Was die Abstellmöglichkeiten von Fahrrädern am Tiengener Bahnhof betrifft, besteht ein eklatantes Missverhältnis zwischen Angebot und Bedarf. Zu diesem Ergebnis kommt das Darmstädter Planungsbüro Var+ nach einer Bedarfsanalyse.
Einig ist sich der Gemeinderat, dass sich hier etwas verbessern muss und gerade hochwertige Abstellmöglichkeiten errichtet werden sollen, zumal sich dies gut mit den derzeit laufenden Baumaßnahmen zur Errichtung des Park-and-Ride-Platzes vereinbaren lässt. Wie die Lösung konkret aussehen könnte, darauf will sich das Gremium in der nächsten Sitzung festlegen.
Es fehlen über 60 Fahrradabstell-Plätze
Nach aktuellem Planungsstand sind am westlichen und östlichen Ende der neu geschaffenen Parkfläche insgesamt 36 Abstellmöglichkeiten für Fahrräder vorgesehen. Dabei handelt es sich um überdachte Plätze mit Bügeln, an denen die Fahrräder angeschlossen werden können.
Doch selbst dieses zusätzliche Angebot reicht bei weitem nicht, um die Erfordernisse zu decken, die eine Analyse des auf Radverkehrsplanung spezialisierten Büros Var+ ermittelt hat. So fehlen allein auf der Nordseite der Gleisanlagen 30 Abstellplätze, auf der Südseite müssten noch 34 erstellt werden. „Damit reagieren wir nur auf die aktuelle Nachfrage“, so Var+-Geschäftsführer Uwe Petry. Perspektivisch werde der Bedarf in den nächsten Jahren wohl noch zu nehmen.
Nicht nur Bedarf, sondern auch Anforderungen wachsen
Dabei sei auch klar: Einfach nur zusätzliche Abstellbügel aufzustellen reicht nicht mehr aus. Es gehe um hochwertige und sichere Abstellmöglichkeiten denn auch in Tiengen gebe es immer mehr E-Bikes und Lastenfahrräder, für die geeignete Abstellplätze, am besten mit Lademöglichkeiten, benötigt werden, so Petry.
Nicht weniger als sechs Vorschläge, wie dies aussehen könnte, hatte Planer Uwe Petry im Gepäck. Vorstellbar wären am östlichen Ende des neuen Parkplatzes sowohl eine überdachte Sammelschließanlage für bis zu 42 Fahrräder, aber auch Fahrradboxen in verschiedenen Ausführungen, die Platz für etwa 20 bis 25 Fahrräder bieten. Gerade die Sammelschließanlagen böten die Möglichkeit einer Erweiterung auf doppelstöckige Nutzung.
Hohe Zuschüsse zu erwarten
Der Kostenrahmen variiert je nach Variante stark und reicht bis an die 96.000 Euro heran. Jedoch gibt es staatliche Förderungen von bis zu 75 Prozent. Darüber hinaus ließen sich durch Mieten für die Nutzung der Fahrradgaragen wiederum Einnahmen erzielen. Die Richtpreise bewegten sich um die 120 Euro pro Jahr so Petry. Diese könnten aber auch ohne Weiteres auf 200 Euro angehoben werden.
Annette Klaas (FDP) regte außerdem an, Umweltverbände wie BUND oder Nabu für eine Patenschaft zu akquirieren. Dies könnte eine Signalwirkung haben, Menschen zum Umstieg aufs Rad zu animieren.
Noch keine Festlegung auf eine Variante
Auf Antrag von Claudia Hecht (SPD) vertagte das Gremium zunächst die Festlegung auf eine Variante auf die nächste Sitzung: „Wir benötigen Zeit, uns intensiver mit den Unterlagen zu beschäftigten“, so Hecht.
Allerdings gab es einhellig grünes Licht für eine Grundsatzentscheidung: Es soll auf jeden Fall eine geeignete Abstellanlage für Fahrräder am Park-and-Ride-Platz erstellt werden. Weitere Maßnahmen südlich der Gleise werden zu gegebener Zeit folgen.