtszeit waren für ihn die Feierlichkeiten rund um das 100-jährige Bestehen der VSAN (Vereinigung Schwäbischer Narrenzünfte) und das große Narrentreffen in Weingarten im Januar. Mit Blick auf die heimische Fasnacht erinnert sich Fritz glückselig an den Düengemer Obed und den Schmutzigen Dunschdig zurück.
Die Fasnacht war zwar ab Dreikönig kurz, der Zunftmeister habe aber das Gefühl, dass die Menschen sie bewusster wahrgenommen haben. „Die Leute hatten richtig Lust auf Fasnacht. Dieses Jahr ist jeder auf seine Kosten gekommen.“ Einen kleinen Wermutstropfen gibt es für Fritz dennoch, das sei ihm vor allem rund um den Umzug am Fasnachtssonntag bewusst geworden. „Wir haben das Narrennest früher aufgemacht, weil in Tiengen so viele Wirtschaften zugemacht haben. Aber alleine können wir das mit dem Narrennest nicht stemmen“, bedauert der Zunftmeister.
Die Fasnacht 2024 war für ihn aber auch noch aus einem anderen Grund ganz besonders: „Wir hatten viele Premieren. Die haben sich wie ein roter Faden durch die Fasnacht gezogen. Wer genau hingeschaut hat, hat es gesehen.“ Premiere 1: Der Auftritt des Tiengener Zunftmeisters als Waldshuter Geltentrommler beim Düengemer Obed. Premiere 2: Der erste Besuch des Tiengener Zunftmeisters beim Heringsessen am Schmutzigen Dunschdig in Waldshut. „Ich wusste gar nicht, auf was ich mich einlasse. Ich fand es richtig super. Schön kurzweilig“, resümiert Fritz.
Premiere 3: Der erste Waldshuter vor dem Narrengericht Tiengen. „Peter Kaiser war natürlich ein super Delinquent. Das war eine Sensation. Auch, dass die Stadtmusik Waldshut da war und die Tiengener unterstützt hat“, schwärmt Fritz. Premiere 4 gab es zum Schluss: Der Zunftmeister hat bei der Verbrennung am gestrigen Dienstag zum allerersten Mal die Trauerrede gehalten. Und wie kam das? „Beim 11.11 habe ich die letzte Trauerrede als schwach bezeichnet. Daraufhin meinten die Surianer, dass ich die nächste Rede halten soll“, erklärt Fritz lachend. Wie sich der Zunftmeister auf diesem ungewohnten Terrain bewegt hat, war bis zum Redaktionsschluss jedoch nicht zu erfahren.
Viele Anekdoten am Rande

Am Ende war es traditionell Sache der Junggesellen, noch einmal den Finger in die Wunde zu legen und die Verfehlungen der Fasnachter publik zu machen. Und Verbrennungsredner Timon Schmidt hatte so einiges zu erzählen, ehe der Scharfrichter Markus „Mörser“ Müller dem Narro sein flammendes Ende bereitete.
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