Mit dem bevorstehenden Schulstart in Baden-Württemberg dürften erneut Diskussionen über die Ausstattung der Schulen mit Luftfiltern in den Fokus rücken. Der Präsenzunterricht an Schulen soll stattfinden – und stellt einen Risikofaktor in der vierten Welle der Corona-Pandemie dar. Denn Kinder unter zwölf Jahren dürfen nicht gegen das Corona-Virus geimpft werden. Bei der Altersgruppe zwischen zwölf und 17 Jahren liegt die Impfquote im Land bei rund 25 Prozent.
Seit Ende der Sommerferien in Rest-Deutschland hat sich der Inzidenzwert in der Altersgruppe zwischen fünf und 14 Jahren enorm erhöht. In Rheinland-Pfalz hat er sich laut Robert-Koch-Institut innerhalb von zwei Wochen verdoppelt, in Nordrhein-Westfalen innerhalb von vier Wochen verdreifacht – in beiden Ländern liegt er bei über 300. In Baden-Württemberg liegt der Inzidenzwert kurz vor den Sommerferien bei den Bis-14-Jährigen nicht merklich über jungen Erwachsenen.
Wie also kann ein Anstieg nach den Sommerferien verhindert werden? „Neben den Testungen und dem Tragen von Masken spielt der Aspekt der Raumlufthygiene eine zentrale Rolle. Vorrangig ist ein sachgerechtes Lüften von Innenräumen am wirksamsten“, sagt Tobias Herrmann, Pressesprecher des Landratsamts Waldshut.
Der Landkreis ist in Waldshut-Tiengen Träger von sieben Bildungseinrichtungen und weiteren vier in Bad Säckingen – hauptsächlich Berufs- und sonderpädagogische Schulen. Die Schulleitungen dieser Schulen ließen prüfen, welche ihrer Schulräume nicht oder nur eingeschränkt lüftbar beziehungsweise nicht an eine Lüftungs-Anlage angeschlossen sind.
Laut Tobias Herrmann sei bei allen Klassenzimmern der kreiseigenen Schulen festgestellt worden, dass diese ausreichend belüftet seien. Lediglich weniger als 10, zumeist kleinere Neben- oder Differenzierungsräume wurden als „eingeschränkt lüftbar“ eingestuft. Für diese Räume hat der Landkreis die Beschaffung von Raumluftfiltergeräten in die Wege geleitet.
„Eine umfassende Ausstattung aller Schulräume, die sachgerecht gelüftet werden können oder an eine raumlufttechnische Anlage angeschlossen sind, mit Raumluftfiltergeräten ist derzeit nicht vorgesehen.“Tobias Herrmann
Bei den neun Schulen, die sich in Trägerschaft der Stadt Waldshut-Tiengen befinden, hat sich die Prüfung der Räumlichkeiten derweil „aufgrund der Sommerferien“ verzögert. Der genaue Bedarf an Raumluftfiltergeräten muss laut Stephanie Meyer, die bei der Stadtverwaltung für die Schulen zuständig ist, noch ermittelt werden.
„Solche Geräte ersetzen das regelmäßige Lüften und die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in den Unterrichtsräumen nicht. Also müssen bei der Abwägung, ob sich die Anschaffung lohnt, auch Aspekte wie Geräuschemissionen, Anschaffungs- und Instandhaltungskosten berücksichtigen.“Stephanie Meyer
Schulträger können für die Beschaffung der Raumluftfiltergeräten vom Land eine Zuwendung von maximal 50 Prozent der nachweisbaren Kosten bis zum Höchstbetrag von 2.500 € je Gerät erhalten. Ebenfalls eine Förderung von 50 Prozent erhalten die Schulträger für die Anschaffung von sogenannten CO2-Ampeln.
Diese Geräte zeigen anhand von Farben gut verständlich, wann es – auch außerhalb der 20-Minuten-Regel – Zeit zu lüften ist. Die Stadt hat laut Stephanie Meyer für alle
Die Justus-von-Liebig-Schule an der Waldshuter Von-Kilian-Straße muss sich über all das keine Gedanken machen: Die kreiseigene Schule ist vollends an eine raumlufttechnische Anlage angeschlossen. Die stellvertretende Schulleiterin Sandra Bihlmaier-Müller ist laut eigener Aussage sehr glücklich mit dem System.
„Dadurch konnten wir es uns sparen, alle 20 Minuten die Räume zu lüften, was wir gerade im Winter sehr begrüßt haben“, sagt sie. Das regelmäßige Lüften ist zwar in der Corona-Ordnung vorgesehen – bei Räumen mit raumlufttechnischer Anlage allerdings nicht. „Wir haben das extra abklären lassen. Das Lüften wäre sogar kontraproduktiv, weil es den festgelegten Luftstrom unterbrechen würde.“
Doch nützt das Filtern der Luft überhaupt etwas, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen. „Wir können das nicht mit Zahlen belegen, aber an unserer Schule gab es wenige Corona-Fälle. Ausbrüche in Klassen sind mir keine bekannt“, sagt die Konrektorin. Sie merkt allerdings auch an, dass ihrer Ansicht nach auch an anderen Schulen „das Virus nicht durch die Klassen gerauscht“ sei.