Den Chilbi-Bock hat er trotz unzähliger Anläufe noch nie gewonnen – was seine Zunftbrüder nicht müde werden zu betonen. Aber nun darf Joachim Paul Schneider zumindest den Heringsesserorden der Narro-Zunft Waldshut sein Eigen nennen. Beim traditionellen Heringsessen am Schmutzigen Dunnschdig wurde ihm dieser verliehen.
In vielerlei Hinsicht sei Schneider unentbehrlich für die Zunft und überhaupt eine wichtige Persönlichkeit der Fasnacht in der Waldstadt: „Du bist ein wirklich langjähriger Freund, Gönner und tatkräftiger Unterstützer des heimischen Brauchtums“, würdigte Zunftmeister Stephan Vatter die Verdienste des Geehrten. Genau solcher Leute bedürfe es, um die Fasnacht mit Leben zu füllen.
„Auszeichnung ist besondere Ehre“
Schneider selbst zeigte erfreut und dankbar zu gleich: „Es ist eine besondere Ehre für mich.“ In seiner Dankesrede verwies er auch sehr selbstironisch auf die Verdienste um die Narretei, die er sich allein im vergangenen Jahr erworben hatte – von einem spektakulären Fahrradabstieg, über eine unfreiwillige Geldspritze für die Stadtkasse, nachdem er geblitzt wurde, bis zum erneut erfolglosen Versuch, den Chilbi-Bock zu gewinnen. Ob man mit all diesen Erfolgen im Rücken auch noch Ambitionen hat, dieses Jahr OB zu werden? „Nein, ich bleibe wohl lieber bei meiner Arbeit als Steuerberater und spiele weiter Katz‘ und Maus mit dem Finanzamt.“

Über die Höhen und Tiefen aus dem Leben eines Oberbürgermeisters hatte denn auch Waldshut-Tiengens Stadtoberhaupt Philipp Frank in seiner Büttenrede so einiges zu erzählen. Dabei bestehe natürlich kein Zweifel: Beim Heringsessen gehört schon zu den Höhepunkten, wenn man sonst die meiste Zeit mit dem Bewältigen von Krisen beschäftigt sei. Aber generell könne man es als OB sowieso keinem wirklich recht machen.
Fachkräftemangel bei der Schließung des Landratsamts?
Dass der Fachkräftemangel sich auch massiv bei der Narrenzunft bemerkbar macht, musste Landrat Martin Kistler feststellen: „Gerade einmal vier ein Halb Narren haben das Landratsamt gestürmt.“ Da sei es beinahe schwer gefallen, die Amtsgeschäfte abzutreten.
Zielscheibe der Häme und des Spotts war derweil einmal mehr die Schwesterstadt Tiengen – nach dem Narrentreffen vom vorausgegangenen Wochenende noch viel mehr als ohnehin schon. Dass nämlich zu diesem Anlass die Gastronomie ihre Pforten geschlossen hatte sorgte sogar bei Rene Leuenberger von der Narro Altfischerzunft aus dem Schweizer Laufenburg für Kopfschütteln: „Nächstes Mal bringe ich dann halt mein eigenes Bier mit“, so sein Kommentar.
Der Obrigkeit den Spiegel vorgehalten
Regelrecht wehmütig wurde es dann beim Vortrag von Zunft-Urgestein Joe Keller, der zum Schluss kam: „Beizen muss man heute in der Waldshuter Innenstadt suchen“, vom reichhaltigen Überfluss früherer Zeiten sei nicht viel übrig. Aber das sei nur eines der Probleme, denn die beiden Stadttore als Wahrzeichen seien „auch eine Schande“.
Aber was ein echter Narr ist, bei dem hat die Wehmut keinen Bestand. Erst recht nicht bei einem derart schmackhaften Schmaus, wie er beim Heringsessen aufgefahren wird.
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