Frau Raatz, ein Dorfbrand ist ein tragisches Ereignis, warum erinnern Sie mit einem großen Dorffest an die Geschehnisse vor 150 Jahren?

Diese Frage haben wir im Organisationskomitee auch diskutiert. Aber wir feiern mit dem Dorffest nicht den Brand, sondern den Wiederaufbau danach. Der Wiederaufbau war ein Meilenstein für unser schönes Dorf. Der Dorfbrand jährt sich in diesem Jahr zum 150. Mal, deswegen organisieren wir, nach 2000, zum zweiten Mal ein großes Dorffest.

Wie ist der Brand ausgebrochen?

Ein Sohn ist 1875 vom Militärdienst nach Hause gekommen und sollte seinem Vater bei der Arbeit auf den Feldern helfen. Darauf hatte dieser aber keine Lust und ist stattdessen ins Wirtshaus gegangen. Zuhause hat er natürlich Ärger mit seinem Vater bekommen. Im Zorn darüber hat er Stroh in der Scheune in Brand gesetzt. Das Feuer hat sich in Windeseile im Dorf verbreitet. 44 Gebäude wurden bei diesem verheerenden Brand zerstört – das war etwa die Hälfte des Dorfes. Auch die Kirche fiel den Flammen zum Opfer. Glücklicherweise gab es aber keine Todesopfer.

Wie gestaltete sich der Wiederaufbau?

Der Zusammenhalt nach dem Brand war im Dorf groß. Die Bewohner haben sich gegenseitig unterstützt. Auch aus den umliegenden Dörfern war die Hilfe enorm, die dortigen Bürger spendeten Lebensmittel, Geld und dringend benötigte Dinge. Die Gebäude wurden durch den Wiederaufbau größer und prächtiger. Ob alle wieder aufgebaut wurden, ist mir nicht bekannt.

Maike Raatz spricht über den verheerenden Dorfbrand 1875 in Mauchen und die Vorbereitung für das Dorffest am 12. und 13. Juli, das an ...
Maike Raatz spricht über den verheerenden Dorfbrand 1875 in Mauchen und die Vorbereitung für das Dorffest am 12. und 13. Juli, das an den erfolgreichen Wiederaufbau erinnert. | Bild: David Ratz

Ist der Dorfbrand noch heute im Dorfleben in Mauchen präsent?

Mit unserem Dorffest erinnern wir bereits zum zweiten Mal an den Dorfbrand. Wir haben eine Gedenktafel gestaltet, die nach dem Dorffest-Wochenende am Rathaus angebracht wird. Während des Fests ist sie nach der Enthüllung bei der offiziellen Eröffnung auf dem Festgelände ausgestellt. Auch die Kirche trägt die Jahreszahl ihres Wiederaufbaus. Sonst sind die Geschehnisse vor 150 Jahren nicht im Alltag zu spüren.

Seit wann laufen die Planungen?

Bei der Besprechung der Vereine im November 2023 ist das Thema erstmals aufgekommen. Das erste Treffen war im April 2024. Am vergangenen Donnerstag war die letzte Sitzung vor dem Fest, es war die 16. Im Schnitt haben wir uns alle sechs bis acht Wochen getroffen.

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Wer ist an der Organisation beteiligt?

Sieben Vereine stellen das Dorffest auf die Beine: Der Narrenverein, der Förderverein Schwimmbad, der Musikverein, der Ja-Verein, der Sportverein, der Frauenverein und die Guggenmusik. Im Hauptkomitee sind wir 14 Personen. Es gibt mehrere Untergruppen, die sich um die einzelnen Punkte, Rahmenprogramm, Marketing, Infrastruktur, Sponsoring, Bürokratie, Kinderprogramm und Dorf-Broschüre kümmern, diese werden durch weitere Helfer unterstützt.

Was ist beim Dorffest geboten?

Das Programm wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Es gibt viel Live-Musik für Jung und Alt und zahlreiche Aktionen. Wir haben einige Vegetarier im Ort, für die es in der Regel auf Festen immer ein kleines Angebot gibt. Daher war mir ein entsprechendes Angebot wichtig. Jeder Verein hat ein vegetarisches Gericht geplant. Es gibt zum Beispiel frittierte Pilze, Schaschlik-Spieße mit Gemüse, ein vegetarisches Badisches Dreierlei, Käseburger, Vegi-Hotdogs, Salatbowls und natürlich auch Pommes. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei. Die Besucher dürfen sich auf eine schöne Atmosphäre, gutes Essen und ein tolles Programm freuen. Es lohnt sich auf jeden Fall, vorbeizukommen.

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Auf was freuen Sie sich persönlich am meisten?

Mein persönliches Highlight ist der Auftritt von Silvermans Friends am Samstag. Die Band war schon beim Schwimmbadjubiläum 2024 zu Gast. Aber auch auf die Motorrad-Oldtimerausstellung freue ich mich. Der Motorradclub Reckingen, die Oldtimerfreunde Hochschwarzwald und der Zündappclub Mauchen bringen zahlreiche historische Motorräder mit. Wir freuen uns natürlich, wenn auch noch weitere dazukommen würden.

Inwiefern spielt der Dorfbrand bei dem Fest eine Rolle?

Beim Fassanstich am Samstag, 12. Juli, um 17 Uhr wird die Gedenktafel enthüllt und wir erklären, warum wir mit dem Dorffest an den Wiederaufbau erinnern. Zudem verkaufen wir eine Broschüre über die Geschichte von Mauchen, in der natürlich auch der Dorfbrand eine Rolle spielt. Die Dorfbroschüre wurde im Jahr 2000 von Hermann Bernauer, Christel Blattert, Rudolf Geng, Gabriele Güntert und Sylvia Hotz erarbeitet. Hermann Bernauer, Rudolf Geng, Sylvia Hotz und Dominik Rombach haben sie neu aufgelegt. Die Broschüre wird an einem eigenen Stand erhältlich sein, wo auch die Gedenktafel über das Dorffest ausgestellt sein wird.

Was haben Sie für die Kinder geplant?

Sie könnnen sich Kinder-Tattoos machen lassen, Buttons und XXL-Seifenblasen herstellen und auf einer Rallye das Dorf erkunden. Am Sonntag kommt die Jugendfeuerwehr und bietet viel Action und Spaß.

Für das Dorffest ist bestimmt der ganze Ortsteil auf den Beinen.

Mauchen hat 430 Einwohner. Jeder Helfer am Fest bekommt einen Helfer-Button, wir haben 185 hergestellt. Das Dorffest wird also von vielen engagierten Helfern auf die Beine gestellt.

Was zeichnet Mauchen aus?

Ich bin selbst nicht gebürtig aus Mauchen. Was mich an Mauchen fasziniert, ist der große Zusammenhalt im Dorf. Wir haben ein großes Angebot, bei zehn Vereinen ist für jeden etwas dabei. Das ganze Jahr über gibt es zahlreiche Veranstaltungen. Der Zusammenhalt und das Engagement im Dorf sind einfach einzigartig.

Das ist beim Fest geboten

  • Samstag, 12. Juli: Das Dorffest beginnt am Samstag, 12. Juli, um 16 Uhr mit den Musikvereinen Dillendorf und Blumegg und wird um 17 Uhr offziell eröffnet. Um 18.30 Uhr singt das Duo Leah & Cindy, um 19 Uhr gibt es zwei halbstündige Vorführungen des Zirkus Zebrasco, um 20 Uhr spielen die Gaudi-Blech-Buebe und ab 21 Uhr die Silverman‘s Friends.
  • Sonntag, 13. Juli: Der Sonntag, 13. Juli, startet um 10.30 Uhr mit einem Festgottesdienst, um 11 Uhr spielt der Musikverein Grimmelshofen, um 11.30 Uhr die Notenfuxer (Jugendorchester) und um 13 Uhr die Trachtenkapelle Brenden mit dem Voices Chor, um 14 Uhr die kleine Blaskapelle Ulkig und um 15.30 Uhr Dosenblech. Ab 11 Uhr findet auch ein Oldtimer-Motorradtreffen statt mit dem Motorradclub Reckingen, den Oldtimerfreunden Hochschwarzwald, dem Zündappclub Mauchen und vielen mehr.