Dass Wölfe im Schwarzwald bis hinunter in die südlichen Ausläufer wieder anzutreffen sind, ist ein seit Jahren bekanntes Phänomen. Nun gibt es auch die erste Wolfsichtung in Waldshut-Tiengen. Am 30. Mai wurden gleich zwei Fotofallen-Aufnahmen von Wölfen im Bereich der Großen Kreisstadt angefertigt, die die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg mitteilt.

Dieser Wolf ist bislang nicht bekannt

In ganz Baden-Württemberg wurden in den vergangenen zehn Jahren inzwischen fast 800 Wolfssichtungen im Rahmen des groß angelegten Monitorings gemeldet. „Die Wolfsnachweise vom 30. Mai von der Gemeindeebene Waldshut-Tiengen sind nicht im urbanen Raum entstanden, sondern im ländlichen Gebiet, nahe der nördlichen Gemeindegrenze“, schildert Felix Böcker, Fachbereichsleiter für Wildtiermonitoring bei der FVA auf Nachfrage unserer Zeitung. Aus Datenschutzgründen würden Meldungen ausschließlich gemeindescharf registriert, nicht nach Ortsteilen.

„In beiden Fällen handelte es sich nicht um Sichtungen, sondern um Aufnahmen von Wildtierkameras“, so Böcker weiter. Ob es sich beide Male um dasselbe Tier handelte, könne nicht mit Sicherheit gesagt werden. Nach derzeitigem Kenntnisstand handle es sich aber sehr wahrscheinlich um ein Tier, „das wir noch nicht kennen“ – es sei also nicht der am Schluchsee beheimatete Wolfsrüde.

Nach derzeitigen Erkenntnissen haben der oder die gesichteten Wölfe die Gegend auch nur durchstreift. Hinweise auf Wolfsrisse oder gar eine Ansiedlung gebe es nicht.

Wölfe im Siedlungsgebiet sind die Ausnahme

Grundsätzlich komme es durchaus auch vor, „dass einzelne abwandernde Wölfe sich auch in Siedlungsgebiete verirren“, so er Experte weiter. In der Regel geschehe dies jedoch nicht vorsätzlich, und die Tiere versuchten schnellstmöglich wieder aus dem Siedlungsgebiet herauszufinden.

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„Wölfe legen, wenn sie alt genug sind und von Ihrem elterlichen Rudel abwandern, große Distanzen von vielen hundert Kilometern zurück“, so Böcker. Bei der Infrastruktur in Mitteleuropa komme es in diesem Kontext zwangsläufig auch zu solchen Situationen, die auch zu Begegnungen mit Menschen führen können. Das sei im vorliegenden Fall allerdings nicht geschehen. Zumindest seien der FVA bislang keine direkten Sichtungen gemeldet worden.

So verhalten Sie sich richtig

Wer in einem Wald spazieren geht, wo Wölfe nachgewiesen sind, sollte dennoch vorsichtig sein – auch wenn Begegnungen im Normalfall selbst nachts keine Gefahr darstellen würden, wie das Umweltministerium kürzlich auf Anfrage schilderte. Bei der Begegnung mit einem Wolf sollte man Ruhe bewahren, meist beobachten die Tiere den Menschen nur aus der Ferne. „Begegnen Sie den Tieren mit Respekt, halten Sie Abstand, gehen Sie nie auf die Tiere zu und bedrängen Sie diese nicht“, rät das Ministerium.

Noch mehr Hinweise zu Begegnungen mit Wölfen haben wir hier für Sie zusammengestellt: Angst vor dem Wolf: Das müssen Sie bei einer Begegnung beachten